Beiss noch einmal mit Gefuehl
Richtige für mich sei. Sebastian drückte einen anderen Knopf, und ein Autohändler pries seine Wagen zu Tiefstpreisen an. Auf dem nächsten Sender schmetterte Rob Zombie lautstark Dracula - was für eine Ironie!
Sebastian lächelte, als er mich grinsen sah, und hörte auf zu suchen. Wir sangen beide mit und nickten im Takt mit den Köpfen. Als das Lied zu Ende war und Black Sabbath mit War Pigs kam, drehte Sebastian das Radio leiser.
„Warum klappt so etwas eigentlich nur im Film? Wenn man wirklich mal Nachrichten hören will, kommen nirgends welche“, beschwerte er sich. „Jedenfalls war noch vor zehn Minuten überall von Parrishs rasanter Verfolgungsjagd die Rede.“
„Du meine Güte!“
„Ja, und komischerweise kehrt der Bursche immer wieder in die Stadt zurück. Ich habe den Eindruck, er will sich nicht zu weit von der Bezirksleichenhalle entfernen. Wäre ich an seiner Stelle, ich hätte mich schon längst erschießen lassen. Er ist eine echte Drama-Queen!“
Ich musste unwillkürlich kichern.
„Ich denke immer noch, du hättest nach Südfrankreich gehen sollen.“
Ich sah Sebastian hoffnungsvoll an. „Vielleicht können wir das ja immer noch tun.“
„Wenn ich dich an die Côte d’Azur bringe, versetzt du mich dann wieder?“
„Kann sein“, entgegnete ich lächelnd.
„Grumpf“, machte er, sah mich aber liebevoll an.
„Danke noch mal für die Rettungsaktion“, sagte ich.
Er klopfte sich auf den Bauch, genau dahin, wo ich mir Lilith immer in meinem Inneren vorstellte. „Was soll der ganze Zauber, wenn ich nicht ab und zu mal deinen Held und Retter spielen kann?“, meinte er und hielt vor einer roten Ampel an.
„Wohin fahren wir eigentlich?“, fragte ich.
„Parrish war auf der I-90 in östlicher Richtung unterwegs, als er zuletzt gesichtet wurde. Ich dachte, wir fangen ihn ab.“
„Was? Wieso?“
„Damit du dich von ihm verabschieden kannst.“
Zuerst dachte ich, es wäre ein grausamer Scherz, doch Sebastian sah mich lange und traurig an, als könnte er sich in mich einfühlen; als könnte er mich verstehen.
„Außerdem“, fügte er mit einem Lächeln hinzu, bei dem die Spitzen seiner Zähne hervortraten, „will ich den Schweinehund sterben sehen.“
Parrish zu finden, war natürlich nicht so einfach. Wie jeder anständige Bauernjunge hatte auch Sebastian einen illegalen Funkempfänger unter dem Armaturenbrett. Für mich war das, was im Polizeifunk zu hören war, zwar das reinste Chinesisch, aber ab und zu schnappte ich wenigstens eine Landstraßennummer oder andere Ortsangaben auf. Sebastian schien jedoch genau zu wissen, wohin er fuhr, und bog den Funksprüchen entsprechend immer wieder nach links oder rechts ab.
Der Mond schien auf leere, abgeerntete Felder herab. Je weiter wir uns von den Lichtern der Stadt entfernten, desto mehr Sterne waren zu sehen. Ich machte dicht über dem Horizont den Gürtel des Orion aus und das große „W“ der Kassiopeia. Das matt leuchtende Band der Milchstraße sah aus wie Wolkenfetzen.
„Wirst du mir die Sache mit der Zombie-Armee jemals erklären?“, fragte Sebastian, nachdem wir schon eine ganze Weile auf einer Schotterstraße unterwegs waren, die garantiert auf keiner Landkarte verzeichnet war. „Oder gehört das auch zu den Dingen, in die ich im Unterschied zu deinem Freund nicht eingeweiht werde?“
Es lag eine gewisse Verbitterung in seiner Frage, aber um die kürzlich erst ausgehandelte Waffenruhe nicht zu gefährden, ging ich nicht darauf ein. „Williams neue Freundin, bei der es sich um Izzys Cousine handelt, ist eine böse Voodoo-Priesterin“, erklärte ich. „Izzy und ich glauben, dass sie Mitglieder von Studentenverbindungen und Lohnsklaven tötet und Zombies aus ihnen macht.“
„Sonst noch was?“, fragte er trocken.
„Ja“, entgegnete ich, „sie hat William einer Art Gehirnwäsche unterzogen.“ Ich richtete mich auf. „Ach, Sebastian, ich muss den Bann unbedingt brechen, unter dem er steht! Es ist einfach schrecklich, ihn so zu sehen.“
Sebastian sah mich skeptisch an. Er hatte wieder einen Country-Sender eingestellt, und im Hintergrund spielte leise SheDaisy. „Bist du sicher, dass es nicht einfach nur Liebe ist?“
Plötzlich bremste er ab, und ich sah eine Weißwedelhirschfamilie aus dem Graben neben der Straße in das angrenzende Luzernenfeld springen. Ihre hellen Schwänze wippten auf und ab, bis sie in der Dunkelheit verschwanden.
„Er ist nicht er selbst“, erwiderte ich.
„Liebe kann
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