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Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Titel: Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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Teil von Herrn Hurtado angefertigt, die Räume des Kuckuck’schen Museums füllten.
       Mir wurden vorgestellt: mit seinen aufgebogenen Stoßzähnen das zottige Mammut, das es nicht mehr gibt, und, gehüllt in lappige Dickhaut, das Nashorn, das es noch gibt, obgleich es nicht danach aussieht. Von Baumästen herab sahen, geduckt, aus übergroßen, spiegelnden Augen Halbaffen mich an, das Nachtäffchen Schlanklori, das ich für immer in mein Herz schloß, so zierliche Händchen, von den Augen ganz abgesehen, hatte es an seinen Ärmchen, die natürlich das Knochengerüst der ältesten Landtiere bargen, und der Koboldmaki mit Augen wie Teetassen, lang-dünnen Fingerchen, die er zusammengelegt vor der Brust hielt, und ausnehmend verbreiterten Plattzehen. Die Natur schien zum Lachen reizen zu wollen mit diesen Frätzchen; ich aber enthielt mich sogar des Lächelns bei ihrem Anblick. Denn gar zu deutlich lief es bei ihnen allen schließlich auf mich hinaus, wenn auch auf verlarvte und wehmütig scherzhafte Weise.
    Wie könnte ich alle Tiere nennen und loben, die das Museum zur Anschauung brachte, die Vögel, die nistenden weißen Reiher, die grämlichen Käuze, den dünngestelzten Flamingo, die Geier und Papageien, das Krokodil, die Robben, Lurche, Molche und warzigen Kröten, kurz, was da kreucht und fleucht! Ein Füchslein vergesse ich nie von wegen der Witzigkeit seines Antlitzes, und allen, Fuchs, Luchs, Faultier und Vielfraß, ja auch dem Jaguar im Baum, mit Augen schief, grün und falsch und einer Maulesmiene, die anzeigte, daß die ihm zugewiesene Rolle reißend und blutig war, – allen hätte ich gerne tröstend den Kopfpelz gestreichelt und tat es auch hie und da, obgleich das Berühren der Objekte verboten war. Aber welche Freiheit durfte ich mir nicht nehmen? Meine Begleiter sahen es gern, daß ich dem aufrecht tappenden Bären die Hand reichte und dem Schimpansen, der sich auf seine Fingerknöchel niedergelassen, ermutigend auf die Schulter klopfte.
    »Aber der Mensch«, sagte ich, »Herr Professor! Sie haben mir doch den Menschen versprochen. Wo ist er?« »Im Souterrain«, antwortete Kuckuck. »Haben Sie hier alles beherzigt, Marquis, so wollen wir hinabsteigen.« »Hinauf, wollen Sie sagen«, schaltete ich geistvoll ein.
    Das Souterrain war künstlich erleuchtet. Wo wir gingen, da waren hinter Glasscheiben kleine Teater, plastische Szenen in natürlicher Größe aus dem Frühleben der Menschen, in die Wand eingelassen, und vor jeder verweilten wir unter den Kommentaren des Hausherrn, kehrten auch wohl, auf mein Betreiben, von einer nächsten zur vorigen nochmals zurück, so lange wir dort schon gestanden haben mochten. Erinnert der geneigte Leser sich wohl, wie ich in eigener Frühzeit, aus Neugier nach den Ursprüngen meiner auffallenden Wohlschaffenheit, unter allerlei Vorfahrensbildnissen nach ersten Hinweisen auf mein Selbst mich forschend umsah? Verstärkt kehrt immer im Leben das Anfängliche wieder, und ganz fühlte ich mich zurückversetzt in jene Beschäftigung, als ich nun dringlichen Auges und klopfenden Herzens das aus grauester Ferne auf mich Abzielende besichtigte. Du mein Gott, was hockte da klein und beflaumt in scheuer Gruppe beisammen, als beriete man sich in schnalzender, gurrender Vor-Sprache, wie auf dieser Erde, die man beherrscht von weit günstiger ausgestatteten, stärker bewaffneten Wesen vorgefunden, ein Durchkommen, ein Auskommen zu finden sei? Hatte da die Urzeugung, von der ich gehört, die Sonderung vom Tierischen sich schon, oder noch nicht vollzogen? Sie hatte, sie hatte, wenn man mich fragte. Dafür sprach gerade die ängstliche Fremdheit und Hilflosigkeit der Beflaumten in einer fortgegebenen Welt, für die sie weder mit Hörnern noch Hauern, mit Reißkiefern weder noch Knochenpanzern, noch eisernen Hackschnäbeln versehen waren. Und doch wußten sie schon, meiner Überzeugung nach, und besprachen es heimlich im Hocken, daß sie aus feinerem Holze geschnitzt waren als alle anderen.
       Eine Höhle eröffnete sich, geräumig, da schürten Neandertal-Leute ein Feuer – plumpnackige, untersetzte Leute, gewiß, – aber es hätte nur sonst jemand, der herrlichste Waldeskönig, kommen sollen und Feuer schlagen und schüren! Dazu gehörte mehr als königliches Gebaren; es hatte etwas hinzukommen müssen. Sehr plumpen und kurzen Nackens war besonders das Haupt des Clans, ein Mann, schnauzbärtig und rund von Rücken, das eine Knie blutig auf geschunden, die Arme zu

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