Beiss noch einmal mit Gefuehl
mich beinahe erdrückte.
Da ich gerade erst die Notbremse gezogen hatte, hätte ich dem starken, nackten Körper, der sich an mich schmiegte, eigentlich keine Beachtung schenken dürfen. Doch meine Hände hörten nicht auf, die Konturen seines Rückens nachzuzeichnen. Meine Finger massierten seine Schulterblätter,
dann den gesamten Rumpf. Als meine Fingernägel sich in seine Haut gruben, wand er sich vor Wonne.
Erst mit einiger Verspätung drangen seine Worte im dichten Pheromonnebel zu mir durch. „Heiraten?“, fragte ich benommen.
„Ich bezweifle, dass Mama mit dir einverstanden sein wird“, sagte er und hob den Kopf, um mir in die Augen zu sehen. „Aber wir werden sie davon überzeugen, dass es wahre Liebe ist.“
Ist es eben nicht, dachte ich. Es ist nur der Zauber, der aus dem Ruder gelaufen ist. „Ich glaube ja, dass das, was Sie spüren, sehr intensiv ist, denn ich habe das gleiche Problem, doch es ist keine wahre Liebe. Nicht einmal richtige Lust. Keine echte, jedenfalls.“
„Doch, meine Gefühle sind echt. Ich weiß, es geht alles ein bisschen schnell, aber ich meine es ernst. Ich liebe dich. Ich möchte dich heiraten, Garnet Lacey.“
Was zum Teufel sollte ich dazu sagen? Ich meine, okay, in der Vergangenheit hatte es immer mal einen Lover gegeben, der mir seine ewige Liebe erklärt hatte, besonders nach tollem Sex, aber Dominguez und ich waren noch gar nicht so weit gekommen, und da wollte er mich schon heiraten? Ich wich seinem aufrichtigen, flehenden Blick aus und schaute zu dem Beutelchen unter meinem Pullover.
„Das meinen Sie gar nicht so“, sagte ich und löste mich von ihm. Es widerstrebte mir allerdings, die wärmende Umarmung aufzugeben; nicht nur, weil ich mir plötzlich sehr gemein vorkam, sondern auch, weil er kein Hemd anhatte und es ziemlich kalt war. Dominguez bekam sofort eine Gänsehaut. Überall.
„Doch, doch“, erwiderte er. „Ich möchte dich zur Frau nehmen. Wir feiern eine große kirchliche Hochzeit.“
„Ich bin eine Hexe.“
„Oh, okay, dann lassen wir uns etwas anderes einfallen. Vielleicht schließen wir einen Kompromiss und lassen die Zeremonie von einem unitarischen Pfarrer durchführen. Die sind ja fast paganistisch.“
Die Unitarier hatten tatsächlich einen paganistischen Unterverband namens CUUPS, die sogenannte Vereinigung unitarischer, universalistischer Heiden, aber nun war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um solche Dinge zu besprechen. „Ich möchte Sie nicht heiraten, Dominguez. Ich kenne Sie ja nicht einmal.“
„Ich brauche dich! Ich kann ohne dich nicht leben!“ Er legte die Hände sanft auf meine Schultern und gab mir einen zärtlichen, liebevollen Kuss.
Der Kuss war wunderschön, vor allem, weil Dominguez mir dabei hingebungsvoll den Nacken streichelte, und meine Begierde drohte von Neuem zu entflammen. Nun wurde es mir doch zu bunt. Ich tastete unauffällig nach meinem Zauberbeutelchen und fingerte an dem Siegel herum,
bis es brach. Ein orkanartiger Wind erfasste das Auto und brachte es derart zum Schaukeln, dass die Stoßdämpfer quietschten.
Dominguez zog ruckartig seine Hände fort, als hätte er sich verbrannt. „Santa Maria“, murmelte er leise, streckte die Finger aus wie ein Arzt in Erwartung seiner Latexhandschuhe und starrte sie entsetzt an. Dann bekreuzigte er sich. Dabei merkte er, dass er fast nichts anhatte, und verschränkte hastig die Arme vor der Brust. „Was zum Teufel war das?“ Er suchte nach seinem Hemd, bis er es zerknautscht hinter sich auf dem Sitz fand. Ein Ärmel hing in einem Becher mit kaltem Kaffee, der zwischen uns in der Konsole stand. Dominguez sah mich vorwurfsvoll an, als er ihn auswrang.
„Ein Liebeszauber. Er war ein bisschen zu stark“, antwortete ich.
„Ein Zauber? Und das soll ich Ihnen glauben?“, fragte er.
Ich zeigte ihm das Beutelchen mit dem gebrochenen Siegel. „Wie wollen Sie sonst erklären, was gerade passiert ist?“
Wir schauten beide auf seinen nackten Oberkörper. Ich errötete, und er zog sich hastig sein Hemd über. „Hormone?“, knurrte er. „Beziehungsfrust?“
Ich zog fragend eine Augenbraue hoch. Darüber hätte ich gern mehr gewusst, aber ich beschloss, nicht abzuschweifen. „Sind Sie immer so leicht entflammbar, Special Agent? Oder machen Sie generell jeder Frau einen Heiratsantrag?“
Er runzelte die Stirn, während er sein Hemd zuknöpfte. „Nein.“
Irgendwo in der Nähe schlug ein Blitz ein, und der darauffolgende Donner ließ die
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