Beißen fuer Anfaenger (komplett)
Augenbraue hoch.
»Tesla ist ein altes Pferd. Man muss sich gut um ihn kümmern. Er braucht keinen –« Ich verkniff mir das
geistig umnachteten alten Knacker, der sich für einen Gott hält
und ersetzte es durch: »Betreuer, der jede Menge anderes um die Ohren hat. Außerdem habe ich versprochen, für ihn zu sorgen, und ich halte meine Versprechen.«
»Ich denke, an dieser Stelle wäre die Redewendung ›dumm gelaufen‹ angebracht«, konterte er und inspizierte seine Fingernägel, als benötige er eine Maniküre. »Tesla gehört jetzt mir.«
»Oh, du … du Arsch!«, brüllte ich.
»Du verhältst dich Fran gegenüber schrecklich rücksichtslos«, bemerkte Imogen. Sie hatte ihre hochmütige Miene aufgesetzt, wie immer, wenn Männer sich wie Rüpel aufführten. »Sie versucht doch nur, ihr Pferd zurückzubekommen und ein paar Geistern dabei zu helfen, nach Walhall zu gelangen. Sie hat heute Abend ein sehr wichtiges erstes Rendezvous mit meinem Bruder, aber weil du so uneinsichtig und halsstarrig bist, wird sie es nicht so genießen können, wie sie sollte, weil sie sich weiterhin Sorgen um Tesla machen wird und darüber, was die Wikinger anstellen könnten, während sie bei ihrem Date ist.«
»Ein Date?« Lokis Blick glitt von Imogen zu mir. »Du hast ein Date mit einem Dunklen?«
»Ja, Ben ist ein Dunkler, aber das tut jetzt wirklich nichts zur Sache –«
»Eine Auserwählte bei ihrem ersten Rendezvous«, unterbrach Loki mich und strich sich versonnen übers Kinn, während er mich abschätzend taxierte. Ich stöhnte innerlich, denn ich kannte diesen Blick. Ich wusste, was als Nächstes folgen würde. »Wie gut ich mich noch an mein Liebeswerben bei meinen drei Gemahlinnen erinnere. Ich werde dir einen wertvollen Rat mit auf den Weg geben.«
»Ich habe Fran bereits empfohlen, wie sie das meiste Pläsier aus ihrer Verabredung zieht«, wies Imogen ihn hin. »Ein Beitrag von einem Mann ist nicht vonnöten.«
»Als Erstes stellst du diesen Dunklen auf die Probe, um herauszufinden, ob er dir wirklich treu ist«, sagte Loki, Imogen vollständig ignorierend. »Ich empfehle dir, ihm einen Streich oder auch zwei zu spielen, um zu sehen, ob er reinen Herzens oder ein verlogener Hund ist.«
»Mein Bruder lügt niemals!«, rief Imogen empört.
»Als Zweites nimmst du ihm etwas weg, das ihm sehr kostbar ist. Wenn die Zeit reif ist, gibst du vor, es gefunden zu haben, und er wird dir für immer dankbar sein.«
»Oh!« Imogen schnappte nach Luft. »So etwas ist absolut kein Benehmen! Fran, du wirst nichts von dem, was dieser Mann sagt, befolgen!«
Loki beachtete sie noch immer nicht. Ich hoffte nur, dass er bald mit seinen Ratschlägen zum Ende käme, damit ich das Thema Tesla und die Wikinger wieder aufgreifen konnte. »Außerdem musst du ihm viele Geschenke machen, um deinen Wert in seinen Augen zu erhöhen, damit er dich als Quell unermesslichen Reichtums verehrt.«
Ich konnte nicht anders, als über seine Empfehlung die Augen zu verdrehen. Ich mochte in punkto Dates naiv sein, aber selbst ich wusste, dass das, was er da vorschlug, einfach nur bekloppt war.
»Du brauchst dringend psychiatrische Hilfe«, informierte Imogen ihn naserümpfend.
»Ich bin nun am Ende angelangt«, sagte Loki an mich gewandt. »Nachdem ich dir meinen göttlichen Rat zum Geschenk gemacht habe, darfst du mir deinen Dank aussprechen, anschließend werde ich mich verabschieden.«
»Danke für den Rat.« Egal, wie grotesk er war. »Aber ich war noch nicht ganz fertig mit unserem Gespräch über Tesla und die Wikinger.«
»Du kennst meine Antwort.« Loki wandte sich zum Gehen. »Dem gibt es nichts hinzuzufügen.«
Gerade noch rechtzeitig erinnerte ich mich daran, dass ich nicht ganz so machtlos war, wie er glaubte. Ich zerrte das Amulett heraus und hielt es so, dass sich das Sonnenlicht funkelnd darin brach. »Erkennst du das hier?«
Mit geweiteten Augen kam er einen Schritt auf mich zu und streckte die Hand aus. »Das
Vikingahärta
! Woher hast du das? Es gehört mir!«
»Hm-m, nein.« Ich drückte den Valknut an meine Brust und grinste Loki triumphierend an. »›Dumm gelaufen‹, du erinnerst dich? Das
Vikingahärta
ist jetzt meins.«
»Fran«, zischte Imogen, als sie an meine Seite trat. »Es ist nicht ratsam, einen Gott zu provozieren!«
Loki sagte etwas in einer Sprache, die ich nicht verstand, aber der gemeine Ton seiner Stimme verriet mir, dass es keine Segnung war, damit ich mich weiterhin guter Gesundheit erfreuen
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