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Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Titel: Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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hervorzuziehen und eine der Caporals in Brand zu stecken. Ich brauchte ihn nur anzulächeln und etwas mit einem Auge zu zwinkern, so gab er mir auch eine. Mehr noch: als er nach kurzem Gespräch, worin ich auch ihm über meinen noch schwebenden Zustand Auskunft gab, aufstand und ging, ließ er mir das noch halbvolle Päckchen als Präsent zurück.
       Der Rauch des schwarzen, würzigen Knasters ging mir nach dem Frühstück recht wohlig ein, und doch durfte ich mich nicht lange dabei versäumen, sondern mußte zurück zu meinem Patienten. Er empfing mich mit einer Verdrießlichkeit, die leicht als gespielt zu erkennen war. »Wieder da?« fragte er mürrisch. »Was willst du? Ich brauche deine Gesellschaft nicht. Ich habe Kopf- und Halsschmerzen und gar keine Lust, zu schwätzen.« »Es geht Ihnen also nicht besser?« antwortete ich. »Das tut mir leid. Eben wollte ich mich danach erkundigen, ob Sie der Kaffee nicht etwas aufgemuntert hat, den ich Ihnen aus selbstverständlicher Gefälligkeit brachte.« »Ich weiß schon, warum du mir Kaffee gebracht hast. Ich mische mich aber nicht in deine dämlichen Geschäfte. Du Gimpel wirst sie ja doch nur verderben.« »Sie sind es«, entgegnete ich, »der von Geschäften anfängt. Ich sehe nicht ein, weshalb ich Ihnen in Ihrer Einsamkeit nicht etwas Gesellschaft leisten sollte, auch ohne Geschäfte. Man wird sich um mich so bald nicht kümmern, und ich habe mehr Zeit, als ich brauchen kann. Fassen Sie es so auf, daß ich etwas davon mit Ihrer Hilfe hinbringen möchte!«
    Ich setzte mich auf das Bett unter dem seinen, was aber den Nachteil hatte, daß ich ihn von dort nicht sah. So ist kein Reden, fand ich, und stellte mich notgedrungen wieder vor seinem Lager auf. Er sagte:
    »Es ist ein Fortschritt, daß du einsiehst, daß du mich nötig hast und nicht ich dich.«
    »Wenn ich recht verstehe«, erwiderte ich, »spielen Sie auf ein Angebot an, das Sie mir gestern gemacht haben. Sie kommen freundlicherweise darauf zurück. Das verrät aber doch, daß auch Sie ein gewisses Interesse daran haben.«
    »Ein verflucht geringes. Du Hansdampf wirst deinen
    Kram ja doch nur verplempern. Wie bist du überhaupt zu ihm gekommen?«
       »Durch reinen Zufall. Tatsächlich weil ein vergnügter Augenblick es so wollte und fügte.«
       »Kennt man. Mag übrigens sein, daß du mit einer Glückshaut geboren bist. Du hast so was. Zeig doch deine Kleinigkeiten noch mal her, daß ich sie ungefähr abschätze.«
       So erfreut ich war, ihn so viel weicher zu finden, sagte ich doch:
       »Das will ich lieber nicht, Stanko. Wenn jemand käme, so könnte das leicht zu Mißverständnissen führen.«
       »Ist übrigens auch nicht nötig«, sagte er. »Ich habe gestern alles ziemlich genau gesehen. Mach dir keine Illusionen über den Topasschmuck. Er ist …«
       Schon zeigte sich, wie recht ich gehabt hatte, auf Störungen gefaßt zu sein. Ein Scheuerweib mit Eimer, Lappen und Besen kam herein, um im Waschraum die Wasserlachen aufzutrocknen und Ordnung zu machen. Solange sie da war, saß ich auf dem Unterbett, und wir sprachen kein Wort. Erst als sie in ihren klappernden Pantinen wieder hinausgelatscht war, fragte ich ihn, was er habe sagen wollen.
       »Ich sagen?« verstellte er sich aufs neue. »Du wolltest was hören, aber ich wollte gar nichts sagen. Höchstens wollte ich dir raten, dir nicht viel einzubilden auf den Topasschmuck, mit dem du gestern so lange liebäugeltest. So ein Plunder kostet viel, wenn man ihn bei Falize oder Tiffany kauft, aber der Erlös ist ein Dreck.«
    »Was nennen Sie einen Dreck?«
»Paar hundert Franken.«
»Nun, immerhin.«
    »Du Trottel sagst zu allem gewiß ›Immerhin!‹ Das ist ja mein Ärger. Wenn ich nur mit dir gehen oder gleich die Sache selbst in die Hand nehmen könnte!« »Nein, Stanko, wie könnte ich das verantworten! Sie haben ja Temperatur und müssen das Bett hüten.« »Schon gut. Im übrigen könnte selbst ich aus dem Kamm und der Brosche kein Rittergut herausschlagen. Auch aus der Busennadel nicht, trotz dem Saphir. Das Beste ist noch die Kette, die ist gut und gern zehntausend Franken wert. Und von den Ringen gleichfalls ist einer oder der andere nicht zu verachten, wenn ich wenigstens an den Rubin und an die graue Perle denke. Kurz, flüchtig überschlagen, achtzehntausend Franken macht alles zusammen schon aus.« »Das war ungefähr auch meine Schätzung.« »Sieh an! Hast du überhaupt einen Schimmer?«
    »O doch. Die

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