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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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an, streichelte das Tierchen, wurde beinahe gebissen und sagte, er sei glücklich, daß ich mich für das Wildleben der Wüste interessierte. Ich gab zu, daß das Tierchen ziemlich wild war.
    Jedenfalls starteten wir schließlich, und – welch eine Freude! – hier war der Transparent-Turm die ganze Zeit, klar und durchsichtig. Wir setzten uns hinein, aber schon sehr bald fühlten sich die drei Frauen unwohl und gingen hinaus, um Wüstenorangen auf Eis aufzutreiben oder um mit ihren Licht-Häkelmaschinen zu spielen.
    Das Tierchen, der Glar und ich blieben, und er schien recht beeindruckt davon, wie mich die Wüste fesselte. Einmal sah ich einen Trupp violetter Tiere mit sehr langem Fell, die um ein paar Hügel herumstrolchten, und er war tatsächlich in der Lage, mir zu erklären, was für Tiere es waren.
    Ich begann, mich sorglos und unbeschwert zu fühlen. Das sollte man nie tun; es verlockt dunkle und böse Kräfte irgendwo im Universum.
    In dieser Nacht hatten die drei Frauen anscheinend eine Auseinandersetzung darüber, wer zuerst mit dem lieben, alten Assule ins Bett durfte, und als sie sich gegenseitig fast umgebracht hatten und die Siegerin zu seiner Kabine stolperte, mit zerrissenen Kleidern und verschmiertem Lidschatten, stellte sich heraus, daß er tief und fest geschlafen hatte und sie hinauswarf, als sie protestierte. Es machte ein ganz schönes Getöse, aber das Tierchen und ich hatten unseren Spaß daran.
    In der Morgendämmerung waren wir da. Die Frauen regten sich darüber auf, daß sie diese ausgesuchte erste Mahlzeit für den Glar zubereitet hatten und er sich nicht die Zeit hatte nehmen wollen, sie zu essen.
    Er war allerdings wirklich gut darin, uns zu organisieren. Ich nehme an, seine dominierende Ader half ihm dabei. Wir bekamen heißen Wein und jeder vier Sauerstofftabletten.
    „Wenn Sie draußen sind“, sagte er, „vergessen Sie nicht, ganz normal zu atmen und nicht extra tief Luft zu holen, das werden Sie nicht brauchen. Und es ist nicht so wie Unterwasserschwimmen, wenn Sie überhaupt nicht atmen“, setzte er zu mir gewandt hinzu. Ich zuckte die Schultern. Klar, alle Jangs schwimmen auf diese Art unter Wasser. Genauso. Dann nahmen die Roboter unsere Ausrüstung und gingen durch die kleine Luftschleuse hinaus, wir gingen hinterher und oh …
    Da draußen ist alles wirklich .
    Es ist alles schön und wirklich, pulsierend, singend und lebendig!
    Ich stolperte, er griff nach mir und herrschte mich an: „Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen atmen, oder? Warum passen Sie nicht auf?“
    Aber ich hatte geatmet. Ich hatte sozusagen meine Lungen von innen nach außen gestülpt.
    Es war alles so …
    Und so …
    Ich zitterte, als ich so dastand.
    Es war in der Morgendämmerung, sie war diesmal rot von einigen Ooma -Bergen, die Flammen spien, und weiter oben am Himmel war es grünlich, und eine samtige Dunkelheit lag darüber, mit einem letzten Aufblitzen der Sterne. Alles um uns herum – die großen Schatten, keine Gebäude, sondern Berge – reckte und streckte sich, als ob es uns sehen wollte oder vielmehr, um unseren Anblick zu vermeiden und einfach in den weiten, klaren Himmel zu schauen. Und der Himmel war so großartig. Ich taumelte.
    „Hier sind wir“, sagte der Glar großtuerisch, als ob er das alles erfunden hätte. „Kommen Sie.“ Wir trotteten hinter ihm her durch den Sand, der jetzt am Morgen von rotem Licht getränkt schien.
    Er deutete auf eine Felsplattform, zu der einige Felsstufen hinaufführten, und von dort noch weiter nach oben.
    „Das ist der Platz“, erklärte er.
    „Und hier ist die Sonne“, hauchte ich.
    Das Tierchen verlor plötzlich den Verstand, vielleicht fand es ihn auch gerade wieder, jedenfalls eilte es von meiner Seite fort, um herumzutollen und jeden mit Sand zu bespritzen.
    „Oh, aufhören! Sorgen Sie dafür, daß das gemeine Biest aufhört!“ zischten die Frauen.
    Der Glar hatte es nicht einmal bemerkt.
    Er marschierte an der Spitze voran, Roboter und Maschinen stapften hinter ihm her und zogen breite Spuren im Sand, in denen wir gehen konnten.
     
    Der Platz hatte angeblich mit den Nomaden zu tun. Es war eine primitive Felszitadelle, an der sie auf ihren Reisen Rast gemacht hatten, und dies hier waren die Fundamente. Assule behauptete, daß sie jahrhundertelang von Sand bedeckt gewesen seien, bis dann ein Sturm kurz vor einem Regenfall den Sand fortgeweht hatte. Bald würde es wieder regnen, und dann müßten wir rasch zum Schiff zurücklaufen und

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