Beiß mich, wenn du dich traust
das erste Mal vergisst man nicht.«
»Soll mich das jetzt trösten oder was?«
Ich kaue auf meiner Unterlippe. »Hör mal Corbin, ich mag dich. Du bist ein toller Kerl. Du bist leidenschaftlich, stark und ein interessanter Gesprächspartner ...«
»Lass mich raten, es liegt nicht an mir, es liegt an dir«, unterbricht er mich. »Und du möchtest, dass wir Freunde bleiben.«
Ich seufze hilflos. »Ich habe einen festen Freund.«
»Das hast du bereits gesagt.«
»Und ich liebe ihn. Als Blutsgefährten haben wir eine starke Bindung zueinander. Die zerreißt man nicht so einfach.«
»Ja. Das hast du sehr deutlich gemacht.«
»Das bedeutet aber nicht. . .« |
»Dass wir nicht Freunde sein können?« Er schnaubt. »Doch, das bedeutet es, Rayne. Das bedeutet es definitiv.«
Mir kommen die Tränen, als ich so viel Wut in seiner Stimme höre. »Warum nicht? Warum muss es denn alles oder nichts sein?«
Corbin fährt sich rasch mit der Hand durchs Haar.
»Weil ich keine besonders freundschaftlichen Gefühle für dich habe« , gesteht er. »Ich liebe dich, aber ich hasse dich auch. Ich bin hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, dich zu küssen ...« Er sieht mich mit blutunterlaufenen Augen an. » … und dich zu töten.«
Ich schlucke. »Vielleicht sollte ich besser gehen.«
Ich mache Anstalten, vom Sessel aufzustehen.
»Ja, das solltest du«, sagt Corbin langsam. »Aber das wirst du nicht.«
Schnell wie der Blitz springt er vom Bett und zieht etwas unter der Matratze hervor. Ich keuche auf.
Es ist ein Pflock.
»Corbin, was soll das ...« Ich weiche zurück und spüre die Fensterscheibe hinter mir. Mist. Keine Fluchtmöglichkeit und Corbin versperrt mir den Weg zur Tür.
»Wenn ich dich nicht haben kann«, knurrt er, »werde ich dafür sorgen, dass niemand dich bekommt.«
»Corbin, bitte«, flehe ich und versuche verzweifelt, ruhig zu klingen, während sich meine Gedanken auf der Suche nach einem Ausweg überschlagen. »Das sind nur die Nachwirkungen meines betörenden Vampirdufts. Eigentlich hasst du mich, erinnerst du dich? Du hältst mich für einen jämmerlichen Jägervampir, der zu Hause unterrichtet wurde. Wirf nicht alles weg wegen eines Gefühls, das nicht mal real ist.«
Sein Gesicht läuft vor Zorn knallrot an.
»Vampirduft?«, fragt er. Auweia. Vielleicht hätte ich das lieber nicht erwähnen sollen. »Willst du damit sagen, dass du nicht nur mein Blut geraubt, sondern auch meinen Verstand manipuliert hast?«
Er starrt mich mit seinen dunkel umränderten Augen an. »All die Qual, die ich empfinde ... all dieser Schmerz … das ist nur eine Art Vampirzauber?«
Ich nicke schwach. Keine gute Idee, wirklich.
»Ich hätte dir niemals trauen sollen«, knurrt er schwingt seinen Pflock, während er einen Schritt auf mich zugeht. »Du bist genau wie alle anderen.
Eine kranke verkorkste, abscheuliche, blutsau-gende Bestie. Und genau wie die anderen ver-dienst auch du es nicht zu leben.«
Er fliegt so schnell auf mich zu, dass ich kaum Zeit habe zu reagieren. Den Bruchteil einer Sekunde, bevor sein Pflock mein Herz trifft, gelingt es mir auszuweichen. Er knallt gegen das Fenster, das Glas zerspringt unter dem Aufprall und zerschneidet ihm die Hand. Blut tropft aus der Wunde und ich merke, wie meine Vampirzähne begierig länger werden.
Ich flitze zur Tür, aber er ist zu schnell, stürzt sich auf mich und schafft es, mich am Fußknöchel zu packen. Ich verliere das Gleichgewicht und falle krachend zu Boden. Als er versucht, mich zu sich heranzuzerren, grabe ich die Finger in den Teppich, bekomme ihn aber nicht richtig zu fassen. Also trete ich mit meinem freien Fuß zur Seite, dabei trifft mein Doc-Martens-Stiefel mit der Stahlkappe seine Nase. Ich höre ein Knacken, gefolgt von einem Schmerzensschrei. Im selben Augenblick lässt Corbin meinen Knöchel los. Ich rolle mich herum, schnelle auf die Füße, packe ihn an den Schultern und ramme ihn gegen die Wand. Sein Kopf prallt dumpf auf und er sackt bewusstlos zu Boden, während Blut aus seiner Nase von seinen Händen und seinem Hinterkopf läuft. Der Geruch und der Anblick all des Blutes überwältigen mich und im nächsten Moment liege ich auch schon über ihm, die Fangzähne tief in seinen Hals gebohrt, ich kann einfach nichts dagegen tun.
Ich spüre, wie er sich unter mir schwach hin und her windet, als er wieder zu Bewusstsein kommt, aber er ist ungefähr so stark wie ein Neugebo-renes. Ich schmecke seine Wut, seinen Schmerz, seine Qual -
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