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Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Titel: Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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Jüngling erkletterte bei uns den Hochsitz des Schiedsrichters, um die Zahl der gemachten Bälle, die Fehler und Outs, ein gewonnenes Game oder einen Set zu notieren und auszusprechen.
    Zouzou postierte sich am Netz, während ich diesen Platz meiner Mitspielerin, einem Fräulein mit gelbem Teint und grünen Augen, überließ und mich, in gesammelter Bereitschaft, einer Hochstimmung meines Körpers, auf dem hinteren Felde hielt. Zouzou’s Partner, jener kleine Cousin, servierte zuerst, recht schwierig. Aber, herzuspringend, hatte ich zum Anfang das gute Glück, seinen Ball im flachen und scharfen Treibschlag mit großer Präzision zurückzugeben, so daß Zouzou »Nun also« sagte. Danach beging ich eine Menge Unsinn und in federndes Hin- und Herspringen und -gleiten gehüllte Stümperei, die für die Gegenseite notierte; machte auch, in zur Schau getragenem Übermut, indem ich mit dem Spiele mein Spiel trieb und es gar nicht ernst zu nehmen schien, mit den springenden Bällen hundert Flausen und Jonglierstückchen, die, wie meine heillosen Fehlschläge, die Heiterkeit der Zuschauer erregten, – was alles mich nicht hinderte, zwischendurch aus purem Ingenium Dinge zu leisten, die in verwirrendem Widerspruch zu meiner so oft ersichtlichen Ungelerntheit standen und diese im Lichte bloßer Nachlässigkeit und des Verbergens meiner Fähigkeiten erscheinen lassen konnten. Ich verblüffte durch einen und den anderen Serviceball von unheimlicher Schärfe, durch das frühe Annehmen eines herankommenden Balles, durch das wiederholte Retournieren der unmöglichsten Zumutungen, – was alles ich meiner durch Zouzou’s Dasein befeuerten körperlichen Inspiriertheit zu danken hatte. Noch sehe ich mich zum Annehmen eines tiefen Vorhanddrives, das eine Bein vorgestreckt, mit dem anderen ins Knie gehen, was ein gar hübsches Bild ergeben haben muß, da es mir Applaus von den Zuschauerbänken eintrug; sehe mich im Sprunge unglaublich emporschnellen, um, ebenfalls unter Bravorufen und Händeklatschen, einen weit über den Kopf meiner Partnerin hinweggegangenen Hochball des kleinen Cousins mit Wucht ins gegnerische Feld zu schlagen – und was da, zwischenein, des wilden, begeisterten Gelingens noch mehr war.
    Was Zouzou betrifft, die mit gutem Können und ruhiger Korrektheit spielte, so lachte sie weder über meine Blamagen – wenn ich etwa an dem von mir selbst in die Luft geworfenen Serviceball mit dem Racket vorbeischlug – noch über meine ungehörigen Mätzchen, verzog aber auch keine Miene bei meinen unerwarteten Championtaten und dem Beifall, den sie mir gewannen. Allzu gelegentlich vorkommend, reichten sie übrigens nicht aus, zu verhindern, daß trotz der soliden Arbeit meiner Genossin Zouzou’s Seite nach zwanzig Minuten vier gewonnene Games zu verzeichnen und nach weiteren zehn den Set gemacht hatte. Wir brachen ab danach, um andere zum Zuge zu lassen. Erhitzt allesamt, nahmen wir vier zusammen auf einer der Bänke Platz. »Das Spiel des Herrn Marquis ist amüsant«, sagte meine gelbgrüne Partnerin, der ich so manches verdorben hatte.»Un peu phantastique, pourtant«, erwiderte Zouzou, die sich, da sie mich eingeführt hatte, für meine Aufführung verantwortlich fühlte. Dabei durfte ich glauben, durch meine »Phantastereien« in ihren Augen nichts eingebüßt zu haben. Ich entschuldigte mich mit meinem Wieder-Anfängertum und gab der Hoffnung Ausdruck, was ich einmal gekonnt, rasch zurückzuerobern, um solcher Mit- und Gegenspieler würdig zu sein. Nach einigem Geplauder, während dessen wir den Angetretenen zusahen und uns an guten Schlägen freuten, kam ein Herr zu uns herüber, der Fidelio genannt wurde, zu dem Cousin und der Gelbgrünen auf portugiesisch sprach und sie zu irgendeiner Unterredung von uns fortholte. Kaum war ich mit Zouzou allein, als sie anhob:
    »Nun, und jene Zeichnungen, Marquis? Wo sind sie?
    Sie wissen, daß ich sie zu sehen, sie an mich zu nehmen wünsche.«
       »Aber Zouzou«, gab ich zur Antwort, »ich konnte sie unmöglich mit hierher nehmen. Wo sollte ich sie lassen und wie sie Ihnen hier vorlegen, wo wir jeden Augenblick Gefahr laufen würden, dabei ertappt zu werden …«
       »Was für eine Redensart – ›ertappt zu werden‹!«
       »Nun ja, diese träumerischen Erzeugnisse meines Gedenkens an Sie sind nichts für die Augen Dritter, – die Frage ganz beiseite gelassen, ob sie etwas für die Ihren wären. Bei Gott, ich wollte, die Umstände hier, bei Ihnen zu Hause und

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