Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
gestrenge Meldegesetz des Königreichs umgehen. Was mich allerdings nicht daran hindern sollte, eine geheimnisvolle Wohnanlage ausfindig zu machen, zu der man vom Shoppingzentrum Wemperhardt mit einer vollen Einkaufstasche zu Fuß gehen kann. Je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer werde ich, dass David aus dem gleichen Grund verschwunden sein muss, wie Jahre zuvor Jean-Pierre Lambert und Volker Maraite. Wenn sich der Priester bei uns in der Nachbarschaft aufgehalten hat – was sehr wahrscheinlich ist, da er an seinem Todestag im Schneesturm die Einkehr per pedes aufgesucht hat – könnte ihm David zufällig begegnet sein. Der Menschenfischer Lambert hat dem Ami sofort die Verzweiflung angesehen, seine Netze ausgeworfen und unserem gutgläubigen Freund einen vermeintlichen Ausweg aus seiner Notlage angeboten. Dermaßen von Tod umgeben, muss für David damals die Verheißung von Unsterblichkeit mehr als nur verlockend gewesen sein.
Jetzt mache ich mich erst mal noch breiter, als ich ohnehin bin, damit Gudrun nicht sieht, wie Marcel das ganze Tablett mit den Brownies des Anstoßes vom Tisch hebt und in einen Karton stellt. Eine völlig unnötige Ausgabe, wie sich gerade erwiesen hat, aber die Kollegen der Polizeizone Eifel in St. Vith werden sich über die Süßigkeit freuen.
»Diese genialen Handytaschen sind jedenfalls keine Plagiate«, erklärt Robert, öffnet die Jacke und zeigt mir stolz die neue Errungenschaft an seinem Hosenträger. »Haifischleder …«
»… mit Serafil-Faden handgenäht«, vollende ich und setze mit betont sorgenvollem Blick hinzu: »So was solltest du dir eigentlich lieber zum Geburtstag schenken lassen.«
Der Mann aus Radevormwald ist nicht schwer von Begriff.
»Oje«, sagt er betroffen. »Bianca war heute Morgen auch auf dem Flohmarkt.«
»Genau.«
»Ich wünsche mir aber etwas ganz anderes von ihr.«
»Das will ich dir dann schenken!« Gudrun lächelt zu ihren roten Wanderschuhen runter. »Wenn ich es bis nächsten Freitag kriegen kann.«
Robert muss sie enttäuschen. Seinen größten Wunsch, sagt er, als wir zum Kaffeestand hinüberschlendern, an dem Marcel bestimmt auch gleich aufschlagen wird, könne ihm nur seine Tochter erfüllen: Bianca solle ihre dämlichen Schafe endlich loswerden. Das Mädchen sei mit den Tieren total überfordert; die Viecher machten nichts als Arbeit, Ärger und Lärm. Übrigens sei das unangepasste Herdentier am Morgen auch schon wieder ausgebrochen und auf die Landstraße geflüchtet. Wahrscheinlich habe es dem endlosen Geblöke seiner Artgenossen entkommen wollen, das auch ihn, Robert, um die Wochenenderholung bringe und an den Rand des Wahnsinns treibe.
»Aber die Wolle!«, gebe ich zu bedenken.
»Keine mehr da«, versetzt Gudrun. »Die nächste Schur ist erst Mitte Mai nach den Eisheiligen. Ich hab nichts mehr zu spinnen, und Jupp hat ohnehin das Stricken aufgegeben.«
»Warum das denn?«
»Hein hat es ihm verboten. Weil er zu tief in die Haushaltskasse gegriffen hat, für Bianca die Wolle zu bezahlen.«
»Hast du fürs Zubereiten der Wolle, das Spinnen und Färben etwa auch Geld genommen?«
Gudrun windet sich. »Nur ein bisschen. Jupp hat darauf bestanden. Was nix kostet, ist nichts wert, sagt er doch immer. Jetzt klöppelt er wieder.«
Sehr hübsch, unsere Eifeler Streichholz-Fichten könnten durch eine Auflage aus Spitzendeckchen nur gewinnen.
»Aber womit soll sich Bianca dann hier beschäftigen?«, frage ich.
Robert wirft mir einen flehenden Blick zu. Ich überlege kurz und nicke dann zustimmend. Meine David-Suchaktion wird mich viel Zeit kosten. Somit kommt mir jede Hilfe in der Einkehr sehr gelegen.
»Sie kann ja bei uns arbeiten«, fasst Gudrun unsere unausgesprochene Vereinbarung in Worte. »Gestern hat sie das richtig gut gemacht, ist trotz dem Stress immer fröhlich geblieben. Die Gäste mögen sie. Sag mal, Katja, wo bleibt eigentlich Marcel?«
Das habe ich mich auch schon gefragt.
»Er hat was zum Auto gebracht und dann wahrscheinlich jemanden getroffen und sich festgequatscht.«
»Das ist das Schöne an unserem Flohmarkt«, sagt Gudrun beglückt. »Da trifft man Leute wieder, die man ewig nicht gesehen hat.«
Marcel hat niemanden getroffen. Er hat beim Hallenmeister Erkundigungen eingezogen und sich telefonisch weitere Informationen beschafft. Das erzählt er mir auf der Rückfahrt zur Kehr. Jetzt weiß er alles über den Mann am verdächtigen Stand.
»Lass mich raten«, sage ich, als wir die Prümer
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