Beiss nicht in die Sonne
gewöhnlichen Typ eines weiblichen Körpers aus. Er war dünn und zerbrechlich, hatte nichtssagende Brüste und strähniges, dünnes Haar. Ich entwarf ihn mit langsamer, peinlicher, perverser Sorgfalt. Ich gab ihm zu lange Beine und Hüften, dunkle, glanzlose Augen, hinter denen ich mich verstecken konnte und sicher war. Ich war eine geisterhafte Erscheinung, nicht so schlimm wie Hatta in unabänderlichen Horrorgestalten, aber nichtsdestoweniger fremd und seltsam in einer Welt, in der fast jeder schön ist. Dann hing ich noch eine lange Zeit in Limbo herum, und sie ließen es auch zu, wenn sie mich auch immer wieder darauf hinwiesen, daß ich nach Hause gehen sollte.
Hergal und Hatta kamen mich besuchen.
Hergal, nun wieder ein stattlicher Mann, starrte auf mein recht trauriges Äußeres und blickte leicht unbehaglich drein. Er liebte schließlich Exotisches. Hatta akzeptierte mich einfach mit jedem Blinzeln seiner vier rosa Augen.
Sie waren sehr vorsichtig und freundlich. So vorsichtig und freundlich, daß es geradezu taktlos und gemein war. Hergal machte ständig geistreiche Bemerkungen und erzählte mir, was es draußen gerade für wundervolle Dinge zu sehen gab. Hatta enthielt sich mühsam der Wiederholung seines biestigen Heiratsantrages. Schließlich beschloß ich, nach Hause zu gehen.
Sie ließen mich nicht in meiner Kugel fahren. Sie waren darin sehr diplomatisch, blieben aber fest. Sie flogen mich in einem robotkontrollierten Flugkörper in gelben Farbtönen nach Hause, an dem man nicht herumpfuschen konnte.
Ich ging in die Halle, unter der goldenen, sich öffnenden und schließenden Blume hindurch und wanderte durch die gründlich gereinigten Zimmer, wo einige Maschinen noch immer dabei waren, abzustauben und zu polieren. Ich ging in den Garten, und plötzlich sah ich das Tierchen, das am Pool eine intensive und sehr komplizierte Waschung veranstaltete.
„O Tierchen!“ rief ich. Mir fiel ein, daß ich es von mir fortgeschickt hatte, allein nach Hause, so gefühllos, bloß weil es mich an meine Zeit mit Lorun erinnerte. Ich merkte, wie lange ich es allein gelassen hatte und nicht an es gedacht hatte, und wurde von heftigen Gewissensbissen gepackt. Ich rannte vorwärts, die Arme ausgebreitet, und es gab ein krächzendes, erschrecktes Knurren von sich und floh heulend durch den Garten.
Ich war ganz entsetzt darüber, schockiert und schwach. Das war der letzte Schlag. Ich saß dort am Schwimmbecken, hielt meine nicht gewollten Arme umklammert, von Schmerz und Schuld gepeinigt, und ich erkannte plötzlich, was los war. Ich hätte lachen können, so einfach war es. Das Tierchen hatte nicht etwa Bitterkeit gezeigt, sondern echte, verwirrte Angst. Ich hatte mich verändert. Ich war nicht mehr das ihm bekannte Jang-Mädchen mit dem scharlachroten Haar, gertenschlank, mit exotischem Busen, ganz Schönheit und körperliche Grazie. Ich war dieses dünne, strähnige, teiggesichtige Wesen. Es hatte mich nicht erkannt. Farathoom! Wahrscheinlich hatte ich sogar einen anderen Geruch!
Also hüpfte ich in meine Kugel, raste nach Limbo und stürmte hinein. Sie guckten etwas merkwürdig, als sie mich sahen. Ich erklärte die Angelegenheit, und sie wichen zurück und hauchten: „O nein … äh … nein, nein … äh. Sicherlich nicht …“ und so weiter, bis mir einfiel, wie ich ihre Sympathie schon einmal unbeabsichtigterweise gewonnen hatte. Also steigerte ich mich wieder in diese simulierte Hysterie hinein und brüllte, was für schlimme Dinge ich tun würde, zum Beispiel, so wie ich war in das Limbobad zu springen. Sie besprühten mich mit etwas, das mich schlapp machte, und diskutierten aufgeregt über mich, worauf sie beschlossen, mir lieber meinen Willen zu lassen. So ließ ich sie meine Akte heraussuchen und bestellte eine genaue Kopie von mir, wie ich vorher gewesen war, mit scharlachrotem Haar und allem anderen.
Ich ging hinaus zum Schwimmbecken, bedeckt von klingelnden Ketten aus Goldanemonen und Purpurmuscheln und sang einen Jang-Schlager. Ich war nicht darauf vorbereitet, was passierte. Dieser weiße, pelzige Komet schoß aus dem Glasgras hervor und stürzte in meine Arme und bedeckte mein Gesicht mit sehr nassen Küssen.
„Ach, was sind wir doch für Idioten.“ Ich weinte fast, als wir uns gegenseitig um das Becken jagten und uns in die wieder erblühten Seidenblumen verwickelten.
Das Tierchen warf mir einen langen, vielsagenden orangefarbenen Blick zu. Es schien zu sagen: „Weißt du, daß hier
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