Beißen für Anfänger 1: Hexenzirkus (German Edition)
vorhätte, gemein zu ihm zu sein?«, konterte ich. »Ja, ich werde ihn wirklich gut behandeln. Ich wollte schon immer ein Pferd haben, und nachdem Peter einen Anhänger für das Pferd hat, das er in seinen Zauberstücken einsetzt, wird es kein Problem sein, ihn zu transportieren. Bitte.«
Das Mädchen nickte, dann wandte es sich wieder an seinen Onkel und verlegte sich aufs Betteln. Offensichtlich war der Anblick meines Geldbündels zu viel für ihn, denn er schnappte sich seine Scheine von Milos zurück, bevor er mir im selben Moment die Zügel reichte, in dem er mir das Geld aus der Hand riss. Einer seiner Finger berührte meinen, aber ich zog die Hand so schnell zurück, dass ich nichts über ihn auffangen konnte.
»
Köszönöm
«, bedankte ich mich auf Ungarisch. »
Köszönöm.
«
Ich ruckte leicht am Zügel, woraufhin sich der alte Klepper in Bewegung setzte. Ich versuchte, mich zu erinnern, auf welcher Seite Soren ging, wenn er Bruno, das Pferd seines Vaters, führte, aber allem Anschein nach kannte Tesla die Regeln. Er lief rechts neben mir einher, immer schnurstracks in Richtung Straße, so als würde er unsere Route kennen. Milos schimpfte und zeterte aus Leibeskräften, aber ich lächelte still in mich hinein, während ich Tesla zur Straße führte und den Heimweg antrat.
»Wie heißt du?«, erkundigte sich das Mädchen. Tesla blieb stehen und schaute sich zu ihm um.
»Fran. Und du?«
»Panna.« Sie ging zu Tesla und wölbte die Finger um seine haarige Nase. Er schnaubte in ihre Hände. Ihre Augen wurden wieder ganz wehmütig, so als würde sie gleich anfangen zu weinen. »Er wird es sehr gut haben, nicht wahr?«
»Ja, er wird es sehr gut haben. Wenn du möchtest, kannst du ihn besuchen kommen, solange wir hier gastieren. Wir werden noch drei Tage bleiben, anschließend ziehen wir weiter nach Budapest.«
Sie beantwortete das mit einem tränenfeuchten Lächeln. »Das fände ich sehr schön. Danke, Fran. Du bist meine Freundin.«
»Hundertprozentig. So, jetzt komm, Tesla. Ich sollte dich jetzt besser heimbringen, damit ich anfangen kann, Mom zu bearbeiten.«
»Mom zu bearbeiten?«, echote Panna.
»Ach, nicht wichtig. Sehen wir uns später?«
»Sobald ich kann.«
»Okay. Bis dann.«
Ich ruckte am Zügel, und Tesla marschierte folgsam mit. Als ich noch einmal kurz zurückschaute, stieg Panna gerade zu ihrem Onkel ins Auto. Milos würgte seinem Laster die Gänge rein und bretterte in die entgegengesetzte Richtung davon. Ich guckte Tesla an. Seine langen, weißen Wimpern verbargen seine Augen, während er neben mir hertrottete und dabei immer wieder stehen blieb, um sich ein besonders saftig aussehendes Grasbüschel zu schnappen.
Ich hatte ein Pferd. Ein altes Pferd. Mitten in Europa, wo mein einziges Zuhause ein Wohnwagen war, hatte ich mir ein Pferd gekauft. Ich versuchte, mir einen Grund einfallen zu lassen, warum meine Mutter nicht den Koller ihres Lebens bekommen sollte, wenn sie Tesla sah, gleichzeitig wusste ich, dass es eine aussichtslose Sache war. Ich hatte nur einen einzigen Trumpf im Ärmel, um zu verhandeln. Ich seufzte. Tesla, der zu dösen schien, während wir durch die morgendliche Hitze spazierten, hob den Kopf und rollte ein Auge in meine Richtung, um mich anzulinsen. »Du wirst mich eine Menge mehr als nur Geld kosten, Pferd. Eine beträchtliche Menge mehr.«
Schweigend legten wir den restlichen Weg zum Markt zurück. Tesla schwelgte in Pferdegedanken und schenkte den Autos, die an uns vorbeibrausten, keine Beachtung, während mir vor dem Handel graute, der mir notgedrungen bevorstand. Ich würde tun müssen, was meine Mutter von mir verlangte.
Mit blieb keine andere Wahl, als den Dieb zu stellen.
4
»Hey«, sagte Soren und stellte einen Wassereimer auf dem Boden ab. Dann ließ er sich neben mir auf dem Boden nieder.
»Hey«, gab ich zurück. »Danke für das Wasser. Ich bin sicher, Tesla wird es zu schätzen wissen, sobald er damit fertig ist, sich den Bauch vollzuschlagen.«
Wir saßen auf einer Böschung jenseits der Wiese, noch hinter dem Areal, wo normalerweise die Autos parkten. Tesla graste zufrieden in den langen Schatten, die die Bäume spendeten, während langsam hinter ihnen die Sonne unterging. Ich hatte den Großteil des Tages damit zugebracht, einfach hier zu sitzen und ihn zu beobachten. Seine Bewegungen waren steif und langsam, aber ich entdeckte keinerlei Anzeichen dafür, dass er todkrank war oder kurz davorstand, aus den Latschen zu kippen, wie meine
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