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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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hei­ra­ten willst, ver­paß dir einen ver­nünf­ti­gen Kör­per!“ Er hing un­schlüs­sig mit­ten in der Luft und war so drum­dik, daß ich bei­na­he den Ver­stand ver­lor. Ich schleu­der­te ei­ne ab­strak­te Stein­fi­gur mit sich be­we­gen­den Far­ben dar­in auf ihn und drück­te den nächs­ten Ab­stell­knopf.
    Nach­dem ich nach Hat­ta ge­wor­fen hat­te, fühl­te ich mich et­was bes­ser. Be­zie­hungs­wei­se mein schlecht­ge­laun­tes Ich, möch­te ich an­neh­men. Das Tier­chen kam aus dem Gar­ten her­ein­ge­tram­pelt und biß mich, und ich jag­te es über das gan­ze Ge­län­de in dem Ver­such, es mit ei­nem großen, flau­schi­gen Kis­sen zu schla­gen, wäh­rend die Ma­schi­nen um uns her­um miß­bil­li­gend drein­schau­ten und klap­per­ten und ver­such­ten, mit ih­ren Rei­ni­gungs­ar­bei­ten fort­zu­fah­ren. Es war ganz lus­tig.
    Schließ­lich ku­gel­te sich das Tier­chen vor­sich­tig auf ei­nem Schwe­be­bo­den zu­sam­men, ge­ra­de au­ßer­halb mei­ner Reich­wei­te, und schlief ein, da­bei ließ es ein oran­ge­far­be­nes Au­ge of­fen und einen Reiß­zahn hübsch her­vor­se­hen, wahr­schein­lich nur, da­mit ich ihn nicht ver­ges­se.
    Ich aß et­was und fing an nach­zu­den­ken.
    Ich hat­te es satt, jang zu sein.
2

    Mit mei­ner Ku­gel nahm ich den Pe­ri­dot-Was­ser­weg hin­un­ter, das Tier­chen saß auf der Pas­sa­gier­bank und starr­te mich an. Ich hat­te ver­sucht, es drau­ßen zu las­sen, hat­te aber die Ku­ge­l­öff­nung nicht mehr recht­zei­tig schlie­ßen kön­nen. Es hat­te ein neu­es Spiel ent­wi­ckelt. Wenn es mich nicht ge­ra­de an­starr­te, ver­such­te es, mei­ne Bee zu zer­quet­schen, die über uns schweb­te und stän­dig droh­te her­un­ter­zu­fal­len. Ich merk te, daß die Bee sich viel bes­ser in der Hö­he hal­ten konn­te, wenn sechs wei­ße Klau­en und ei­ne Hand­voll schar­fer Zäh­ne hin­ter ihr her wa­ren.
    Ich park­te in der Nä­he des Zee­fahr und nahm einen Roll­weg zur Ko­mi­tee-Hal­le des Zwei­ten Sek­tors.
    Das Tier­chen biß ver­schie­de­ne Bei­ne auf der Stra­ße, und es wur­de et­was lär­mend, aber die Äl­te­ren Leu­te schie­nen mir zu ver­zei­hen, weil ich jang war. Iro­nie!
    Wir stol­per­ten her­un­ter, ich, mei­ne Bee und das Tier­chen, und gin­gen in die Hal­le, die schwarz und im­po­sant ist. Sie soll­te so un­ge­sel­lig aus­se­hen wie nur mög­lich, um die Leu­te fern­zu­hal­ten, aber das schi­en nicht zu wir­ken. Die Hal­le war über­füllt.
    Ich setz­te mich auf einen frei­en Platz und drück­te auf den Schal­ter mit der Auf­schrift „Ach­tung, bit­te“. Je­der schi­en heu­te über ir­gend et­was zu jam­mern. Be­schwer­den, daß die Bild­vi­si­ons­pro­gram­me nicht ero­tisch ge­nug wa­ren, daß alt­be­währ­te Aphro­di­sia­ka und La­xa­ti­ve nicht mehr wirk­ten. Kla­gen dar­über, daß das Sei­den­gras in den Parks ver­blaß­te, daß die fal­len­den Blät­ter schwe­rer wa­ren als im letz­ten Vrek, daß das Ster­nen­licht zu spät oder zu schwach schi­en im Ers­ten Sek­tor und so wei­ter. Leu­te, die be­haup­te­ten, sie wür­den zu oft für ih­re Häu­ser be­zah­len und Dan­ke­schön- Hys­te­ri­ker, die mein­ten, sie wür­den nicht oft ge­nug be­zah­len.
    Ein Ro­bo­ter er­schi­en vor mir.
    „Ih­re Bit­te?“
    „Al­ters- und Sta­tus­än­de­rung“, sag­te ich.
    Auf ein­mal herrsch­te Schwei­gen, und ich fühl­te, daß mich al­le Au­gen an­sa­hen und klei­ne Hir­ne dach­ten: „Na so was! Ein Fre­ak!“
    „Re­gis­triert“, schnapp­te der Ro­bo­ter, konn­te dann aber nicht wi­der­ste­hen hin­zu­zu­fü­gen: „Eins A, un­ge­wöhn­lich ers­ter Klas­se. Ha­ben Sie me­di­zi­ni­sche Grün­de da­für?“
    „Nein.“
    „Ha­ben Sie über­haupt Grün­de?“
    „Ich fin­de schon“, sag­te ich. „Sie wahr­schein­lich nicht.“
    Ich durch­bohr­te die mich an­star­ren­den Au­gen mit mei­nem Blick und be­merk­te plötz­lich, daß das Tier­chen dies eben­falls tat und da­bei bos­haft knurr­te und zisch­te. Ich strei­chel­te sei­nen hel­len Kopf und konn­te mei­ne Fin­ger ge­ra­de noch vor ei­nem Biß ret­ten.
    Der Ro­bo­ter war ge­gan­gen, aber sehr bald er­schi­en ein Bo­te bei mir und

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