Beiss noch einmal mit Gefuehl
Modestatement, das er, wie ich bemerken möchte, mit großer Hingabe bediente. Seine alte Jeans, die genau an den richtigen Stellen verschlissen war, schmiegte sich eng an seine langen, dünnen Beine. Sein T-Shirt war so knapp, dass er es genauso gut hätte weglassen können. Darüber trug er eine Motorradjacke, mit der er aussah wie ein ehemaliges Hells-Angels-Mitglied, das zu den Chippendales übergelaufen war.
Parrish war ein böser Junge.
„Hab deine Nachricht gefunden, Meadow Spring“, sagte er und hob den Zeigefinger, an dem der kleine gelbe Zettel klebte. „Wenn es Schwierigkeiten gibt, stehe ich dir selbstverständlich immer zur Verfügung, Mylady.“
Ich grinste. Parrish war zwar ein Gauner, aber er gab sich alle Mühe, ein Gentleman zu sein.
Sebastian schnaubte abschätzig und trat einen Schritt vor. „Die Zeit der Kavaliere war vorbei, bevor du geboren wurdest, Daniel Parrish!“
Die beiden standen sich gegenüber wie zwei Kontrahenten im Boxring. Während Parrish den großen Zampano gab, strahlte Sebastian eher eine innere Stärke aus. Mit seinem schwarzen Button-Down-Hemd und seiner verwaschenen Jeans sah er fast aus wie ein ganz normaler Kerl. Seine Kleidung war zwar nicht hauteng, aber sie verhüllte seinen schlanken, muskulösen Körper auch nicht. Sein schwarzes Haar hatte er ordentlich zu einem Zopf zusammengebunden, und sein gelassener, tödlicher Blick konnte es mit dem eines Ninja-Meisters aufnehmen.
„Sebastian von Traum“, sagte Parrish und tat so, als hätte er ihn gerade erst bemerkt. „Es ist mir ein Vergnügen, wie immer.“
„Ebenso.“ Als Sebastian Parrishs kaltes Lächeln erwiderte, sah ich, dass auch er seine Vampirzähne ausgefahren hatte.
Großartig! Meine beiden Vampire waren drauf und dran, sich gegenseitig zu zerfleischen.
Leider wusste ich, wer gewinnen würde, wenn es zum Äußersten kam. Mit seiner Vorliebe für Leder und Stahl und seiner langen schmutzigen Vergangenheit im kriminellen Milieu wirkte Parrish tougher, aber Sebastian war achthundert Jahre alt. Nach Vampirmaßstäben spielte Parrish noch in der Unterliga, während Sebastian längst die Spitzenliga erreicht hatte.
Weil er schon mal eine Abreibung von Sebastian bekommen hatte, war Parrish nun sehr leicht reizbar. Es brauchte nicht viel, und er würde Revanche fordern.
Ich musste unbedingt etwas sagen. Aber was? Sebastian hätte eigentlich gar nicht hier sein sollen. Es konnte nur einen Grund geben, warum er beschlossen hatte, bei mir vorbeizuschauen: Lilith. Ich hätte wissen müssen, dass meine Zauberei ihn in Unruhe versetzte. Er merkte es, wenn ich IHRE Energie anzapfte.
Und er hatte selbstverständlich einen Schlüssel zu meiner Wohnung. Immerhin war er mein Freund. Er hatte seine Zahnbürste in meinem Badezimmer und Unterwäsche zum Wechseln in meiner Sockenschublade.
Aber wie sollte ich das Auftauchen von Parrish erklären, von dem Sebastian geglaubt hatte, er wäre tot... oder zumindest nicht mehr in der Stadt? Da Parrish mit meinem Zettel wedelte, war ziemlich offensichtlich, dass ich ihn herbestellt hatte. Was ziemlich ungut war, denn bei ihrem ersten Fight hatte Sebastian Parrish in einem Anfall von Eifersucht töten wollen.
Während ich fieberhaft überlegte, zogen die beiden ihre gruselige Vampirshow ab: Sie standen völlig regungslos da, ohne zu atmen, und starrten sich mordlüstern an.
„Jemand vom FBI war heute Morgen bei mir im Laden, Parrish“, sagte ich in die Stille hinein. „Genau wie du vorausgesehen hast.“
Parrish drehte sich zu mir um, und sein Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an. „Aber dir geht es gut, ja?“
„Ja“, entgegnete ich. „Das war alles ziemlich verrückt, doch ... Na ja, ich glaube nicht, dass er weiß, dass ich ich bin.“
Parrish gluckste leise. „Und wie hast du das angestellt, Schätzchen?“
„Er hatte ein Foto von Meadow Spring dabei. Er hat mich nicht erkannt. Also, ich meine, ich bin zwar keine Mata Hari, und vielleicht schöpft er doch Verdacht, aber ... du weißt schon, meine Augen.“
„Ja, sie sehen wirklich ganz anders aus als früher“, bestätigte Parrish.
Ich hörte in der Küche Wasser laufen und merkte, dass Sebastian den Raum verlassen hatte. „Moment“, raunte ich Parrish zu und ging nachsehen. Sebastian schüttete gerade Wasser in meine Kaffeemaschine. Den Kaffee, den ich im Kühlschrank aufbewahrte, hatte er bereits gefunden.
„Alles in Ordnung?“, fragte ich von der Tür aus.
Er kehrte mir den Rücken zu
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