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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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Gespräch einschaltet.»Nun, nun, Collin«, tadelt sie den jungen Mann. »Du wirst dem Mädchen noch das Ohr abquatschen, wenn sie dich lässt.« Ich drehe den Kopf und sehe eine kleine Frau mit runzeligem Gesicht und weißen Haaren, die sich neben mir an der Theke nieder-gelassen hat. Sie lächelt mich an und ich bemerke dass ihr etliche Zähne fehlen. »Komm und setz dich zu mir mit deinem Bier, Liebes«, fordert sie mich auf, »ich langweile mich, wenn ich allein Tee trinke, und ich verspreche dir nicht wie Collin über unsere heimischen Touristenattrak-tionen zu faseln.«
    Zuerst zögere ich, aber irgendetwas an ihrem bittenden Lächeln bringt mich dazu zu nicken.
    Ich folge ihr zu einer Sitzecke ganz hinten im Pub, abseits von allen anderen Gästen, und lasse mich auf einer harten Holzbank nieder.
    Dann wende ich mich der Frau zu und stelle überrascht fest, dass ihre Haltung sich plötzlich vollkommen verändert hat. Ihre freundlich blickenden Augen sind jetzt hart und durchdrin-gend und ihr Mund ist zu einer festen, verkniffe-nen Linie zusammengepresst. »So, Fräulein, dann erklär mir mal«, hebt sie mit scharfer Stimme an, die kein bisschen brüchig mehr klingt, »warum eine heimtückische Sidhe wie du versucht, einen unschuldigen Barmann hereinzulegen?«
    Schockiert starre ich sie an. »W-Was?« Woher weiß sie, dass ich eine Sidhe bin? Ist sie selbst eine Elfe? Auf einmal wird mir bewusst, dass ich vor Angst zittere.
    »Aber ich kann dir versichern, Collin ist ein ganz lieber Junge. Sehr gewissenhaft und pflichtbewusst. Ich werde nicht zulassen, dass du versuchst, ihn dazu zu überlisten, die Regeln zu brechen, nur um seine Willensstärke zu testen.«
    »Aber ... ich habe nicht... ich bin nicht … ich wollte ihn nicht überlisten«, stammele ich. »Ich versuche wirklich Tir Na Nog zu finden. Ich war noch nie dort und muss unbedingt schnellstmöglich dorthin.«
    Die Frau beäugt mich misstrauisch. »Wie kannst du das behaupten?«, fragt sie scharf. »Eine Lüge von einer Sidhe. Ich dachte, das sei unmöglich.«
    »Ich lüge nicht. Ich bin noch nie dort gewesen Ich schwöre es.«
    »Aber ich habe dich selbst dort gesehen, Mädchen« beharrt sie. »Auf dem Thron, an deinem Krönungstag.«
    Mir klappt der Unterkiefer herunter. Natürlich!
    »Sie meinen, Sie haben ... oh mein Gott.« Ich bebe am ganzen Körper vor Aufregung. »Sie haben Sunny gesehen!«
    »Richtig, Sunny«, pflichtet die Frau mir bei.
    »Aber du bist Sunny, oder nicht? Bist du etwa eine Art Wechselbalg von ihr?«
    »Nein. Ich bin kein Wechselbalg. Ich bin ihre Schwester. Ihre Zwillingsschwester. Und ich versuche verzweifelt, sie zu finden. Bitte«, flehe ich und schenke der Frau meinen schönsten Augenaufschlag. »Können Sie uns nicht helfen, Tir Na Nog zu finden? Mir und meinen Freunden?«
    »Nun, natürlich kann ich das!« Die Frau lächelt ein breites, zahnloses Lächeln. »Ich wäre keine besonders begabte gute Fee, wenn ich das nicht könnte, oder?«

23
    »Gute Fee?« , wiederhole ich verwirrt. »Sie sind eine echte gute Fee wie aus dem Märchen?«
    »Natürlich«, sagt sie und wirkt ein wenig gekränkt. »Erkennst du sie denn nicht, wenn du eine siehst? Wir sind schließlich die einzigen Sidhe, die aussehen wie alte Omis.«
    Ich zucke die Achseln. »Ich habe noch nie eine echte Sidhe gesehen, gleich welcher Art. Ich meine, abgesehen von meiner Familie natürlich, und wir sehen einfach wie ganz gewöhnliche Menschen aus. Wie sehen Sidhe denn normaler-weise aus?«
    »Jung, schön, groß, blond, perfekte Figur.« Sie seufzt niedergeschlagen. »Du weißt schon, die typische Disneyprinzessin plus Flügel. Es ist wirklich ungerecht.«
    »Wow. Und wieso sehen Sunny und ich nicht so aus?«
    »Wahrscheinlich, weil ihr nie einen Fuß ins Elfenreich gesetzt habt. Man nennt die Insel schließlich nicht umsonst Tir Na Nog, weißt du.«
    »Ach so, stimmt.« Ich erinnere mich, irgendwo bei meinen Recherchen gelesen zu haben, dass Tir Na Nog »Ort der ewigen Jugend und Schönheit« oder so was Ähnliches bedeutet.
    »Sobald du Tir Na Nog betrittst, alterst du nicht mehr«, sagt sie mit einem verträumten Blick in den Augen. »Es sei denn, du bist dazu bestimmt, eine gute Fee zu werden«, fügt sie düster hinzu.
    »Herzlichen Dank, Walt Disney.«
    »Wie bitte?«
    Sie schüttelt erbost den Kopf. »Früher einmal waren wir guten Feen genauso jung und schön wie die anderen Sidhe«, erklärt sie mir. »Aber dann kam dieser Disney daher und produzierte

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