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Beiss noch einmal mit Gefuehl

Beiss noch einmal mit Gefuehl

Titel: Beiss noch einmal mit Gefuehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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„Ich schwöre bei Gott, dass ich das nicht gesagt habe.“
    Meine Hand tastete nach dem Zauberbeutel. Ich holte ihn unter meinem Pullover hervor und rieb ihn zwischen den Fingern. Die stacheligen Widerhaken der Kletten piksten mich durch die Seide, und der Duft von Jasmin und Rosen stieg mir in die Nase.
    Dominguez beobachtete mich so aufmerksam wie ein Raubtier seine Beute.
    William kam hinter der Kasse hervor. Eine Kundin, die gerade ein Bündel Räucherstäbchen bezahlen wollte, sah ihm mit einer Mischung aus Verärgerung und gespannter Neugier nach. „Sie dürfen sie nicht verhaften!“, sagte William. „Das können Sie gar nicht. Sie hat es nicht getan.“
    Ich warf ihm einen eindringlichen „Halt endlich die Klappe!“-Blick zu.
    „Sie scheinen ja einiges über den Fall zu wissen“, sagte Dominguez zu ihm, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. „Ich komme später auf Sie zurück.“
    William wurde kreidebleich. Die Kundin lehnte sich an die Theke und hörte interessiert zu.
    „Ist schon okay, William“, meinte ich, doch er war wie erstarrt. Als er nicht reagierte, wies ich mit dem Kinn auf die Lauscherin. „Kundschaft!“
    William zögerte. Er wollte mir unbedingt beistehen und mich in Schutz nehmen, das spürte ich.
    „Nein, wirklich“, schob ich nach. „Ist schon okay. Ich bin nach dem Lunch wieder da.“
    „Sie sind ja sehr zuversichtlich“, bemerkte Dominguez.
    Ich dachte an Parrishs Rat und sagte völlig unschuldig: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen.“
    Damit überzeugte ich zwar weder mich selbst noch Dominguez, aber William bewegte sich langsam wieder hinter die Theke.
    Ich ließ den Zauberbeutel los und ergriff Dominguez’ Hand. Als wir uns berührten, verspürte ich ein Kribbeln. Seine Handfläche fühlte sich warm und weich an. „Wir wollten doch essen gehen, nicht wahr? Dabei können wir uns in aller Ruhe unterhalten.“
    Er starrte verdattert unsere Hände an, dann sah er mir in die Augen. „Äh ..."
    William hielt inne, während er die Räucherstäbchen der Kundin zählte, und schaute von Dominguez zu dem Beutelchen an meinem Hals. „Magie?“, fragte er mich mit stummen
Lippenbewegungen.
    Ich antwortete ihm mit einem knappen Nicken und sagte zu Dominguez: „Also, ich habe wirklich Lust auf Pizza. Sie haben gesagt, Sie kennen ein gutes Lokal.“ Ich drückte sanft seine Hand.
    „Äh ..."
    „Kommen Sie, Dominguez!“ Ich zog ihn zur Tür.
    „Ja. Äh, sicher. Ja ...“, brabbelte er, dann fasste er sich und zog mit der freien Hand den Autoschlüssel aus seiner Tasche.
    Ich nahm meinen Schirm, der noch neben der Tür stand, und klemmte ihn mir zusammen mit meiner Jacke unter den Arm. Als ich die Tür öffnete, schlugen mir kalter Wind und Regen ins Gesicht. Ich hätte gern die Jacke übergezogen, doch ich wollte Dominguez’ Hand auf keinen Fall loslassen, und so rang ich einhändig mit meinem Schirm, bis ich ihn endlich aufgeklappt hatte.
    Unter der Markise vor dem Laden blieben wir erst einmal stehen. Dominguez schien zu überlegen, wo er geparkt hatte, und ich ließ ihm einen Moment Zeit. Es regnete und stürmte so heftig, dass der Himmel regelrecht schwarz war. Das Neonschild über der Tür spiegelte sich flimmernd in dem Wasser, das auf dem fleckigen Beton zu unseren Füßen stand.
    „Hier entlang“, sagte Dominguez schließlich, doch besonders sicher klang er nicht. Ich musste die Wirkung des Zaubers unbedingt abschwächen. Dominguez sollte doch nur hingerissen von mir sein, nicht völlig benebelt.
    Der Regen prasselte so laut auf den Boden, dass unsere Schritte kaum noch zu hören waren. Es war unheimlich, wie leer die State Street war. Der einzige Mensch, dem wir begegneten, war ein Obdachloser mittleren Alters, der mit einer Zeitung über dem Kopf in einem Eingang saß und uns mit müden Augen beobachtete. Als uns eine Windböe erfasste, zog ich unwillkürlich den Kopf ein, und der Regen donnerte regelrecht auf meinen Schirm.
    Irgendwann standen wir dann schließlich vor Dominguez’ Auto. Es war schwarz, zweckmäßig, langweilig und ein bisschen zu sauber, sodass man es auf Anhieb als Dienstfahrzeug eines Staatsbeamten erkannte. Seinem Inneren haftete immer noch der typische Neuwagengeruch an, obwohl bestimmt schon einige Leute mit ihm gefahren waren und er reichlich Kilometer auf dem Buckel hatte. Bevor ich mich hineinsetzen konnte, musste ich erst noch einen dicken Aktenordner zur Seite räumen. Dominguez nahm ihn mir ab und barg ihn schützend an seiner

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