Beißen für Anfänger 1: Hexenzirkus (German Edition)
indem er einen langen Buckel machte, dann setzte er sich hin und ringelte den Schwanz um seine Pfoten. Der gelbäugige Blick, mit dem er mich bedachte, war beredter als tausend Worte.
»Ich habe alles versucht!«, fauchte ich und riss die Schranktür auf, um mein Kissen und meine Decke herauszuholen. »Mehr kann ich nicht tun!«
Er starrte mich weiter an. Ich zog die Handschuhe aus und schleuderte sie auf den Fußboden. »
Verdammter Ochsenfrosch!
Schon gut! Hör auf damit! Dann werde ich Ben eben den Arsch retten. Bist du jetzt zufrieden? Dadurch wird vermutlich jeder mein Geheimnis erfahren, und dann werden sie eine Hexenjagd auf mich veranstalten, die ich mit dem Leben bezahle, und wer gibt dir dann den guten Thunfisch, hm? Selber schuld, Kumpel!«
Ich schnappte mir meine Schlüssel, stapfte aus dem Wohnwagen und hielt unter missmutigem Gegrummel auf das laute Pulsieren der Musik zu. Auf diese weite Distanz war der Glamour zu schwach, um mich zu beeinflussen, und ich sah meine ursprüngliche Meinung über die Band bestätigt: Sie war wirklich grottenschlecht.
Ich fand den Bereich vor dem Zelt völlig verwaist vor, was ungewöhnlich war, auch wenn gerade ein Konzert stattfand. Normalerweise kamen immer wieder Leute heraus, um die Dixi-Klos aufzusuchen oder eine zu rauchen, aber nicht heute Abend. In der ganzen Hauptgasse war kein einziger Mensch zu sehen; sämtliche kleineren Zelte waren dunkel und verrammelt. Selbst Tallulah hatte ihres dichtgemacht. Die leichte Brise kickte ein paar leere Chipstüten und Pappbecher über den Boden, doch abgesehen davon bewegte sich nichts.
Es war richtig gespenstisch.
Ich schlüpfte von hinten ins große Zelt, dann drückte ich mich gegen die Segeltuchwand, um mich von den Menschen und möglichst auch vom Einfluss des Glamours fernzuhalten. Was ich unbedingt brauchte, war –
»Imogen!«
Einige Meter entfernt wiegte Imogen sich im Takt zur Musik, während Elvis und ein anderer Mann sich neben ihr heftig zofften. Es war ein altbekannter Anblick – Elvis raste immer vor Eifersucht, wenn Imogen mit anderen Männern tanzte. In der Regel ignorierte sie ihn. »Imogen!«
Sie drehte sich um und lächelte mir zu. Ich winkte sie zu mir. »Genau dich habe ich gesucht.«
»Das ist wirklich reizend von dir, Fran! Wieso tanzt du nicht?«
Ich tat ihre Frage mit einer Handbewegung ab. Schon jetzt konnte ich die Wirkung des Glamours spüren, und am liebsten hätte ich alles andere vergessen und mich unter den Pulk der glückselig Tanzenden gemischt. »Keine Zeit. Gibt es ein Bannzeichen, das einen vor einem Glamour schützt?«
Sie lächelte den Mann an, der den wesentlich schmächtigeren Elvis nun mit zwei großen Fäusten bedrohte. »Ich hoffe, er haut ihn k . o. Elvis ist heute Nacht schrecklich penetrant. Ja, natürlich gibt es dagegen ein Bannzeichen; es gibt gegen alles eins.«
»Kannst du mir zeigen, wie man es zeichnet? Vorausgesetzt, es ist kein mährisches Geheimnis. Ich brauche eins, das gegen diesen speziellen Glamour wirkt.« Meine Zehen begannen gegen meinen Willen auf den Boden zu tippen. Meine Beine lechzten danach, sich ins Getümmel zu werfen.
Sie runzelte leicht die Stirn, als sie sich mir zuwandte. »Warum solltest du dich vor diesem Glamour schützen wollen? Er ist nicht schädlich, und die Band klingt dank ihm viel besser.«
»Bitte, Imogen. Ich habe nicht die Zeit, es dir zu erklären. Könntest du mir das Symbol einfach zeigen?«
Sie guckte mich neugierig an, dann positionierte sie sich so, dass ihr Körper uns vor den Blicken aller, die in unsere Richtung schauen könnten, verbarg. Es fiel mir schwer, mich auf ihre Anweisungen zu konzentrieren. Die Musik war so verlockend, dass alles in mir danach gierte zu tanzen, Spaß zu haben, mich einfach mitreißen zu lassen und alle Sorgen zu vergessen.
Sie zeichnete das Symbol über mir in die Luft, dann demonstrierte sie mir, wie sie es gemacht hatte. Die Schwierigkeit dabei lag nicht darin, das Symbol korrekt zu zeichnen, sondern es musste der richtige Glaube damit einhergehen. So lief das immer mit der Magie: Glaub fest daran, und sie funktioniert. Hege Zweifel, und die Kraft des Zaubers verfliegt. Ich zweifelte nicht an meinen eigenen Fähigkeiten – falls man sie so nennen konnte –, und das half mir dabei, das Zeichen zu malen. Kaum hatten meine Finger den letzten Schwung vollendet, erwachte das Symbol vor mir in der Luft in strahlendem Gold zum Leben, bevor es sich gleich darauf auflöste. Doch das
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