Beißen für Anfänger 1: Hexenzirkus (German Edition)
Vorschein gebracht hatte, die sagte, dass sie Tesla behalten und dort bleiben wollte, wo Ben wahrscheinlich sein würde.
Ich wies diese Fran darauf hin, dass sie die Dinge durcheinanderbrachte und nichts es wert war, ein sonderbares, gefühlsduseliges Mädchen zu sein, doch sie konterte, dass ich überall auf der Welt ein sonderbares, gefühlsduseliges Mädchen sein würde und darum genauso gut ein bisschen Spaß haben konnte.
Ich hasse es, wenn ich mit mir selbst im Clinch liege. Denn ich gewinne
nie
.
»Wir sehen uns, okay? Du wirst doch noch ein paar Tage hier sein?«
Er strich mir ein weiteres Mal die Haare hinters Ohr. »Ja. Imogen hat mich gebeten, meinen Aufenthalt zu verlängern. Ich bleibe noch ein Weilchen.«
»Gut.« Ein kolossales Gewicht, von dem ich nicht gewusst hatte, dass es auf mir lastete, fiel von mir ab. Ich schenkte ihm ein kleines Lächeln und entschied, dass dieser Zeitpunkt so gut war wie jeder andere, um ihm die Frage zu stellen, die mich beschäftigte. »Sag mal … kannst du eigentlich Gedanken lesen?«
Er antwortete, ohne mit der Wimper zu zucken. »Nicht, wenn ich keine Bindung zu der Person habe, mit deren Bewusstsein ich verschmelzen möchte.«
»Bindung? Oh, du meinst …« Ich machte schlürfende Geräusche.
Ein klitzekleines Lächeln spielte um seine Mundwinkel. »Nicht zwangsläufig. Eine Blutsverbindung reicht manchmal aus, damit ich mit dem Betreffenden kommunizieren kann, doch das stärkste Band besteht zwischen Personen, die eine emotionale Beziehung haben. Mit dem Vertrauen wächst die Kraft.«
»Also darum kannst du direkt in meinen Kopf sprechen?«
»Du bist meine Auserwählte. Wir sind genetisch darauf programmiert, uns ohne Worte verständigen zu können.«
»Es sei denn, ich will es nicht.« Ich dachte kurz nach. »Wenn ich diese Schutzbarriere in meinem Geist errichte, könntest du sie durchbrechen? Könntest du wegen dieser Verbindung zwischen uns den Zutritt zu meinem Bewusstsein erzwingen?«
Er schwieg, und da dämmerte mir plötzlich die Erkenntnis.
»Du kannst mich nicht belügen, oder? Das ist eine der Regeln der Dunklen, habe ich recht?«
Entgegen meiner Erwartung wurden seine Augen nicht schwarz. Die goldenen Sprenkel glitzerten hell. »Ja, es ist eine unserer Regeln.«
»Also könntest du dir gewaltsam Zugang zu meinen Gedanken verschaffen, aber du würdest das niemals tun, weil du weißt, dass mich das ernsthaft in Rage bringen würde?«
Er wirkte ein bisschen gekränkt. »Es geht tiefer als das, aber das ist der Grundgedanke, ja.«
»Wow. Das ist ziemlich krass. Du würdest dich von mir töten lassen, und du kannst mich nicht belügen … Gibt es sonst noch was, das ich wissen sollte? Besitze ich … nun ja … so was wie die absolute Macht über dich?«
Er lächelte ganz schwach, so als wollte er nicht lächeln, käme aber nicht dagegen an. »Da ist noch jede Menge mehr, und nein, ich werde es dir nicht sagen. Nicht solange der Zeitpunkt nicht reif ist.«
Obwohl ich wusste, dass ich das Thema nicht auch noch befeuern sollte, konnte ich mich nicht beherrschen zu fragen: »Wann wird das sein?«
»Ich habe keine Ahnung.« Seine Miene war regungslos, nur seine langen Haare wogten ihm im Wind um die Schultern.
»Oh.« Ich stand kurz davor, ihm zu sagen, dass die Sache zwischen uns unmöglich funktionieren konnte, unterließ es dann aber. Ein winzig kleiner Teil von mir wollte nämlich, dass sie funktionierte. Darum schwieg ich.
»Was hast du vor?«, fragte Ben. »In wessen Bewusstsein willst du herumstöbern? Und was hat das mit Imogen und Geld zu tun?«
Es überraschte mich ein wenig, dass er nicht darüber im Bilde war, wozu Absinthe und meine Mutter mich genötigt hatten. Soren war es, und obwohl ich bezweifelte, dass sonst noch jemand davon wusste, war ich mir ziemlich sicher, dass entweder meine Mutter oder Absinthe Imogen einweihen würden. Aus irgendeinem Grund – vermutlich lag es an ihrer mährischen Abstammung – schien Imogen stets über alles und jeden informiert zu sein. Aber offensichtlich hatte sie ihrem Bruder nichts von den Diebstählen erzählt.
Das
war interessant.
Und es war tückisch. Ich hasste es, Imogen zu misstrauen. Sie und Soren waren meine einzigen Freunde hier.
Und Ben. Nur war er nicht wirklich ein Freund; er war ein Dunkler, der mich brauchte, damit ich das Licht in sein Leben zurückbrachte …
»Es ist nur ein kleines Projekt, an dem ich arbeitete«, wand ich mich schließlich heraus, weil ich ihm
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