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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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konnte. Ich konnte nicht in Ruhe denken. Ich war wieder ganz aufgeregt. Mein armer, alter, geschundener Kopf stieß all die schlechten Erfahrungen der letzten Zeit beiseite und heftete seine verrückten Tentakel an die Expedition.
    Die Roboter des Sendezentrums waren sehr hilfsbereit. Sie verbanden mich direkt mit diesem Mann in seiner unheimlichen Villa mit hohen Säulen und Teppichen aus falschen Haaren. Er war als Glar Assule bekannt, wobei der Glar vermutlich selbst verliehen war. Er war auf eine sehr seltsame Art gutaussehend. Er hatte sich einen Körper ausgesucht, der irgendwie alt wirkte. Ich meine, er hatte Falten und eingegrabene Linien, und das pechschwarze Haar war aus der hohen, gewölbten Stirn zurückgewichen. Er hatte sich ernsthaft das Aussehen eines richtigen Glar aus längst vergangenen Zeiten gegeben. Er trug ein schwarzes Gewand und ein einziges Stahl-Ornament an einer Kette. Ich bemerkte, daß das Ornament Ähnlichkeit mit einer Figur hatte, die er auf einer seiner früheren Reisen in die Wüste gefunden zu haben behauptete.
    „Guten Abend, Glar“, platzte ich sofort los, glühend vor Begeisterung, aber er antwortete nicht. Er runzelte die Stirn.
    „Wie kann ich Ihnen helfen?“ fragte er und sah aus, als ob der bloße Gedanke, mir zu helfen, ihn bis zu den Füßen zu Eis erstarren lassen würde.
    „Nun ja“, murmelte ich respektvoll. „Ich habe gerade von Ihrer grosh… wunderbaren Expedition gehört und daß Sie Freiwillige brauchen.“
    „Allerdings“, antwortete er.
    Wir saßen da und schauten unsere dreidimensionalen Abbilder an.
    „Nun“, sagte ich schließlich, „ich würde gern Freiwillige sein.“
    „Ich verstehe.“
    O floopy Farathoom! Es war fast wie ein Gespräch mit einem Q-R.
    „Sehen Sie“, sagte ich dann nach einer gräßlich langen Pause, „wenn Sie Freiwillige suchen, gehen Sie nicht gerade den besten Weg, um sie zu bekommen, finde ich.“
    „Tatsächlich“, begann der Glar großspurig, „sollten die Freiwilligen, auf die ich hoffte, nicht den Jangs angehören.“
    Ich lachte. Nein, wirklich. Es brach einfach aus mir hervor. Ich verabscheute ihn. Als er das sagte, schleuderte er mir all die Mißgeschickte des letzten Vrek wieder ins Gesicht.
    „Sie wollen keine Jangs“, bellte ich ihn an. Er sprang auf. Ich kann ziemlich nervtötend sein, wenn ich will. „Warum nicht?“
    „Ich glaube nicht, daß ich das erklären muß“, sagte er.
    „Und ob Sie das müssen. Allgemeine Höflichkeit, oder haben Sie noch nie etwas davon gehört?“
    Er wurde steif und pompös und brummte: „Jangs sind zu unverantwortlich für die ernsthaften Studien, die ich im Sinne habe, fürchte ich.“
    „Schön“, sagte ich, „Jangs sind aber wahrscheinlich die einzigen, die Sie bekommen können. Wir sind alle ziemlich droad …“ – jetzt machte es mir nichts mehr aus, ihm gegenüber den Jang-Slang zu benutzen, er hatte es nicht anders verdient – „… und haben diesen groshing jugendlichen Enthusiasmus, der ansonsten verschwendet wird. Ich persönlich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als eine antike Ruine inmitten dieser derisann schwarzen Berge zu erforschen, aber wenn Sie meinen Erzeugern davon erzählten, würden sie sich vor Lachen ausschütten.“ Worauf ich ein sehr gemeines Jang-Slang-Zeichen machte und abschaltete.
    Na, er würde mich sowieso nicht mitnehmen, also schadete es auch nichts, überlegte ich, als der Schirm erlosch und ich anfing, mir Vorwürfe zu machen.
    Aber ich wurde ehrlich überrascht. Lange Zeit später, als ich überlegte, ob ich Thinta anrufen sollte, um mit ihr irgendwo meinen Kummer zu ertränken, und ausprobierte, ob das Tierchen um meinen Hals paßte, was es nicht tat, ging die Signallampe an, und Glar Assule erschien, sehr kratzbürstig und rosa.
    „Ich glaube“, legte er los, „daß Ihre jugendliche Rauhheit möglicherweise auf Geist hindeutet, und werde es mir überlegen, ob ich Ihnen nach alldem einen Platz in meinem Team einräume.“
    Irgendwie war ich jetzt etwas sadistisch.
    „Ach ja“, sagte ich leise, „und wie groß ist das Team bis jetzt?“
    Er machte „Hmm“ und „Ha!“, aber schließlich rückte er damit heraus. Es waren noch drei andere mit dabei. Anscheinend hatte er schon seit Ewigkeiten ohne Glück persönliche Sendungen ausgestrahlt, und die offizielle Sendung hatte nur diese drei schlapp klingenden Personen angezogen, die das Ganze, wie ich später feststellte, aus mißgeleitetem Kulturinteresse

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