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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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jeder Schluck ist köstlicher als der vorherige und ich kann bei der unablässig strö-
    menden Ekstase kaum einen klaren Gedanken fassen. Sein Herz hämmert unter mir stark zuerst, dann immer schwächer, während ich Schluck um Schluck von seinem würzigen, heißen Blut trinke.
    Schon bald erlahmt sein Widerstand und sein Körper wird schlaff. Sein Puls verlangsamt sich und das Blut schmeckt fast noch köstlicher. Ganz benommen begreife ich, dass ich jetzt sein Wesen trinke, seine Seele und sein Leben fließen in mich hinein. Und das ist unbeschreiblich gut.
    Auf einmal werde ich von ihm weggerissen und buchstäblich quer durch den Raum geschleudert.
    Mit einer Wucht, die Putz von der Decke regnen lässt, krache ich gegen die Wand. Stinksauer fahre ich herum, um festzustellen, wer mich beim Abendessen gestört hat. Jareth stiert mich mit gebleckten Fangzähnen an, faucht wie ein toll-wütiger Kater und warnt mich, nicht näher zu kommen. Ich wimmere vor Schreck und Furcht, während ich in die Zimmerecke krieche, die Knie an die Brust ziehe und die Arme um mich schlinge. Blut – Corbins Blut – tropft auf meinen Rock und hinterlässt einen dunkelroten Fleck und ich fühle mich plötzlich total wie Lady Macbeth.
    Dieser verdammte Fleck wird niemals wieder rausgehen.
    Ich sehe zu, wie Jareth Corbins Puls fühlt, dann das Ohr an seinen Mund hält, um festzustellen, ob er noch atmet. Oh Gott. Habe ich ihn umgebracht? Ich beiße mir auf die Lippe und vergesse, dass meine Vampirzähne noch ausgefahren sind.
    Sofort füllt mein eigenes Blut meinen Mund und mischt sich mit dem meines Opfers.
    »Verdammt, Rayne«, sagt Jareth heiser, ehe er Corbins schlaffen Körper hochhebt und sich zu mir umdreht. »Was hast du getan?«
    »Er hat versucht, mich umzubringen«, wehre ich mich schwach. Aber Jareth hört mir nicht zu. Er konzentriert sich wieder auf Corbin und versucht hektisch, ihn mit Mund-zu-Mund-Beatmung wiederzubeleben. Mir ist schlecht. »Wird er wieder?«, frage ich. »Ich hatte nicht vor ...«
    Meine Stimme versagt. Denn was hatte ich eigentlich vor? Ich habe keine Ahnung. Der Mangel an Selbstbeherrschung, den ich bei dem Anblick und dem Geruch von frischem Blut an den Tag gelegt habe, war beängstigend.
    »Hör mir zu, Corbin«, höre ich Jareths Stimme dumpf durch meine gequälten Gedanken hin-durch. »Du hast eine Menge Blut verloren. Du musst jetzt eine Entscheidung treffen.«
    Purer Horror überkommt mich, als ich begreife, was Jareth ihn fragen wird. »Nein!«, schreie ich und stehe taumelnd auf. »Das will er nicht! Alles, nur das nicht! Corbin hasst Vampire. Sie haben seine Eltern getötet. Er würde lieber sterben, als zu einem von uns Monstern zu werden.« Was, so scheint es, dank mir die einzige Alternative ist.
    »Rayne, verlass das Zimmer. Sofort!«, knurrt Jareth mich an und bleckt abermals die Vampirzähne. Ich weiche zurück, als mein Liebster sich in eine bedrohliche Bestie verwandelt. Hat mich Corbin gerade auch so gesehen?
    Ich gehe und schließe die Tür hinter mir. Im Flur sinke ich zu Boden, denn ich weiß nicht, wohin ich mich wenden oder was ich tun soll. Aus dem Zimmer kann ich Geräusche hören. Jareth murmelt Corbin etwas zu, zu leise, als dass ich es verstehen könnte. Corbin, der offensichtlich wieder bei Bewusstsein ist, murmelt etwas zurück. Ich versuche zu schlucken, aber der Kloß in meinem Hals ist zu groß. Wie wird er sich ent-scheiden? Und ist er in seinem Zustand überhaupt in der Lage, diese wichtige Entscheidung zu treffen?
    Nach einiger Zeit, die mir wie eine Ewigkeit vorkommt, öffnet Jareth wieder die Tür. Er nickt mir zu und ich rapple mich auf, um ihm in unser Zimmer zu folgen. Hätte ich doch nur meinen Schlüssel nicht vergessen. Dann wäre das alles nicht passiert.
    »Geht es ihm besser?«, frage ich.
    »Hängt davon ab, was du unter >besser< verstehst.«
    »Ist er... tot?«
    »Rein klinisch wird er es bald sein. Er hat viel zu viel Blut verloren, um zu überleben.«
    »Rein klinisch?« Angst steigt in mir auf. »Du meinst also ...?«
    Jareth lässt sich aufs Bett fallen. Er sieht erschöpft aus. In dem Moment sehe ich, dass sein Handgelenk mit einem blutenden Stück Stoff verbunden ist, und weiß genau, was er getan hat.
    »Corbin wollte niemals zu einem Vampir werden«, protestiere ich und die Verzweiflung überwältigt mich, sodass mir ganz schwindelig wird. »Er hasst Vampire mehr andere auf der Welt. Er will ihre ganze Art vernichten.«
    »Vielleicht wird er das

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