Beiss noch einmal mit Gefuehl
tun?
Aus den Geräuschen unter mir schloss ich, dass die Zombies nicht besonders geschickt waren und Schwierigkeiten hatten, hinter mir herzuklettern. Dadurch gewann ich zumindest etwas Zeit.
Ich versuchte, mich ein wenig umzusehen, doch ich sah überall nur Finsternis, Finsternis und noch mal Finsternis. Lediglich ein Stück über mir war eine etwas weniger dunkle Stelle. Ich stutzte. Handelte es sich etwa um eine aus der Verzweiflung geborene Halluzination? Ich starrte angespannt ins Dunkle und versuchte zu ergründen, was ich da sah. Es war ein Viereck, das nicht pechschwarz, sondern richtig grau erschien. Ein übermaltes Fenster? War mir wirklich so viel Glück beschert?
Es sah ganz so aus. Allerdings konnte ich nur beten, dass es groß genug war, damit ich mich hindurchzwängen konnte, und dass es nicht dem Haus der Bösen gegenüberlag, denen ich zu entkommen versuchte. Das war doch nicht zu viel verlangt, oder?
Doch um es zu erreichen, musste ich im Dunkeln über die Sparren klettern. Ich streckte die Hand aus und tastete nach dem nächsten Balken. Als ich mir an dem rauen Holz und den Nägeln, die daraus hervorragten, die Handflächen aufriss, fragte ich mich unwillkürlich, wann ich meine letzte Tetanus-Impfung erhalten hatte. Das Stöhnen unter mir, das immer mehr nach dem Geheul verzweifelter Tiere klang, rief mir aber in Erinnerung, dass ich mir im Augenblick um ganz andere Dinge als Wundstarrkrampf Sorgen machen musste.
Ich beugte mich vor und stützte mich probehalber auf den Balken zu meiner Rechten. Es gefiel mir ganz und gar nicht, wie alles ins Schwanken geriet, als ich auf alle viere ging. Ich hielt den Blick fest auf das Freiheit verheißende graue Viereck gerichtet und sprach mir Mut zu. Ich konnte es schaffen. Ich musste mich nur ganz vorsichtig Zentimeter für Zentimeter auf das Fenster zubewegen.
Die schmalen Balken schnitten mir schmerzhaft in die Knie, doch es kam mir vor, als versuchten Hände, nach mir zu greifen, und als die Sparren, auf denen ich balancierte, plötzlich noch etwas mehr nachgaben und ich ein Knarzen hörte, das sehr nach einem Balken klang, der jeden Moment durchzubrechen drohte, krabbelte ich, so schnell ich konnte, weiter.
Ich drückte eine Hand gegen die graue Fläche und fühlte kaltes Glas. Weil ich hoffte, die Luke würde einfach aufklappen, drückte ich noch etwas fester. Als sie sich nicht rührte, tastete ich nach dem Riegel. Nachdem ich ihn gefunden hatte, fummelte ich eine Weile daran herum, doch er war so dick mit Farbe überstrichen, dass er sich nicht bewegen ließ.
Die Zombies waren ganz still geworden. Ich hatte das ungute Gefühl, dass sie mich beobachteten wie Raubtiere, die ihre Beute in die Enge getrieben hatten.
Ich hatte keine Zeit zu verlieren. Schnell veränderte ich meine Position so, dass ich meine Stiefel gegen die Scheibe stemmen konnte, und rief Lilith. Augenblicklich spürte ich IHRE Hitze in mir aufsteigen, und IHRE Energie strömte durch meine Adern wie Lava.
Das Fenster schoss wie ein knallender Korken in den Nachthimmel. Es segelte über die Gasse und krachte mit einem ohrenbetäubenden Klirren auf die Nachbargarage.
Oje. Wahrscheinlich wusste Mo jetzt, dass ich ausgebrochen war. Ich zwängte mich mit den Füßen voran aus der Luke. Durch die Risse in meiner Jeans spürte ich den kalten Wind der Freiheit.
Doch als ich schon glaubte, meinen Widersachern entronnen zu sein, merkte ich, dass ich feststeckte. Meine Hüften waren anscheinend ein paar Zentimeter zu breit für das Fenster.
Und ich spürte, wie die Sparren bebten. Der Zombie, der es geschafft hatte, das Auto zu erklimmen, kam mir immer näher. Es dauerte nicht mehr lange, dann konnte er mich beißen.
Ich ruckelte hin und her, aber je mehr ich mich bewegte, desto fester schien ich mich zu verklemmen. Ich schwor mir, gleich am nächsten Tag eine Diät anzufangen. Kein Schokoladeneis mehr in Depri-Phasen!
Ich roch Zombie-Atem.
Falls ich noch lebendig war.
Entschlossen holte ich aus und schlug nach dem Zombie, doch wegen meiner ungünstigen Position und weil mir jede Nahkampf-Erfahrung fehlte, bekam ich nur eine mäßige Backpfeife zustande. Der Zombie packte mich knurrend am Kopf und stieß mich mit dem Gesicht gegen den Balken.
Aua!
Lilith begann sich in meinem Bauch zu regen, als wollte SIE sagen: „Lass mich mal ran!“ Ich dachte ernsthaft daran, SIE loszulassen, obwohl es mir zutiefst widerstrebte, Zombies zu töten, auch wenn sie im Grunde schon tot
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