Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
Vom Netzwerk:
hei­ra­ten.“
    Da­nor dreh­te sich auf den Rücken und starr­te auf den ab­strak­ten Bil­der­ne­bel un­ter der De­cke.
    „Dann laß uns hei­ra­ten“, sag­te er. „Für Mid-Vrek.“
    Mid-Vrek sind vier­zig Ein­hei­ten, und das ist ei­ne lan­ge Zeit, aber Da­nor sah so hoff­nungs­voll und ir­gend­wie ver­füh­re­risch aus, daß ich zu­stimm­te.
    Wir nah­men mit sei­ner Ku­gel den Pur­pur­nen Was­ser­weg hin­auf und stürm­ten durch Kor­ri­do­re aus mal­ven­far­be­ner Flüs­sig­keit, wo­bei Da­nor wild auf die Schal­ter ein­häm­mer­te. Er schi­en es furcht­bar ei­lig zu ha­ben.
    Der El­fen­bein­dom ist ein gu­ter Ort zum Hei­ra­ten. Die Qua­si-Ro­bo­ter be­hal­ten ih­re Mei­nung meis­tens für sich und er­in­nern einen nicht stän­dig dar­an, daß die letz­ten sechs Hoch­zeits­paa­re sehr dank­bar und en­thu­sias­tisch ans Be­zah­len gin­gen, ehe sie weg­rann­ten, um sich zu lie­ben. In der hel­len Ein­gangs­hal­le kauf­ten wir uns Rin­ge, je­weils fünf für die lin­ke und die rech­te Hand, und ich brach­te es ein­fach nicht übers Herz, mei­ne zu steh­len, da Da­nor sich so tap­fer in der Zahl­ka­bi­ne hei­ser brüll­te.
    Wir räus­per­ten uns die Feu­er­spi­ra­le ent­lang zu ei­ner frei­en Hal­le und zo­gen all das wei­ße Zeug an, das man tra­gen muß. Der Qua­si-Ro­bo­ter in schwar­zer Ro­be und glän­zen­der Kopf­be­de­ckung nahm un­se­re Treue­schwü­re für Mid-Vrek mit deut­lich ge­zeig­tem In­ter­es­se ent­ge­gen.
    „Hier­mit ver­spre­che ich, dich und kei­nen an­de­ren zu lie­ben wäh­rend der oben­ge­nann­ten Zeit­span­ne, es sei denn, ich er­su­che um An­nul­lie­rung, die für die rest­li­chen Ein­hei­ten der Ehe ge­währt wer­den kann und für die be­zahlt wer­den muß.“
    Die Ener­gie­speicher­bän­ke von Vier BEE fah­ren gut da­mit, denn lang­fris­ti­ge Bin­dun­gen ge­hen meist schnel­ler in die Brü­che, als die Teil­neh­mer ah­nen. Vier BEE hat aber auch et­was von kurz­fris­ti­gen Ver­bin­dun­gen: Wenn man nur für ei­ne Ein­heit oder einen Nach­mit­tag hei­ra­tet, ent­fällt na­tür­lich die An­nul­lie­rungs­zeit, und des­halb muß man zwei­mal be­zah­len, be­vor man zu­sam­men war und da­nach.
    Da­nor und ich tausch­ten die zehn Rin­ge, oh­ne einen fal­len zu las­sen (Her­gal läßt meist je­den ein­zel­nen fal­len, und sie ma­chen im­mer ein furcht­ba­res Ge­tö­se, wenn sie auf den Mar­mor­bo­den fal­len und dar­auf her­um­kol­lern). Im Bei­sein un­se­res Ro­bo­ters be­zahl­ten wir un­se­re „Dan­ke­schöns“, und an­schlie­ßend schleif­te Da­nor mich aus dem El­fen­bein­dom hin­aus und wie­der hin­ein in die Ku­gel, und wir ras­ten wie die wil­de Jagd zu ei­nem Glei­ter.
    Die Glei­ter, die lang­sam am Him­mel trei­ben und aus ver­dich­te­ter Wol­ken­mas­se be­ste­hen, sind Lieb­lings­plät­ze für Jung­ver­hei­ra­te­te. Ich bin schon oft auf ei­nem ge­we­sen, und ih­re Schön­heit ver­fehlt sel­ten ih­re Wir­kung.
    Da­nor schob mich sanft, aber be­stimmt auf ein großes, wei­ches, ver­stell­ba­res Bett aus gol­de­nen und pur­pur­nen Sturm­böen und ließ einen Schmel­zer über un­se­re Klei­dung glei­ten.
    „Ich fin­de dei­nen Kör­per sehr at­trak­tiv“, hauch­te er. „Ei­ner der bes­ten, die du je ent­wor­fen hast.“
    Ge­schmei­chelt er­glüh­te ich un­ter sei­nen Zärt­lich­kei­ten und war recht scho­ckiert, als er sich plötz­lich wegdreh­te und auf­setz­te.
    „Da­nor, was ist los?“
    Da­nor sah mich trau­rig an.
    „Es hat kei­nen Zweck“, sag­te er. „Ich dach­te, mit dir gin­ge es, aber es geht nicht.“
    Wir ver­such­ten es trotz­dem noch ein­mal, in ver­schie­de­nen Po­si­tio­nen, und wur­den lang­sam mü­de. Wir ruh­ten uns aus und tran­ken Lie­bes­trän­ke, wir schluck­ten Ek­sta­se- und Ener­gie­pil­len und la­gen schließ­lich Sei­te an Sei­te und keuch­ten vor un­pro­duk­ti­ver Er­schöp­fung.
    „Wenn wir uns nur“, mur­mel­te Da­nor, „im Di­men­si­ons-Pa­last hät­ten lie­ben kön­nen, ich bin si­cher, dann wä­re al­les in Ord­nung. Es liegt an die­ser Ver­zö­ge­rung. Im­mer die­se Ver­zö­ge­rung.“
    Er schau­te mich see­len­voll an. „Ich ha­be jetzt seit

Weitere Kostenlose Bücher