Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
zwischen zwei Tischen in die nächste Reihe durch. Der Anblick dieser Brownies würde Gudrun ins Jammertal zurückstürzen. Ich werde mit ihr und Robert Kaffee trinken gehen, während Marcel die gesamte Brownie-Charge aufkaufen und verschwinden lassen wird.
Ich versuche, die Panik zu unterdrücken, die in mir aufsteigt. Die hat nichts mit Gudrun zu tun. Sondern mit der Tatsache, dass einzigartige Brownies auf dem gleichen Tisch aufgetaucht sind, wo ebenso einzigartige Hosenträger-Handytaschen verkauft werden.
Dass er hier ist.
Ist unser amerikanischer Freund etwa auch in die Fänge der Lambert-Sekte geraten? Hat mich der Mann aus dem schwarzen Kastenwagen nur deswegen mit dem Leben davonkommen lassen, weil es David war? Der sich einen Vollbart hat wachsen lassen?
Mir ist ganz schlecht.
Als SIEBTES kommt nicht nur das Lamm endlich ins Heu
Lammkeule mit Thymian, Rosmarin, Knoblauch, Zitrone und Olivenöl einreiben, kurz anbraten, dann in einem mit befeuchtetem Heu gefüllten Bräter bei achtzig Grad Ober- und Unterhitze fünf Stunden lang im Ofen garen lassen
»Vergönnt ihr euch gut?«, fragt Gudrun besorgt, als ich mich zu ihr und Robert durchgeschoben habe. »Du siehst ja furchtbar aus, Katja. Ganz bleich.«
Sie nickt zu Marcel hinüber, der zwei Reihen weiter gestenreich mit dem Verkäufer am Brownie-Handytaschen-Stand diskutiert, und schenkt mir einen wissenden Blick.
»Ah ja. Verstehe. Das da drüben hat dich also auch aufgeregt. Marcel wird den Mann wegen der Fälschungen belangen, stimmt’s?«
»Fälschungen?«, frage ich verwirrt. Mein Denkvermögen ist schwer beeinträchtigt. Durch die Verästelungen meines Hirns wabert in einer Endlosschleife das unscharfe Bild des bärtigen männlichen Schemens, der gestern Abend den Benzinkanister fallen gelassen hat und zur Seite gesprungen ist. Hat sich der Mann wirklich wie David bewegt? Und sollte er es tatsächlich gewesen sein, hat er dann die Brownies vor oder nach dem Anschlag auf Claire Maraite gebacken? Woher hätte er die Zeit dafür nehmen sollen? Schließlich musste auch noch ein schwarzer Kastenwagen verschwinden. Der David, den ich kenne, ist wahrlich nicht der Schnellste. Was faselt Gudrun jetzt von Fälschungen?
»Die Plagiante!«, tönt sie.
Ohne sie zu verbessern, lächelt Robert sie liebevoll an. »Marcel kann doch in Deutschland niemanden belangen, Gudrun; es sei denn, Gefahr ist im Verzug, und das dürfte hier wohl kaum der Fall sein.«
Habt ihr eine Ahnung!, denke ich und schüttele den Kopf, als könnte ich dadurch auch noch die Spinnweben loswerden, die mir gerade das Hirn zu verkleben drohen. War der Mann, den ich gesehen habe, nicht ein ganzes Stück kleiner als David? Von Schrumpfprozessen in der Sekte hat Claire uns allerdings nichts erzählt. Ich reiße mich zusammen.
»Die Handytaschen sind Plagiate?«, frage ich. Woher will Gudrun das denn wissen? Weshalb interessiert sie das überhaupt?
»Quatsch, die Brownies! Jemand hat ganz frech Davids Erfindung geklaut und macht damit jetzt Kohle. Da muss man was gegen tun.«
»Ich fürchte, es gibt kein Urheberrecht auf Gebäck«, wirft Robert ein.
»Das ist kein normales Gebäck!«, fährt ihn Gudrun mit Tränen in den Augen an. »Das sind Davids Brownies! Das Rezept ist top Sigrid, hat er immer gesagt. Nicht mal Katja kennt es genau, nur mich hat er eingeweiht!«
»Weshalb die Plagiante da drüben bestimmt auch ganz anders schmecken«, versetze ich und atme tief aus. »Komm also endlich runter!«
Den letzten Satz bete ich eher mir vor als ihr. Nein, es kann nicht David gewesen sein. Der hat irgendwo in der Nähe von Wemperhardt Brownies in einen Ofen geschoben. Aber wenn er von dort zu Fuß ins Einkaufszentrum gehen kann, müssten wir ihn an der belgisch-luxemburgischen Grenze doch auftreiben können. Seitdem die US Air Station Prüm vor einigen Jahren geschlossen wurde, fällt in unserem Landstrich jeder einsame Amerikaner auf. Vor allem einer, der niemandem Fragen zur Ardennenoffensive stellt.
Nicht auffallen könnte David nur, wenn er, frei nach Einstein, als tadelloses Mitglied in einer Schafherde aufgegangen wäre, einer sektiererischen Gruppierung, abgeschottet von der Außenwelt und nur mal kurz zum Einkaufen entlassen. Von derartigen fragwürdigen Wohngemeinschaften soll es in unserer dünn besiedelten Gegend mehr geben, als sogar die belgische Polizei aufzählen kann. Marcel klagt oft darüber, mit welch perfiden Tricks diese Leute auf ihren abgelegenen Höfen das
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