Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns
ist eher ein Triumph des gesunden Menschenverstandes. Der Regen will zu uns? Er ist willkommen! Bitte einzutreten! Nur herein in die gute Stube! Wir stellen, wo immer Platz dafür ist, Töpfe und Pfannen auf und haben nach kurzer Zeit das Wasser gezähmt. Wir haben es sozusagen umzingelt. Der Balkon wird nicht mehr zum Stausee, es sei denn, nachdem die Töpfe und Pfannen sich gefüllt haben und überfließen. Dann nimmt man eben größere Töpfe und Pfannen, und dank einer pfiffigen Anordnung fließt das Wasser von den kleinen Töpfen in die größeren statt über die Lampenschirme.
Leider hat das System einen schwachen Punkt. Nach einiger Zeit sind nämlich auch die größeren Töpfe voll und fließen über. Dagegen kann man nichts tun.
In der Regel dauert es ungefähr eine Woche, ehe ein denkfähiger Ehemann zu einer endgültigen Lösung durchstößt. Im vorliegenden Fall bestand sie darin, daß die
Wohnung vom Balkon durch eine Türe getrennt war. Wenn man diese Türe schloß, sah man nicht mehr, was sich jenseits abspielte. Der Regen konnte hereinkommen oder draußen bleiben, ganz wie er wollte. Die Verbindung mit dem Balkon war abgeschnitten. Von jetzt an sollen die Töpfe, die Besen und die Kartoffeln selber zusehen, wie sie sich zurechtfinden.
Unser Balkon ist jedenfalls hermetisch abgeschlossen.
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VON DER THEORETISCHEN MONOGAMIE ZUR PRAXIS DER POLYGAMIE
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Die vollkommene Ehe
Es scheint unvermeidlich, unter den Problemen des perfekten Ehemanns auch auf das Phänomen Ehe selbst zu stoßen, einen der populärsten Konversationsstoffe unserer Leistungsgesellschaft. Das jüngste Treffen mit unseren Freunden stand im Zeichen dieser Institution.
Wie das bei erwachsenen Menschen mit intellektueller Schlagseite üblich ist, zogen sich die Damen in eine entgegengesetzte Ecke des Salons zurück, und wir Männer blieben für den Rest des Abends unter uns. Der Bogen unserer Gesprächsthemen reichte von den Problemen der Einkommenssteuer über die jüngsten Wahlen bis zum achten Ehemann von Elizabeth Taylor. Hier hielten wir uns ein wenig länger auf, wahrscheinlich deshalb, weil die meisten Anwesenden ungefähr im gleichen Alter standen wie die glückliche Nummer acht.
»In einem gewissen Alter«, bemerkte unvermittelt Ingenieur Glick, »kommt man als Mann nicht länger um die Erkenntnis herum, daß die Institution der Ehe eine Katastrophe ist.«
Wie eine sofort durchgeführte demoskopische Umfrage ergab, sind 85 Prozent aller Ehen schlecht, 11 Prozent schlechthin unerträglich, 3 Prozent gehen gerade noch an und von einer weiß man’s nicht.
Wäre es möglich, so fragten wir uns, daß die Schuld an diesen deprimierenden Ziffern bei uns Männern läge? Die Ansichten divergierten. Jemand erzählte von seinem Wohnungsnachbar, der seit 32 Jahren glücklich verheiratet sei, allerdings mit fünf Frauen hintereinander.
»Das ist keine Kunst.« Einer der bisher schweigsamen Gäste namens Gustav Schlesinger meldete sich zu Wort. »Sich scheiden lassen und immer wieder eine andere heiraten - mit solchen Tricks kann man natürlich glücklich verheiratet sein. Aber nehmen Sie Clarisse und mich. Wir leben seit zwanzig Jahren miteinander in vollkommen harmonischer Ehe.«
Alle starrten den gutaussehenden, eleganten, an den Schläfen schon ein wenig ergrauten Sprecher an.
»Nicht als wäre Clarisse ein Himmelsgeschöpf«, fuhr er fort. »Oder als wären unsere Kinder keine ungezogenen Rangen. Nein, daran liegt es nicht. Sondern wir haben entdeckt, warum so viele Ehen auseinandergehen.«
»Warum? Was ist der Grund?« Von allen Seiten drangen die wißbegierigen Fragen auf ihn ein.
»Erklären Sie sich deutlicher! Was ist es, weshalb die meisten Ehen scheitern?«
»Es sind Kleinigkeiten, meine Herren. Es sind die kleinen Dinge des Alltags, die täglichen Reibereien, die zwei miteinander verbundenen Menschen das Leben zur Hölle machen. Lassen Sie mich einige Beispiele anführen.
Ich möchte schlafen gehen - meine Frau möchte noch lesen. Ich erwache am Morgen frisch und tatendurstig -meine Frau fühlt sich müde und wünscht noch zu schlafen. Ich lese beim Frühstück gerne die Zeitung - meine Frau würde es vorziehen, mit mir zu plaudern. Ich esse gerne Radieschen - sie kann keinen Lärm vertragen. Ich gehe gerne spazieren - sie hört gerne Musik. Ich erwarte einen dringenden geschäftlichen Anruf aus New York - sie plappert stundenlang mit einer Freundin
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