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Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Titel: Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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geringe Aussicht auf solches Vorwärtskommen, hatte er gemeint; die Neigung sei groß, einen Mann an der Stelle zu verbrauchen, wo er nun einmal sei, und auch mir sagte er schwarzseherisch voraus, daß ich ewig, wenn auch nicht immer als Volontär, an den Lift gebunden bleiben und nie den Betrieb des Welthauses unter einem anderen Gesichtswinkel als diesem speziellen und beschränkten kennenlernen würde.
       Eben das ängstigte mich. Ich fühlte mich eingesperrt in meine Ascenseur-Nische und den Schacht, worin ich mein Fahrzeug auf und ab steuerte, ohne daß mir ein Blick oder mehr als ein kurzer Gelegenheitsblick gewährt gewesen wäre auf die kostbaren Gesellschaftsbilder der Halle zur Fünf-Uhr-Teezeit, wenn gedämpfte Musik sie durchschwebte, Rezitatoren und griechisch gewandete Tänzerinnen der schönen Welt Unterhaltung boten, die an ihren gepflegten Tischchen in Korbsesseln lehnte, zum goldenen Tranke Petits fours und erlesene kleine Sandwiches kostete, die Finger danach zum Entkrümeln mit einer Art von leichtem Getriller in der Luft bewegend, und auf dem Läufer der königlichen, zu einer mit Blumenbosketts geschmückten Empore führenden Freitreppe, zwischen Palmenwedeln, die aus skulpturierten Vasenkästen stiegen, einander begrüßte, Bekanntschaft machte, mit distinguiertem Mienenspiel und Kopf bewegungen, die auf Geist schließen ließen, Scherzworte tauschte und leichtlebiges Lachen ertönen ließ. Wie gut mußte es sein, sich dort zu bewegen und aufzuwarten, im Bridge-Zimmer der Damen auch oder im Speisesaal beim Diner, zu dem ich die befrackten Herren und von Schmuck funkelnden Frauen hinabbrachte. Kurz, ich war unruhig, es verlangte mich nach Ausweitung meines Daseins, nach reicheren Möglichkeiten des Austausches mit der Welt, und wirklich: das wohlgeneigte Glück ließ sie mir zuteil werden. Mein Wunsch, von der Lifttreiberei loszukommen und in neuer Tracht eine neue Tätigkeit von weiterem Horizont zu gewinnen, erfüllte sich: zu Ostern trat ich in den Kellnerdienst über, und das ging vor sich wie folgt.
    Der Maître d’hôtel, Monsieur Machatschek mit Namen, war ein Mann von großer Stellung, der mit viel Autorität und in täglich frischer Stärkwäsche sein Bauchgewölbe im Speisesaal herumtrug. Der rasierte Speck seines Mondgesichts schimmerte. Aufs schönste verfügte er über jene hoch- und fernhin winkende Armbewegung, mit welcher der Herr der Tische neu eintretende Gäste zu ihren Plätzen entbietet, und seine Art, Mißgriffe und Ungeschicklichkeiten des Personals nur im Vorbeigehen aus dem Mundwinkel zu rügen, war so diskret wie beißend. – Er also ließ mich, auf eine Weisung der Direktion, wie ich annehmen muß, eines Vormittags zu sich rufen und nahm meine Aufwartung in einem kleinen, an die prächtige Salle à manger stoßenden Bureau entgegen. »Kroull?« sagte er. »Armand gerufen? Voyons, voyons. Eh bien, ich habe von Ihnen gehört – nicht gerade Nachteiliges und nicht ganz und gar Falsches, wie mir auf den ersten Blick scheint. Er kann täuschen, pourtant. Sie sind sich klar darüber, daß Ihre bisher im Hause geleisteten Dienste ein Kinderspiel waren und eine geringe Bewährung der Gaben bedeuteten, über die Sie etwa verfügen? Vous consentez? Man hat vor, hier im Restaurantbetrieb womöglich etwas aus Ihnen zu machen – si c’est faisable. Fühlen Sie einen gewissen Beruf in sich zur Sommelerie, ein gewisses Talent, sage ich – kein ganz exzeptionelles und glänzendes, wie Sie da versichern, das heißt die Selbstempfehlung zu weit treiben, obgleich Courage auch wieder nicht schaden kann, – ein gewisses Talent also zum eleganten Servieren und allen feineren Aufmerksamkeiten, die dazu gehören? Zum leidlich gewandten Umgang mit einem Publikum wie dem unseren? Angeboren? Natürlich ist dergleichen angeboren, aber was Ihnen nach Ihrer Meinung alles angeboren ist, das ist bestürzend. Übrigens kann ich nur wiederholen, daß ein gesundes Selbstvertrauen kein Nachteil ist. Einige Sprachkenntnisse besitzen Sie? Ich habe nicht gesagt: umfassende, wie Sie sich ausdrücken, sondern: die nötigsten. Bon. Es sind das alles übrigens erst spätere Fragen. Sie stellen sich wohl den Gang der Dinge nicht anders vor, als daß Sie von unten beginnen müssen. Ihre Beschäftigung wird vorderhand darin bestehen, von dem abservierten Geschirr, das aus dem Saal kommt, die Reste zu streichen, bevor es zur eigentlichen Reinigung in die Spülküche geht. Sie werden für diese

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