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Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Titel: Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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betrachtet zum Wiedersehen mit Mutter und Tochter, – ganz ähnlich, wie Kuckucks Gespräch im Speisewagen die Vorbereitung gewesen war zu dieser Besichtigung.

    »Herr Professor«, sagte ich in dem Versuch, eine kleine Schlußrede zu halten. »Ich habe zwar noch nicht viele Museen besichtigt in meinem jungen Leben, aber daß Ihres eins der ergreifendsten ist, steht mir außer Frage. Stadt und Land schulden Ihnen Dank für die Schöpfung desselben und ich für Ihre persönliche Führung. Auch Ihnen danke ich wärmstens, Herr Hurtado. Wie getreu haben Sie den armen maßlosen Dinosaurier wiederhergestellt und das wohlschmeckende Riesengürteltier! Nun aber, so ungern ich von hier scheide, dürfen wir Senhora Kuckuck und Mademoiselle Zouzou um keinen Preis auf uns warten lassen. Mutter und Tochter, – auch damit hat es eine ergreifende Bewandtnis. Ein Geschwisterpaar, gut, es hat gleichfalls oft großen Zauber. Aber Mutter und Tochter, ich sage es frei – und möge es auch etwas fiebrig klingen –, geben doch das reizendste Doppelbild ab auf diesem Sterne.«

    Achtes Kapitel

    U nd so wurde ich denn in das Zuhause des Manneseingeführt, dessen Gespräch auf der Reise mein Inneres in so starke Bewegung versetzt hatte, – dieses Domizil, in dessen erhöhte Gegend ich meine Blicke von der unteren Stadt schon oftmals suchend emporgewandt hatte und das mir durch die unverhoffte Bekanntschaft mit seinen weiblichen Bewohnerinnen, mit Mutter und Tochter, noch anziehender geworden war. Geschwind und bequem trug uns die Seilbahn, von der Herr Hurtado gesprochen, zu jener Region hinan, und es erwies sich, daß sie in nächster Nähe der Rua João de Castilhos mündete, so daß wir nach wenigen Schritten vor der Villa Kuckuck standen, einem weißen Häuschen wie andere mehr hier oben. Ein kleiner Rasenplatz lag davor, mit einem Blumenbeet in der Mitte, und das Innere war das eines bescheidenen Gelehrtenheims, nach Dimensionen und Ausstattung in äußerstem Kontrast stehend zu der Pracht meiner eigenen Unterkunft in der Stadt, so daß ich mich eines Gefühls der Herablassung nicht erwehren konnte bei den Lobsprüchen, die ich der überschauenden Lage des Hauses und der Wohnlichkeit der Räume spendete.
    Übrigens wurde dieses Gefühl rasch bis zur Zaghaftigkeit gedämpft durch einen anderen sich aufdrängenden Kontrast: nämlich durch die Erscheinung der Hausfrau, Senhora Kuckuck-da Cruz, die uns – das heißt besonders mich – in dem höchst bürgerlichen kleinen Salon mit so vollendeter Würde begrüßte, als umgäbe sie ein fürstlicher Empfangssaal. Der Eindruck, den diese Frau am Vortage auf mich gemacht, verstärkte sich beim Wiedersehen nur noch beträchtlich. Sie hatte Wert darauf gelegt, sich in einer anderen Toilette zu zeigen als gestern: es war ein Kleid aus sehr feinem weißem Moiré mit schön tailliertem, an Überfällen reichem Rock, engen, aber faltigen Ärmeln und einer schwarzen Sammetschärpe hoch unter dem Busen. Ein alter Goldschmuck mit Medaillon lag um ihren elfenbeinfarbenen Hals, dessen Tönung also, wie die des großen, strengen Gesichtes zwischen den baumelnden Ohrgehängen, um einige Nuancen dunkler von der Blütenweiße des Kleides abstach. Das volle schwarze Haar, in der Stirn zu einigen Löckchen geordnet, ließ heute, ohne Hut, denn doch Silberfäden wahrnehmen. Aber wie ohne Tadel wohlerhalten war die Figur in ihrer Strackheit, bei hochgetragenem Kopf, der immer unter Lidern, fast müde vor Stolz, auf dich hinabblickte! Ich leugne nicht, daß die Frau mich einschüchterte und mich zugleich durch eben die Eigenschaften, vermöge deren sie es tat, außerordentlich anzog. Ihr bis zur Düsternis hoheitsvolles Wesen war in ihrer Stellung als Gattin eines gewiß verdienten Gelehrten doch nur unvollkommen begründet. Es wirkte dabei etwas rein Blutmäßiges, ein Rassedünkel mit, der etwas Animalisches und gerade dadurch Erregendes hatte.
    Dabei hielt ich im Grunde nach Zouzou Ausschau, die meinem Alter und Interesse doch näherstand als Senhora Maria Pia – den Vornamen hörte ich von dem Professor, der uns aus einer auf der Plüschdecke des Salontisches stehenden, von Gläsern umgebenen Karaffe Portwein einschenkte. Ich hatte nicht lange zu warten. Zouzou trat ein, kaum daß wir von unserem Apéritif genippt hatten, und begrüßte zuerst ihre Mutter, dann, kameradschaftlich, Herrn Hurtado und ganz zuletzt mich, – was wohl aus pädagogischen Gründen geschah und damit ich mir nichts

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