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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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ausgeschaltet hatte, und suchte mir ein Wäldchen aus Diamantbäumen aus. Ich machte mich zurecht, verpaßte mir eine Nahrungsinjektion und überprüfte mein Haar, meine Kleidung und alles andere in dem langen Spiegel der Boo, dann ließ ich mich anmutig und schmachtend halb nieder in der richtigen Entfernung zum Würfel, den ich an einem Baumstamm verankert hatte. Ich verlor mich wirklich darin, trotz all meiner verrückten Hoffnungen und so. Ich hörte ihre Stimmen tatsächlich erst, als sie schon eine Weile da waren.
    Sie waren beide männlich, beide sehr groshing , einer weißhaarig, der andere schwarzhaarig.
    „Ich bin Sari“, sagte der eine prompt, sobald ich aufgeschaut hatte. „Das ist Lorun.“
    „Wie derisann “, murmelte ich. Das Tierchen knurrte, und ich versuchte, ihm heimlich eines hintendrauf zu geben.
    „Du bist einsam, nicht wahr?“ fragte Sari. Er sah mich durchtrieben an. Na ja, mit ihm hatte ich nichts am Hut.
    „Oh, ich bin nicht einsam“, sagte ich, „nur ziemlich hungrig. Ich war so mit Nachdenken beschäftigt, weißt du, daß ich das Essen vergessen habe. Gibt es hier irgendwo …?“
    „Komm mit mir“, meinte Sari.
    „Nein“, antwortete ich. „Ich möchte weiter nachdenken. Ich werde bald in Ekstase sein. Könntest du mir vielleicht etwas bringen?“ Und Sari, der Thalldrap , marschierte los, um etwas zu holen. Ich betrachtete meine Beute. Hmm.
    „Und du bist Lorun“, lächelte ich ihn an.
    „Richtig“, gab er zurück. Er beglückwünschte mich nicht einmal sarkastisch zu meinem bemerkenswerten Gedächtnis.
    „Das ist mein Tierchen. Ich fürchte, es wird dich beißen!“
    „Oh, ich bin an Tiere gewöhnt“, sagte Lorun. Er kam heran und setzte sich, und schon bald rollte sich das Tierchen auf den Rücken, alle vier Pfoten in die Luft gestreckt und wurde zaradann, als er seinen Bauch kitzelte. Nun ja, dem Tierchen war kein Vorwurf zu machen. Der Knabe hatte wirklich einen fesselnden Körper. Er war schlank und trotzdem muskulös, mit langen, kräftigen Beinen und groshing, kunstvollen Händen. Sein Haar war ziemlich kurz, nur etwa schulterlang, und er trug weder Bart noch Schnurrbart, nur diese ausgesprochen liebenswerten dunklen Augenbrauen und Wimpern, die sich so ungeheuer derisann von seiner Leichenblässe abhoben. Guter Geschmack.
    „Ich bin sicher, du bist doch einsam“, sagte er schließlich, nachdem er dem Tierchen und mir fast den Verstand geraubt hatte.
    „Nun ja“, räumte ich ein, „möglich.“
    „Vielleicht fremd in Vier BOO?“
    „Vier BEE.“ Ich muß gestehen, in diesem Moment dachte ich nicht einmal an das Kind.
    „Dann mußt du zulassen, daß ich als Einheimischer dich unter meine Fittiche nehme.“
    „Eine gute Idee. Es sind bestimmt nette Fittiche, um darunter zu sein.“
    „Wie bezaubernd du bist“, sagte Lorun. „Aber was ist mit deiner Ekstase?“
    „Die kann warten“, entschied ich.
    Aber er entschied, sie konnte nicht. Wir würden zusammen Ekstase haben. Gerade in diesem Moment entdeckte er Sari, der über den Rasen und die Terrassen zu uns zurückmarschierte, beladen mit Speis’ und Trank.
    „Komm“, sagte Lorun, „oder möchtest du gerade jetzt essen? Wenn du möchtest, können wir warten.“
    Ich wollte nicht warten und sagte nein. Also liefen wir durch die Bäume davon, wie freche Kinder in der Hypnoschule, unsere Boos zogen das Tierchen und den Denk-Würfel hinter sich her, mit ausgeschaltetem Licht.
    Wir hatten in einem robotgesteuerten Flugzeug Ekstase, aber Lorun spielte ständig an Knöpfen und Schaltern herum, so daß es wie mit Hergal in dessen besseren Zeiten war.
    Mitten im gräßlichsten Sturzflug, der mir normalerweise vor Angst den Hals zugeschnürt hätte, fragte Lorun mich, ob ich Lust hätte, ihn für zwei oder drei Einheiten zu heiraten.
    Selbst das Tierchen machte keinen Wirbel darum. Ich glaube, es hatte irgendwie das Gefühl, daß es ihn auch geheiratet hatte.
     
8
     
    Ich hatte nie gedacht, daß ich besonders empfänglich für Idyllen war, aber anscheinend war ich es. Wir lebten, atmeten, aßen, schliefen miteinander. Auch Lorun lebte mit einem Erzeuger zusammen, der zu der Zeit jedoch in Vier BAA weilte. Ihr Heim war eine große Ansammlung von eingeschlossenen Kuppeln und Türmchen unter einem blaßgoldenen See nahe der Stadtmitte. Es war eine gut gewählte Gegend mit nur wenigen anderen Häusern unter den lichtbraunen, seidigen Wassern. Seltsame Wasserpflanzen wogten hinter den Fenstern, während wir

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