Beiss noch einmal mit Gefuehl
genommen“, erklärte ich. Nachdem ich mich verstohlen umgesehen hatte, raunte ich ihr zu: „Und mich vor dem FBI gerettet.“
Izzy schenkte mir ihr typisches Lächeln, das manchmal eher wie eine verzweifelte Grimasse aussah, und schüttelte den Kopf. „Du hast immer Geschichten auf Lager!“
Ich zuckte mit den Schultern. Izzy ging wieder hinter die Theke, und ich setzte mich davor auf einen Barhocker. „Würdest du mir einen Eiskaffee machen?“
„Klar“, sagte sie, dann fragte sie automatisch: „Für hier?“
Ich lachte. „Ja, ich muss mich einen Moment ausruhen. Und wir müssen über William sprechen.“
Izzy gab zwei Kugeln Vanilleeis in ein hohes Glas. Dann nahm sie einen Krug kalten Kaffee aus dem Kühlschrank, füllte das Glas damit auf und gab noch einen Schuss Milch dazu.
„Was ist schon wieder mit William?“
„Er ist besessen ... von einem Loa oder so. Er wollte mich umbringen!“
Izzy stellte mir den fertigen Eiskaffee hin. „Süße, um auf so eine Idee zu kommen, muss man nicht unbedingt besessen sein.“
„Er ist mit deiner Cousine zusammen“, erklärte ich, ohne auf ihre Bemerkung einzugehen. „Mit Mo. Von der die vielen Studentenzombies stammen!“
Izzy zeigte sich nicht annähernd so überrascht, wie ich erwartet hatte.
„Du weißt darüber Bescheid?“, fragte ich erstaunt. „Waren die Zombies deshalb hinter dir her?“
Izzy faltete langsam die Zeitung zusammen und zuckte mit den Schultern. „Ich fühle mich für die ganze Sache verantwortlich. Nach dem Hurrikan habe ich Mo bei mir aufgenommen. Es war nicht einfach für sie. Sie hatte so viel verloren ... Ich hätte ihr nie von dem Geld erzählen sollen.“
„Von welchem Geld?“
Izzy lehnte sich gegen den Kühlschrank, an dem mit Magneten in Form von Tassen und Untertassen allerlei Cartoons über Kaffee oder Cafés befestigt waren, und verschränkte die Arme vor der Brust. „In diesem Job kommt mir einiges zu Ohren. Die Leute erzählen mir genauso viel wie dem Barkeeper ihres Vertrauens. Einmal war so ein Typ hier, der an einem Buch über Beerdigungsbräuche arbeitete, und er hatte von irgendwelchen Italienern oder Zigeunern gehört, die den Toten Geld ins Grab mitgeben. Er hatte die Sache schon recherchiert und kannte sogar die Namen. Ich habe Mo nach der Arbeit davon erzählt, genau wie du mir immer alles Mögliche erzählst.“
Izzy verstummte, aber den Rest der Geschichte konnte ich mir denken.
„Als ich herausfand, was sie macht, habe ich sie rausgeworfen. Seitdem liegen wir miteinander im Clinch“, erklärte Izzy nach einer Weile.
„Sie hat sich Suzette geholt“, bemerkte ich. „Und jetzt hat sie William.“
„Tja, ich habe nicht gesagt, dass ich gewinne.“
Izzy legte die Zeitung auf den Stapel am anderen Ende der Theke, und ich trank nachdenklich von meinem Eiskaffee. Als sie zurückkam, sagte ich: „Wie sauer wärst du, wenn ich dafür sorge, dass deine Cousine wegen Menschenhandels verhaftet wird?“
„Ziemlich sauer“, entgegnete sie. „Ich habe sie hergeholt, weil ich ihr helfen wollte.“
„Aber sie tötet diese Menschen, Iz.“
„Wer im Glashaus sitzt...“, bemerkte sie patzig.
Mir blieb der Mund offen stehen. Izzy verglich das, was ich aus Notwehr getan hatte, mit dem, was ihre Cousine aus Spaß und purer Profitgier tat. Doch sie bedauerte ihre Bemerkung offenbar sofort, denn sie senkte den Kopf und wich meinem Blick aus. Aber es war zu spät; wir hatten anscheinend etwas angesprochen, das dringend der Klärung bedurfte.
„Das ist nicht dasselbe!“, sagte ich.
Izzy schaute mit zusammengekniffenen Lippen zu der Espresso-Maschine. „Ich meine doch nur, dass du neulich dachtest, du hättest den FBI-Agenten getötet“, entgegnete sie schulterzuckend. „Es ist ja nicht so, als würdest du deine Kräfte nicht manchmal missbrauchen. Herrgott noch mal, Garnet, du gibst dich mit Männern ab, die Jagd auf andere Leute machen und deren Blut trinken. Du mit deinen Riesenzecken! Du musst hier gar nicht die moralisch Überlegene spielen!“
Hatte sie Sebastian und Parrish etwa gerade Zecken genannt? Ich schüttelte nur den Kopf, weil ich gar nicht wusste, welche Beleidigung ich zuerst von mir weisen sollte. „Ich denke, ich gehe jetzt“, sagte ich.
„Das ist wohl das Beste“, entgegnete Izzy, drehte sich zum Spülbecken um und tat so, als müsste sie dringend ein paar Tassen abwaschen.
William erschien nicht zur Arbeit. Also telefonierte ich sämtliche Aushilfskräfte durch und
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