Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beiss noch einmal mit Gefuehl

Beiss noch einmal mit Gefuehl

Titel: Beiss noch einmal mit Gefuehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
Vom Netzwerk:
hatte er einfach zurückgebissen. Sie war so beeindruckt von seiner Chuzpe gewesen, dass sie ihn verwandelt hatte.
    „Deine Einstellung zu Parrish hat sich anscheinend geändert“, sagte ich.
    „Meine Einstellung zu dir hat sich geändert.“
    Ich zog Sebastian an mich und umarmte ihn. Fest an ihn geschmiegt, nahm ich seinen Geruch in mich auf - einen männlichen Moschusduft vermischt mit einem Hauch von etwas Exotischem und zugleich Vertrautem, wie Zimt. Ich hätte ewig in seinen starken, tröstenden Armen liegen können, doch plötzlich räusperte sich jemand neben uns.
    „Miss Lacey?“ Eine Asiatin von Mitte fünfzig mit schneeweißem Haar und einer Bobfrisur war in respektvollem Abstand vor Sebastian und mir stehen geblieben. Sie trug eine gelbe Windjacke, eine dunkle Hose und derbe, knöchelhohe Boots. „Ich bin die Rechtsmedizinerin. Ich werde den Totenschein für Mr. Parrish ausstellen und wollte Sie fragen, ob Sie wissen, wie ich seine Familie erreichen kann.“
    „Er hat keine Familie. Aber ich bin seine Verlobte.“ Sebastians Augenbrauen schnellten in die Höhe, als ich die Kette mit dem Ring aus meinem Ausschnitt zog.
    Die Rechtsmedizinerin strich sich nachdenklich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Sind Sie sicher, dass es keine anderen lebenden Angehörigen gibt? Keine Geschwister irgendwo oder einen alten Onkel oder so?“
    „Seine Eltern sind schon eine ganze Weile tot“, erklärte Sebastian nüchtern.
    Sie nickte. In ihrem Gesicht zeigte sich keine Regung, aber sie schien nicht gerade begeistert von dieser Information zu sein. „Setzen Sie sich mit einem Bestatter in Verbindung?“
    „Ich besitze ein Familiengrab“, sagte Sebastian. „Wir möchten uns selbst um ihn kümmern.“
    Ich sah ihn erstaunt an. Was genau wollte er damit sagen? Die Rechtsmedizinerin bemühte sich, ihr Missfallen zu verbergen. „Das ist außerhalb der Amischen Gemeinde relativ unüblich“, erwiderte sie. „Ohne einen Blutsverwandten könnte es schwer für Sie werden, die entsprechenden Genehmigungen zu bekommen.“
    „Ich bin mir der staatlichen Bestimmungen durchaus bewusst“, entgegnete Sebastian, und die beiden starrten einander grimmig an. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die Bahre in den Rettungswagen geschoben wurde.
    „Äh, nehmen Sie eigentlich eine Autopsie vor?“, fragte ich.
    „Sie ist im Falle eines gewaltsamen Todes gesetzlich vorgeschrieben“, erklärte sie. „Aber wenn wie hier die Todesursache bekannt und unumstritten ist, kann ich auch darauf verzichten.“
    Mir war meine Erleichterung bestimmt deutlich anzusehen. Die Frau musterte mich prüfend. Sie sah sich die Sicherheitsnadeln an meiner Jeans an, meinen Totenkopfohrring, dann Sebastians ebenfalls schwarze Klamotten. „Sie gehören irgendeiner Sekte an, nicht wahr?“
    Mir fiel die Kinnlade herunter. Wenn ich mich als Goth zurechtmachte, stellten die Leute immer allerhand Vermutungen über mich an, doch es war das erste Mal, dass mich jemand bezichtigte, Mitglied einer Sekte zu sein. „Vielen Dank, ich bin Wicca-Anhängerin!“
    „Als Heiden“, warf Sebastian ein, der offenbar spürte, dass ich krawallig wurde, „sind wir gegen dieses ganze künstliche Brimborium um den Tod.“
    Das Komische daran war, dass Sebastian eigentlich Katholik war. Trotzdem war ich ihm dankbar für sein Einschreiten. Was ich gesagt hätte, wäre nicht annähernd so elegant und diplomatisch gewesen.
    „Ich habe schon von euch gehört“, entgegnete die Frau nickend. „Ihr habt da so einen Heidenfriedhof in eurer verrückten Kommune.“
    „Das Circle Sanctuary ist keine Kommune“, erwiderte Sebastian. „Und werden Sie bitte nicht beleidigend.“
    „Wie auch immer“, sagte die Rechtsmedizinerin und verzog mürrisch ihre schmalen Lippen. „Wenn Sie die entsprechenden Genehmigungen beibringen und sich an das Gesetz halten, ist mir egal, was Sie mit ihm machen. Tragen Sie dafür Sorge, dass alles seine Ordnung hat, bevor Sie die Leiche abholen!“
    „Ja, Madam“, sagte Sebastian so respektvoll, wie es ihm eben möglich war.
    Sie drehte sich um und marschierte davon. Was sehr gut war, denn ich hätte ihr am liebsten eine gescheuert.
    Nachdem der Krankenwagen abgefahren war, zerstreute sich die Menge. Ein paar Beamte blieben noch da, um Beweismaterial zu sammeln und den Tatort zu sichern oder so. Was auch immer sie taten, es war mir im Grunde egal. Ich war seelisch erschöpft.
    „Ob wir jetzt wohl gehen können? Was meinst du?“, fragte

Weitere Kostenlose Bücher