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Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Titel: Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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altmodischen Kühlschrank und nimmt einen großen Teller heraus, auf dem sich eine Art Kuchen befindet.
    »Wieder nicht gegessen«, seufzt er. »Jetzt schon drei Tage nicht. Die sind so was von verrückt. Die glauben, es ist eine Prüfung von Barbara. Weil sie gesagt hat, sie dürfen erst wieder essen, wenn sie zurück ist. Alle wollen Prüfung bestehen.«
    »Offenbar eine sehr gehorsame Truppe«, sage ich.
    »Mehr als gehorsam«, sagt David. »Barbara hat sie zombifiziert.«
    »Zombifiziert, sehr schön, ein schräges neues Wort.« Hein grinst. »Man lernt nie aus. Heißt das, die Frau hat die Leute mit einem Zauber belegt, damit sie alles tun oder nicht tun, was sie von ihnen verlangt?«
    »Genau«, flüstert David. Dieser Zauber habe sich in Barbaras Abwesenheit verstärkt und die Sippe gänzlich aus der Bahn geworfen. Endlich gibt er jetzt zu, von Barbaras Mechanismen und Manipulationen auch nicht ganz frei geblieben zu sein: »Ich dachte erst, wie schön, eine tolle Frau, die nur gibt und gar nichts von einem will.«
    »Das hat sie dir eingeredet«, sage ich.
    »Genau. Jetzt weiß ich, dass sie alles von einem will. Kopf, Seele, Körper, Herz …«
    »… Geld, Arbeitskraft und ein Haus in Texas«, fährt Hein fort. »Eine alles verschlingende Krake. Grapsch, grapsch …«
    »Schon irre, wie gefügig man Menschen mit Glaube und Gehorsam machen kann«, setze ich hinzu.
    »Nein«, sagt David finster. »Mit Magic. Mit Black Magic.«
    Zu viel Hokuspokus für mich. Während Hein Black Magic Woman summt, halte ich mich lieber an Genießbares und mustere interessiert das Gebilde auf dem Teller. Brokkoli- und Blumenkohlstückchen sowie Paprika und Möhren sind zu einer Art Teig zusammengebacken und von einer dicken Käsekruste gekrönt.
    »Was ist das?«
    »Impossible Pie.«
    In der Tat ein unmögliches und ziemlich unverdauliches Gericht für Menschen, die drei Tage lang nichts zu sich genommen haben sollen. David stellt die deftige Kost in die Mikrowelle und drückt einen Knopf.
    »Sie müssen essen, Katja. Und trinken!« Er wirft Hein eine alte Milchkanne zu. »Mach Wasser rein!«
    Ein paar Minuten später drehe ich mich vor der ominösen Tür im Flur zu den anderen um. Wie wird die Hölle dahinter wohl aussehen?
    Voller gewaltbereiter Zombies? Vor meinem geistigen Auge sehe ich wankende Wesen mit brennenden Augen. Lauern etwa solche Ungeheuer hinter der Tür? Werden sie mit zauberhaften Kräften gleich über uns herfallen, uns in Stücke zerreißen, unser Blut trinken und sich an unseren Eingeweiden laben? Weil wir ihr Heiligtum schänden wollen? Weil sie mordsmäßigen Hunger haben? Weil sie glauben, dass Barbara Gordon diesen Dienst von ihnen verlangen wird?
    Im Schatten von Jupps riesiger Gestalt hält Hein die Kanne genauso feierlich in beiden Händen wie David den in winzige Spalten geschnittenen warmen Impossible Pie.
    Schlimmer als eine Sekte , hat Claire gesagt. Sie glauben, dass sie keine Menschen mehr sind. Mir schießt ein seltsames Szenario durch den Kopf: Als Hohepriesterin werde ich den Dämonen hinter der Tür Opfergaben darreichen; sie mit Wasser und aufgepepptem Brot gnädig stimmen. Auf dass sie friedlich bleiben und alles gut wird. Auf dass sich Marcel endlich meldet. Zu irgendwas muss der faule Zauber schließlich gut sein!
    »Du, mach auf, Katja.«
    Davids Appell schließt mein Kopfkino.
    Ich habe zu viele Horrorfilme gesehen und in den vergangenen Tagen zu viel Verrücktes gehört. Höchste Zeit, mich selbst wieder in die Realität zu verrücken! Ich schüttele alle unheilschwangeren Bilder ab und drücke die Klinke runter.
    Mühsam unterdrücke ich ein hysterisches Lachen. Vor mir sehe ich nämlich nur eine leere kleine Melkküche, ähnlich der in meinem Haus. Nach dem Kino scheine ich jetzt also in einem Computerspiel gelandet zu sein. Nächstes Level ist die hintere Tür. Beherzt öffne ich sie und bleibe entgeistert auf der Schwelle stehen.
    Des Teufels Reich – oder das der Teufelin, wie David meint – habe ich mir anders vorgestellt. Statt ins Freie, wie in meinem Haus, blicke ich von der Melkküche aus in eine Art Saal, den ehemaligen umgebauten Stall des Anwesens. Der vordere Teil ist mit Yogamatten ausgelegt und macht den Eindruck eines Sportstudios – für mich durchaus eine Vorstufe zur Hölle. Nahe der hinteren Wand sitzt ein Mann zusammengekrümmt an einer Werkbank voller Lederstreifen. Auf drei von den sieben an der rechten Wand aufgereihten Pritschen liegen reglose Gestalten.

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