Beißen fuer Anfaenger (komplett)
getötet hätte.
Alle anderen ignorierten meinen kleinen Witz. Die schmuckbehängte Frau sagte wieder etwas. Zizis Augen wurden groß, und alle verstummten. »Bella sagt, sie riecht etwas Unreines.«
Unrein? Damit meinte sie bestimmt nicht, dass irgendjemand seine morgendliche Dusche vergessen hatte. Ich schaute zu meiner Mutter. Sie wirkte höchst besorgt. »Inwiefern unrein, Zizi? Unrein im Sinne von schmutzig oder im Sinne von …« Sie wedelte mit der Hand in der Luft. »Verdammt?«
Theatralisch schnupperte Bella abermals in die Luft. »
Kárbozott
«, stieß sie hervor.
Alle keuchten entsetzt.
»Verdammt«, wisperte Zizi.
»Scheiße«, sagte ich. Und meinte es so.
»Was tust du da?«
Ich hörte auf, in die Luft zu schnüffeln, und drehte mich um. Ben lehnte an einem der Pfosten, die das Hauptzelt stützten. »Ich versuche, etwas Verdammtes aufzuspüren. Du siehst toll aus, wie üblich. Bestimmt weißt du noch nicht mal, was ein Frisurdebakeltag ist. Ich wette, du hast auch noch nie Bekanntschaft mit einem Pickel gemacht. Du bist viel zu attraktiv für Pickel; vermutlich fürchten sie sich, auch nur in deine Nähe zu kommen.«
Eine ebenholzschwarze Braue wölbte sich nach oben. »Danke. Ich finde … du siehst auch hübsch aus.«
Ich verschränkte die Arme. Ich sah so gut aus, wie ich aussehen konnte, und wir beide wussten es. »Hübsch? Nur hübsch? Gestern war ich noch bezaubernd.«
»Ja, das warst du, aber ich hatte dich bis dahin auch noch nie in ›Mädchensachen‹ gesehen.«
Meine Nasenflügel begannen aus eigenem Antrieb vor Zorn zu beben. »Nun, das tut mir unendlich leid, aber weiter reicht meine Vorliebe für Mädchensachen nicht.«
Ben quittierte das mit seinem typischen Lausbubengrinsen, das mich jedes Mal wieder vergessen ließ, dass ich keinen festen Freund wollte, vor allem keinen, der die Dauer einer Beziehung in Jahrhunderten maß. »Ich habe etwas für dich.«
Ich senkte den Blick auf den Gegenstand in seiner Hand. »Das ist ein Ring.«
»Ja.«
»Er ist hübsch.«
»Mir gefällt er jedenfalls. Ich hoffe, dir auch.«
Ich trat einen Schritt vor und spähte auf seinen Handteller. »Was ist das für ein Stein?«
»Ein Rubin.«
»Oh. Aber die sind doch ziemlich teuer, oder?«
Seine Hand zuckte nicht einmal. Der Ring in ihrer Mitte strahlte mich in einem warmen Rot an. Der Edelstein war in einen Reif aus dunklem Gold eingefasst, in den rundum kunstvoll geschriebene Worte graviert waren.
»Es sind dieselben wie bei deinem Tattoo.«
»Ja, das stimmt. Wirst du ihn annehmen?«
Ich hielt die Arme weiter verschränkt, während ich ihn abschätzend ansah. »Das kommt drauf an. Er sieht alt aus. Hat er früher jemand anderem gehört?«
»Ja. Meiner Mutter. Ich möchte, dass du ihn bekommst, Fran. Der Ring wird dir keine Schmerzen bereiten, das verspreche ich.«
Wie von selbst griff meine Hand danach und nahm ihn. Er war schwer und verströmte eine tröstliche Wärme. Das Gesicht einer Frau blitzte vor meinen Augen auf, ihr Haar so dunkel wie Bens. Es war eine lachende, eine glückliche Frau. »Deine Mutter war bildhübsch.«
»Das finde ich auch.«
Ich schaute ihm unverwandt in die Augen, während der Ring in meiner Hand vor erinnertem Leben pulsierte. »Sie hat deinen Vater sehr geliebt.«
Ben sagte nichts, sondern sah mich nur an.
»Aber sie ist gestorben. Ich dachte, Mährinnen seien unsterblich?«
»Das sind sie auch. Meine Mutter war keine Mährin.«
Ich guckte wieder auf den Ring. Er war wunderschön. Und Ben hatte recht. Ich fühlte keinen Schmerz, als ich ihn berührte. »Sie war nicht die Auserwählte deines Vaters?«
»Wäre sie es gewesen, dann wäre ich nicht das, was ich bin.«
»Hä?«
Ben trat vor, nahm mir den Ring aus der Hand und schob ihn mir erst auf den Daumen, dann auf den Zeigefinger und schließlich auf den Mittelfinger, wo er ihn beließ. Der Ring wurde für eine Sekunde noch wärmer, ehe er sich um meinen Finger verengte, bis er perfekt passte. »
Jetzt
siehst du bezaubernd aus. Ein Dunkler, der seine Auserwählte findet, wird erlöst. Ihre Söhne werden nicht mit der Bürde der Sünden ihrer Väter geboren.«
»Oh, ich verstehe. Aber deine Mutter hat deinen Vater geliebt. Wie konnte sie das, wenn sie nicht seine Auserwählte war?«
Ein Anflug von Schmerz verdunkelte für einen Moment seine Augen. »Darauf habe ich keine Antwort; ich weiß nur, was war. Sie hat ihn geliebt. Und sie war glücklich mit ihm. Sie würde wollen, dass du den Ring
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