Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
daran, dachte ich. Ihr wisst doch noch, wie sie drauf war.«
Beide Männer nicken grimmig.
Sport ist Mord. Wenn David nicht joggen gegangen wäre, hätte er Barbara nicht getroffen. Er wäre nicht Knall auf Fall verschwunden, Marcel hätte mich nicht in Berlin angerufen, die Einkehr wäre geschlossen geblieben und der Pfarrer dort nicht erschossen worden.
Allerdings hat Marcel gestern behauptet, er hätte mich irgendwann ohnehin angerufen. Irgendwann. So, wie vielleicht jetzt auch. Warum nur meldet er sich nicht? Rasch schiebe ich alle bösen Gedanken weit von mir. Nichts wird ihm passiert sein! Der alte Zausel hat nur sein Handy verschlampt. Zeit, dass er sich dafür mal ein ordentliches Etui anschafft. Genau! Ich kaufe ihm Hosenträger und Robert am Freitag das Haifischstück ab.
Barbara fand Davids Pläne sehr interessant und fragte, ob er einen Stopp in Paris einlegen könne, um für sie etwas zu erledigen. Sie wollte da mehrere Gemälde in eine Auktion geben. Schottische Jagdszenen und Vogelbilder, aber sie habe keine Zeit, sich selbst darum zu kümmern.
David reiste also eine Woche später nach Paris. Auf Barbaras Kosten – die Dame hatte ihn sehr großzügig ausgestattet. Als er nach erfolgreich ausgeführtem Auftrag zurückkehrte, betraute sie ihn mit weiteren Aufgaben. Einige Monate lang reiste er anschließend für Barbara Gordon permanent als Strohmann durch Europa, dann bat sie ihn, in ihrer Zentrale einzuziehen. Ihr Majordomus , wie sie sagte, habe seine Aufgabe hingeworfen und sie brauche einen neuen.
Der alte war Volker Maraite gewesen, der Einzige der Gruppe, den David bis dahin kennengelernt hatte, da er sich um die Abrechnungen, Einkäufe und alle anderen bürokratischen Angelegenheiten der Sippe kümmerte. Auf Davids Fragen nach den weiteren Bewohnern des Hofes hatte Barbara ihm anfangs nur ausweichend geantwortet, diese beschäftigten sich in Klausur mit spirituellen Angelegenheiten und wollten nicht abgelenkt werden. Als Amerikaner würde er das sicherlich verstehen. Sie gab ihm Hamish Gordons Bücher.
»Hast du sie gelesen?«, frage ich David, der, solange ich ihn kenne, noch nie ein Buch angerührt hat.
»Ja«, sagt er unbehaglich, schiebt den Kaffee weg und bittet um einen Whisky. Denn jetzt kommt der Teil der Geschichte, der ihm offenbar am unangenehmsten ist. Er war in Barbara Gordon vernarrt und wollte ihr gefallen. Warum, frage ich, als ich ihm ein Glas einschenke, was hat ihn an dieser glatt gebügelten Frau denn so fasziniert? David gerät wieder ins Stottern. Es sei gar nicht so sehr ihr Äußeres gewesen, sondern die Art, wie sie auf ihn eingegangen war.
Barbara hatte ihm das Gefühl vermittelt, ein ganz besonderer Mensch zu sein. Der bedauerlicherweise den größten Teil seines bisherigen Daseins in einem Dämmerzustand unterhalb seiner Möglichkeiten gelebt und nicht einmal den Bruchteil seiner zielführenden Ressourcen ausgeschöpft habe. Sie könnte ihm helfen, dies zu ändern und sich selbst zu optimieren.
»Warum? Was hat sie davon?«, fragt Hein.
Nichts, antwortet David mit gesenktem Blick. Genau das habe ihn so begeistert. Ein Mensch, der ihm so großes Interesse entgegenbringe, aber im Gegenzug überhaupt nichts von ihm verlange, eine begehrenswerte Frau …
»… die nicht klammert«, vollendet Hein seinen Satz. »Hat sie dich denn rangelassen?«
Nein, das hatte sie nicht.
Aber David gab die Hoffnung nicht auf. Ganz unzugänglich konnte Barbara schließlich nicht sein: Versteckten Andeutungen hatte er entnommen, dass früher ein Jean-Marie mit ihr das Bett geteilt haben muss; ein sehr geheimnisvoller Mann, der eine ziemliche Macht über die Sippe gehabt haben musste. Denn sein Name fiel immer wieder mal, trotz des ausdrücklichen Verbots von Barbara Gordon.
»Volker sagte mir damals, mit Jean-Marie hat alles angefangen. Wegen ihm ist sie auch in die Eifel zurückgekommen. Er war ganz wichtig für ihr Leben und hat ihr viel beigebracht.«
»Passt«, sage ich befriedigt. »Und Volker war kein Lover?«
David schüttelt den Kopf.
»Ein alter Mann. Der war nicht an ihrem Körper interessiert, nur an diesen komischen Ideen. Aber dann hat er mit Barbara gestritten. Er fand falsch, was sie machte.«
»Hosenträger-Handytaschen?«
»Nein. Ich meine, ja, die haben die Leute natürlich auch gemacht. Es ist gut für den Geist, wenn die Hände beschäftigt sind, sagte Barbara. Die Leute haben das gern gemacht. War weniger anstrengend als das Stillliegen.«
»Das
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