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Beiss noch einmal mit Gefuehl

Beiss noch einmal mit Gefuehl

Titel: Beiss noch einmal mit Gefuehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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weiter über Jasmines Kette. Um das Kreuz würde ich mich später kümmern. Jetzt war erst einmal der Zauber an der Reihe.
    Ich stöberte eine Weile herum, bis ich zwei dicke rote Votivkerzen, ein Stück rote Seide, Siegelwachs in derselben Farbe und einen Herz-Stempel zusammengesucht hatte. Ich legte alles auf den Altar, auf dem noch das rote Tuch vom letzten Vollmondritual lag.
    Nun setzte ich mich mit dem Gesicht nach Osten auf den Boden. Dabei spürte ich, wie Staub und Holzstückchen an meiner feuchten Haut kleben blieben. Es war wie immer warm und ein wenig stickig auf dem Dachboden, und ich nahm mir einen Moment Zeit, um seinen Geruch bewusst einzuatmen, jene eigentümliche Mischung aus altem Holz und Weihrauch. Meine Schultern lockerten sich zum ersten Mal, seit Special Agent Dominguez am Morgen in den Laden gekommen war. Ich saß eine Weile ganz ruhig da und entspannte mich. Durch das Dachfenster über dem Altar beobachtete ich, wie es allmählich dunkel wurde. Es war zwar noch früh, vielleicht fünf Uhr, aber der Oktober in Wisconsin war düster. Ich lauschte dem Knarren des alten Hauses und dem Kratzen der Kiefernzweige am Giebelfenster.
    Als ich mich bereit fühlte, holte ich den Karton hervor, den ich unter dem Altartisch aufbewahrte, und nahm ein Jasmin-Räucherstäbchen heraus - seltsam, dass ich gerade diesen Duft für den Zauber brauchte, nachdem ich gerade an meine Freundin gedacht hatte! Ich zündete es an und stand auf. Im Norden beginnend, schritt ich den auf den Boden gemalten Kreis ab. Dabei stellte ich mir vor, wie sich eine durchsichtige Blase bildete, die mich von der Welt trennte und einen magischen Raum schuf. Es dauerte nicht lange, da erschienen die Wächterinnen. Alle vier waren Aspekte von Lilith. Im Osten tauchte das verschwommene Bild einer jungen Kriegerin auf, die an Schultern und Oberschenkeln Federn der Schneeeule trug. Ihr langes schwarzes Haar flatterte im Wind, und ihre Hände ruhten auf einem Breitschwert. Eine rauchschwarze Gestalt erschien im Süden. Nur ihre Augen, die aussahen wie glühende Kohlestückchen, waren zu erkennen. Als ich den westlichen Punkt passierte, tauchte dort das wässrige Bild einer Frau auf, das aussah wie eine Reflexion auf der sich kräuselnden Oberfläche eines Sees. Sie war ganz nackt, ihr Haar fiel in Wellen herab, und sie hielt einen Kelch in ihren Händen. Zuletzt erschien im Norden eine alte Frau mit stechendem Blick und Haaren in der Farbe von blankem Stahl. Sie hatte eine Silbermünze in ihrer knotigen Hand und war die massivste Gestalt von allen.
    Ich hielt einen Moment inne, um den Kreis zu betrachten, den ich gezogen hatte. Er war mit bloßem Auge kaum zu erkennen; sein Rand schimmerte in sich miteinander vermischenden Grün- und Blautönen wie eine Seifenblase. Ich hielt eine Hand über meinen Kopf und spürte ein intensives Kribbeln. Meine Magie war immer schon stark gewesen, aber nach dem Zusammenschluss mit Lilith war sie ... Also, ehrlich gesagt war es beängstigend, wie mächtig ich sein konnte.
    Ich stellte mich vor den Altar und steckte das Räucherstäbchen in seinen Halter. Lilith kam an die Oberfläche. IHRE Gegenwart brachte meine Haut zum Kribbeln wie ein leichter Stromstoß.
    Wenn ich Lilith früher gerufen hatte, hatte sie vollständig von mir Besitz ergriffen. Nun hatte ich mehr Kontrolle über das, was geschah.
    Ich kniete mich hin, um mit dem Zauber zu beginnen. Zuerst breitete ich die rote Seide vor mir aus und wählte sorgfältig eine Klette aus. Ich dachte ganz intensiv an Dominguez und sagte: „Dein Auge, ich binde es an mich.“ Ich legte die Klette auf die Seide und nahm mir die zweite. „Deine Hand, ich binde sie an mich.“ Als ich zu der letzten griff, hätte ich schwören können, dass ich Liliths Stimme hörte und sie mit mir zusammen sagte: „Dein Herz, ich binde es an mich.“
    Ich schob die Kletten zusammen, sodass sich ihre Widerhaken ineinander verfingen. Dann schloss ich das Stück Seide um sie und ballte es zu einem Beutelchen zusammen. Als Nächstes hielt ich die rote Stange Siegelwachs in eine Kerzenflamme und tropfte das flüssige Wachs vorsichtig auf die Stelle, an der ich die Seide mit Daumen und Zeigefinger zusammendrückte. Dann presste ich rasch den Stempel in das abkühlende Wachs, um das Säckchen zu verschließen.
    Ein lauter Knall wie von einer zuschlagenden Tür ließ mich zusammenfahren. Mir stockte der Atem, und beinahe hätte ich das versiegelte Beutelchen fallen gelassen. Als

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