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Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Titel: Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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überall, wären weniger der Möglichkeit entgegen, Heimlichkeiten mit Ihnen zu haben.«
       »Heimlichkeiten! Sehen Sie gefälligst nach Ihren Worten!«
       »Aber Sie halten mich zu Heimlichkeiten an, die, wie alles liegt, sehr schwer zu bewerkstelligen sind.«
       »Ich sage einfach, daß es Sache Ihrer Gewandtheit ist, Gelegenheit zu finden, mir diese Blätter zu übergeben. An Gewandtheit fehlt es Ihnen nicht. Sie waren gewandt beim Spiel – phantastisch, wie ich vorhin beschönigend sagte, und so pfuscherisch oft, daß man hätte glauben können, Sie hätten Tennis überhaupt nie gelernt. Aber gewandt waren Sie.«
       »Wie glücklich bin ich, Zouzou, das aus Ihrem Munde zu hören …«
       »Wie kommen Sie eigentlich dazu, mich Zouzou zu nennen?«
       »Alle Welt nennt Sie so, und ich liebe diesen Ihren Namen so sehr. Ich horchte auf, als ich ihn zum erstenmal vernahm, und habe ihn gleich in mein Herz geschlossen …«
    »Wie kann man einen Namen ins Herz schließen!«
    »Der Name ist ja mit der Person, die ihn trägt, unzertrennlich verbunden. Darum macht es mich so glücklich, Zouzou, aus Ihrem Munde – wie gern spreche ich von Ihrem Munde! – eine duldsame, eine halbwegs lobende Kritik meines armen Spieles zu hören. Glauben Sie mir, wenn es noch in der Pfuscherei leidlich anzusehen war, so daher, weil ich von dem Bewußtsein ganz durchdrungen war, mich unter Ihren lieben, reizenden schwarzen Augen zu bewegen.«
    »Sehr schön. Worin Sie sich da üben, Marquis, das nennt man ja wohl einem jungen Mädchen den Hof machen. An Originalität fällt das ab gegen die Phantastik Ihres Spiels. Die Mehrzahl der jungen Leute hier betrachtet das Tennis mehr oder weniger als Vorwand für diese degoutante Beschäftigung.«
    »Degoutant, Zouzou? Warum? Schon neulich haben Sie die Liebe ein unanständiges Tema genannt und Pfui dazu gesagt.«
    »Ich sage es wieder. Ihr jungen Männer seid alle garstige, lasterhafte Buben, die auf das Unanständige aus sind.« »Oh, wenn Sie aufstehen und weggehen wollen, so nehmen Sie mir die Möglichkeit, die Liebe zu verteidigen.« »Das will ich auch. Wir sitzen hier schon zu lange zu zweien. Erstens schickt sich das nicht, und zweitens (denn wenn ich erstens sage, pflege ich es nicht an einem zweitens fehlen zu lassen), zweitens finden Sie ja wenig Geschmack am einzelnen und entzücken sich vielmehr an Kombinationen.«
    ›Sie ist eifersüchtig auf ihre Mutter‹, sagte ich nicht ohne Freude zu mir selbst, während sie mir ein »Au revoir« hinwarf und sich entfernte. ›Möchte doch auch die Rassekönigin es sein auf ihr Töchterlein! Das würde der Eifersucht entsprechen, die mein Gefühl für die eine oft in sich hegt auf mein Gefühl für die andere.‹
       Die Strecke vom Spielplatz zur Villa Kuckuck legten wir zusammen mit den jungen Leuten zurück, in deren Gesellschaft Zouzou gekommen war, dem Cousin und der Cousine, deren Heimweg daran vorbeiführte. Das Déjeuner, das ein Abschiedsessen hatte sein sollen, aber als solches schon nicht mehr galt, wurde diesmal nur zu vieren eingenommen, da Herr Hurtado fehlte. Es war gewürzt mit Zouzou’s Hohn und Spott über mein Tennisspiel, für das Dona Maria Pia durch lächelnde Nachfragen ein gewisses neugieriges Interesse verriet, besonders da ihre Tochter sich dazu überwand, auch meine vereinzelten Großtaten zu erwähnen, – ich sage: sich dazu überwand, weil es zwischen den Zähnen und mit zusammengezogenen Brauen, gleichsam in tiefem Ärger geschah. Ich wies sie darauf auch hin, und sie antwortete:
    »Ärger? Gewiß. Es kam Ihrer Nichtskönnerei nicht zu. Es war unnatürlich.«
    »Sage doch gleich übernatürlich!« lachte der Professor. »Alles in allem scheint mir die Sache darauf hinauszu laufen, daß der Marquis so galant war, euerer Seite den Sieg zuzuschanzen.«
       »Du stehst dem Sport, lieber Papa«, erwiderte sie verbissen, »fern genug, um zu meinen, daß der Galanterie dabei irgendeine Rolle gebühre, und hast sehr milde Erklärungen für das absurde Gebaren deines Reisegefährten.«
       »Papa ist immer milde«, schloß die Senhora diesen Wortwechsel.
       Es folgte kein Spaziergang auf das damalige Frühstück, das eines unter vielen war, die ich während der kommenden Wochen im Heim der Kuckucks noch sollte genießen dürfen. Ausflüge in die Umgebung Lissabons schlossen sich an spätere an. Darüber einiges gleich weiter unten. Hier will ich nur noch der Freude gedenken, die mir,

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