Beißen fuer Anfaenger (komplett)
wieder durchmachen werde! Nie wieder, verstanden? Du wirst mich niemals wieder zu Tode ängstigen! Zweimal ist definitiv genug!«
»Das erste Mal war nicht meine Schuld«, protestierte er mit so schwacher Stimme, dass es mir schier das Herz zerriss. »Ich konnte nichts dafür, dass ein Dämon mich umbringen wollte.«
»Ich schätze, den Zwischenfall letzten Monat kann man ihm wirklich nicht anlasten«, pflichtete Imogen ihm bei, als sie den Krug mit dem Blut an seine Lippen hob. Ben wirkte nicht glücklich, trotzdem nippte er gehorsam. Ich war froh, dass Imogen wusste, was zu tun war – als ich zuvor zurück ins Lager getaumelt war, war mein Hirn zu einem Eisblock erstarrt gewesen. Ich hatte keinen Moment daran gezweifelt, dass Ben tot war. Ich hatte keine Ahnung gehabt, wie man ihn retten könnte, wenn überhaupt. Doch zum Glück hatte Imogen die Sache sofort in die Hand genommen und Ben mit Kurts Hilfe zurückgebracht, während Karl losgefahren war, um Blut zu holen.
»Vielleicht nicht ausschließlich, trotzdem war er dämlich genug, sich in einen Hinterhalt locken zu lassen.«
»Sie nennt mich dämlich!«, nuschelte Ben entrüstet mit dem Krug an seinen Lippen.
»Ganz genau. Bist du fertig?«, fragte ich, als er Imogens Hand mit dem Krug wegstieß.
»Ja.«
Er sah nicht viel besser aus, aber zumindest hatte er jetzt ein paar Halbliterkrüge Flüssignahrung intus, und seine Wunden bluteten nicht mehr. »Gut. Dann kannst du uns jetzt erzählen, was passiert ist.«
Seine steinerne Miene des Schweigens war mir bestens vertraut.
»Oh nein.« Ich stemmte wieder die Hände in die Hüften (was ich in letzter Zeit häufig zu tun schien). »Du wirst dich jetzt nicht in Schweigen hüllen. Ich befehle dir, mir zu sagen, was geschehen ist.«
Ben funkelte mich an. Imogen machte ein betretenes Gesicht. »Fran, Liebes, lass dir einen Rat geben: Erteile Benedikt niemals einen Befehl. Das kommt nicht gut bei ihm an.«
»Ich bin nicht einer deiner Geister, Fran«, stellte er klar, nachdem er mich lang genug mit Blicken erdolcht hatte. »Du kannst mich nicht zwingen, dir zu verraten, wo ich war.«
»Ach, kann ich nicht?« Ich setzte mich aufs Bett, streifte einen Handschuh ab und nahm seine Hand in meine. Wie gewohnt zogen mich seine Finger in ihren Bann. Sie waren so lang und geschmeidig wie die eines Pianisten. Diese Hände waren über dreihundert Jahre alt. Sie hatten schmucke viktorianische Wämser geknöpft, Musketen geladen, sich an der Seite von schnittigen, auf Hochglanz polierten Kutschen abgestützt und so viele andere Dinge getan, dass allein der Versuch, sie mir auszumalen, zum Scheitern verurteilt war. Doch ungeachtet ihrer langen Historie waren es einfach nur warme, sanfte Hände, die mir jedes Mal, wenn sie mich berührten, einen wonnevollen Schauder über den Rücken jagten. »Und was, wenn ich dich freundlich bäte, mir zu erzählen, was dir zugestoßen ist? Was, wenn ich dich daran erinnerte, dass ich fix und fertig war, als ich dich so geschwächt und schwer verletzt gefunden habe?«
Was, wenn ich dich sehen ließe, wie es mir das Herz gebrochen hat, als ich glaubte, dich für immer verloren zu haben?
Er drückte meine Finger und schloss für eine Minute die Augen. »Ich habe meinem Bruder geholfen.«
Meine Brauen zuckten vor Überraschung nach oben. »Du hast einen Bruder?«
Imogen schüttelte den Kopf.
»Dafydd ist mein Blutsbruder, kein echter Verwandter. Er hat mir einst das Leben gerettet. Es ist meine Pflicht, diese Schuld zu begleichen.« Bens Augen waren noch immer geschlossen, als er mit dem Daumen über meinen streichelte. Die Liebkosung löste ein warmes Glücksgefühl in meinem Herzen aus, zusammen mit unendlicher Erleichterung und Dankbarkeit, dass er nicht gestorben war.
»Ich verstehe. Und wobei genau hast du ihm geholfen?«
Er schüttelte den Kopf. »Das darf ich niemandem sagen. Ich habe es ihm geschworen.«
»Verdammt. Andere Frage: Wie wurdest du verletzt? Deine Fleischwunden waren tief und schartig, so als hätte dich etwas mit wirklich großen Krallen angefallen.«
Seine Augen waren dunkel, als er sie öffnete, die hübschen kleinen goldenen Sprenkel stumpf und glanzlos. »Das kann ich dir auch nicht sagen.«
»Was kannst du mir überhaupt sagen?« Es kostete mich einige Mühe, aber es gelang mir, ihm nicht an die Gurgel zu springen. Dank meines engen Kontakts zu den Wicca wusste ich, wie wichtig es war, einen Eid zu achten, allerdings machte mir das die Sache nicht
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