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Beiss noch einmal mit Gefuehl

Beiss noch einmal mit Gefuehl

Titel: Beiss noch einmal mit Gefuehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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ihm nach, als er sich von mir entfernte und im Gewimmel verschwand. Ein Krankenwagen traf ein, ebenso der Rechtsmediziner. Der Bezirkssheriff war schon da, und die Fernsehleute und zahlreiche Schaulustige von den nahe gelegenen Farmen liefen bunt durcheinander. Ich lehnte den Kopf gegen das Sitzpolster und kuschelte mich in die Decke, die mir irgendjemand gegeben hatte.
    Ich konnte sehen, wie sich mehrere Leute über Parrish beugten und immer wieder auf seinen reglosen Körper zeigten, während sie miteinander sprachen. Die Sanitäter marschierten ohne Eile quer über das Feld. Ein Uniformierter hatte den Schlüssel von Parrishs Motorrad an sich genommen und es an die Straße geschoben, wo ein Abschleppwagen darauf wartete, es abzutransportieren. Aber wohin eigentlich? Wurde es beschlagnahmt? Oder bei der nächsten Polizeiauktion versteigert?
    Die Arbeiten nach dem dramatischen Showdown liefen sehr geordnet ab. Jeder schien genau zu wissen, was er zu tun hatte. Nur ich nicht.
    Die Decke, in die ich mich gewickelt hatte, war rau und kratzig, doch ich zog sie trotzdem fester um meine Schultern. Ich fragte mich, ob ich dieses merkwürdige geordnete Chaos auch erlebt hätte, wenn ich nicht Parrish, sondern die Polizei gerufen hätte, nachdem Lilith die Vatikan-Agenten getötet hatte. Natürlich mit dem Unterschied, dass ich, statt die Beine aus der offenen Wagentür baumeln zu lassen, mit Handschellen gefesselt hinter einer verschlossenen Autotür gehockt hätte.
    Ein Uniformierter, der an mir vorbeikam, musterte mich argwöhnisch. Ich nickte ihm freundlich zu, was ihn zu beruhigen schien, denn er ging weiter seiner Wege, auch wenn er mich noch ein letztes Mal misstrauisch taxierte. Wer weiß? Vielleicht wurde ich ja doch noch festgenommen. Parrish hatte zwar sein größtes Opfer gebracht, doch das musste nicht bedeuten, dass man mich nicht mehr als seine Komplizin ansah. Dominguez konnte mich immer noch einsperren lassen.
    Auf dem Feld, das in grelles weißes Licht getaucht war, hoben die Sanitäter Parrish auf die Rollbahre, und mein Herz setzte einen Schlag aus. Vielleicht war es die Routiniertheit, mit der sie zu Werke gingen, die Parrishs Tod in diesem Moment ein wenig zu echt erscheinen ließ.
    Wie hätte ich mich wohl gefühlt, wenn ich gesehen hätte, wie die Mitglieder meines Zirkels mit dieser professionellen Gelassenheit abtransportiert wurden? Ich weiß noch, dass ich in meiner Hysterie den Gedanken nicht hatte ertragen können, dass die Vatikan-Agenten und meine Freundinnen im Tode gleich behandelt wurden. Sanitäter und Notärzte unterschieden nicht zwischen den Guten und den Bösen. Sie machten ihre Arbeit in jedem Fall so gut wie möglich. Auch deshalb hatte ich Parrish angerufen und ihm gesagt, dass wir die Vatikan-Agenten von meinen Freundinnen trennen mussten. Er hatte sie alle zusammen in dem Haus verbrennen wollen, doch ich hatte protestiert.
    Es war meine tiefe Trauer gewesen, die mich dazu bewogen hatte, und ... nun, im Nachhinein wusste ich, dass es Schuldgefühle gewesen waren, die mich darauf hatten beharren lassen, dass die Leichen der Vatikan-Agenten weggeschafft wurden. Ich hatte die beiden Verbrechen nicht auf eine Ebene stellen wollen, denn sonst wäre meine Tat keinen Deut besser gewesen als die der vatikanischen Mörder.
    Ich war so in Gedanken, dass ich Sebastian erst bemerkte, als er sich neben mich hockte. „Einen dramatischeren Abgang hätte er nicht haben können“, sagte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „High Noon im Maisfeld.“
    „Bitte sag mir, dass mit ihm alles in Ordnung ist“, bat ich ihn schaudernd.
    „Er ist ein Vampir. Erschossen werden tut weh - mir zumindest. Ich weiß nicht, wie das bei den klassischen Vampiren ist, vielleicht hat er gar nichts gespürt. Aber wie dem auch sei, es geht ihm gut. Er hat nichts, was sich nicht mit ein bisschen Schlaf auskurieren lässt.“
    „Bist du sicher?“
    Sebastians Lächeln wurde eine Spur schmaler, doch er zauste mir liebevoll das Haar. „Mach dir keine Sorgen. Parrish hätte so etwas niemals getan, wenn es wirklich gefährlich für ihn wäre. Er ist ein Kämpfer.“
    Sebastian hatte recht. Ich erinnerte mich an die Geschichte, wie Parrish zum Vampir geworden war. Eines Nachts hatte er sich die falsche Kutsche zum Ausrauben ausgesucht. Die darin sitzende Dame hatte sich nicht um ihren Schmuck erleichtern lassen, sondern Parrish beinahe ums Leben gebracht. Doch da es nicht sein Stil war, kampflos unterzugehen,

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