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Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Titel: Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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Sessel liegt und der alte Radicule ihr mit Schaufel und Ascheneimer zu Hilfe kommen muß. Ich weiß nichts von einem Ascheneimer, er ist ein Erzeugnis Deines Eifers, zu unterhalten, der denn ja auch so erfreuliche Früchte getragen hat, daß es am Ende nichts ausmachen darf, wenn er etwas von meiner persönlichen Würde mutwillig darangab.
       Dem Mutterherzen zugedacht waren zweifellos auch die Versicherungen Frau von Hüons, daß Du von allen Seiten als so besonders bildhübsch, ja geradezu als eine Jünglingsschönheit angesehen und bezeichnet wirst, was uns nun ebenfalls wieder bis zu einem gewissen Grade verwunderte. Du bist, geradezu gesprochen, ein netter Bursche und setzest Deinesteils Dein Äußeres herab, indem Du mit sympathischer Selbstverspottung von Borsdorfer Apfelbacken und Schlitzäuglein sprichst. Das ist gewiß ungerecht. Aber als eigentlich hübsch und schön kannst Du nicht gelten, nicht daß wir wüßten, und Compli mente dieses Sinnes, die man mir macht, bringen mich einigermaßen aus der Fassung, wenn mir als Frau auch nicht unbekannt ist, wie sehr der Wunsch zu gefallen ein Äußeres von innen her zu erhöhen und zu verklären vermag, kurz, sich als Mittel erweisen kann, pour corriger la nature.
       Aber was spreche ich von Deinem Exterieur, das man hübsch oder nur passable nennen möge! Handelt es sich doch um Dein Seelenheil, Deine gesellschaftliche Rettung, um die wir Eltern zeitweise zu zittern hatten. Und da ist es uns denn eine wahre Herzenserleichterung, Deinem Brief, wie schon Deinem Telegramm, zu entnehmen, daß wir mit dieser Reise das rechte Mittel gefunden haben, Dein Gemüt aus dem Banne degradierender Wünsche und Projekte zu lösen, sie Dir im rechten Licht, nämlich in dem des Unmöglichen und Verderblichen erscheinen zu lassen und sie mitsamt der Person, die sie Dir zu unserer Beängstigung einflößte, in Vergessenheit zu versenken!
       Zuträgliche Umstände sind, Deinen Mitteilungen zufolge, dabei behilflich. Ich kann nicht umhin, in Deiner Begegnung mit jenem Professor und Museumsdirektor, dessen Name allerdings spaßig lautet, eine glückliche Fügung zu sehen und den Verkehr in seinem Hause als nutzbringend und hilfreich zu Deiner Heilung zu betrachten. Zerstreuung ist gut; desto besser aber, wenn sie sich mit einem Gewinn an Bildung und brillantem Wissen verbindet, wie er sich in Deinem Briefe, etwa durch das Gleichnis von der Seelilie (einem mir unbekannten Gewächs) oder durch Anspielungen auf die Naturgeschichte des Hundes und des Pferdes deutlich genug abzeichnet. Solche Dinge sind ein Schmuck jeder gesellschaftlichen Conversation und werden nie verfehlen, einen jungen Mann, der sie ohne Prätention und mit Geschmack einzuflechten weiß, angenehm zu distinguieren von solchen, denen etwa nur das Vokabular des Sports zur Verfügung steht. Womit nicht gesagt sein soll, daß wir von Deiner Wiederaufnahme des lange vernachlässigten Lawn-Tennis um Deiner Gesundheit willen nicht mit Befriedigung Kenntnis genommen hätten.
    Wenn übrigens der Umgang mit den Damen jenes Hauses, Mutter und Tochter, deren Beschreibung Du mit einigen ironischen Lichtern versiehst, Dir weniger zusagt und zu geben hat als der mit dem gelehrten Hausherrn und seinem Gehilfen, so brauche ich Dich nicht zu ermahnen – möchte es aber hiermit doch getan haben –, sie Deine mindere Schätzung niemals merken zu lassen und ihnen stets mit der Ritterlichkeit zu begegnen, die ein Kavalier dem anderen Geschlecht unter allen Umständen schuldet.
       Und somit Glück auf, lieber Loulou! Wenn Du nun in etwa vier Wochen, nach Wiederkehr der ›Cap Arcona‹, zu Schiffe gehst, so werden unsere Gebete um eine glatte, Deinen Magen nicht einen Tag affizierende Überfahrt für Dich zum Himmel steigen. Die Verzögerung Deiner Reise bringt es mit sich, daß Du in den argentinischen Frühling einziehen und wohl auch den Sommer dieser der unseren entgegengesetzten Region erproben wirst. Du sorgst, so vertraue ich, für passende Garderobe. Feiner Flanell ist
dabei am meisten zu empfehlen, denn er bietet beste Gewähr gegen Erkältungen, die man sich, wie es freilich nicht im Worte liegt, bei Hitze sogar leichter zuzieht als bei Kälte. Sollten die Dir zur Verfügung gestellten Mittel sich gelegentlich als unzureichend erweisen, so vertraue, daß ich die Frau bin, eine vernünftige Ergänzung bei Deinem Vater mit Erfolg zu befürworten.
    Unsere freundlichsten Empfehlungen Deinen Gastgebern Herrn und Frau

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