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Bekentnisse eines möblierten Herren

Bekentnisse eines möblierten Herren

Titel: Bekentnisse eines möblierten Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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einschob.
    Sie verstand sofort, glitt in Halbdistanz und lächelte ihren Erzeugern kindlich zu: »Geht prima!«
    Lukas nickte zuverlässig, kurvte in Sichtdeckung, und schon war ihre Vorderseite wieder allgegenwärtig. »Noch mal!«

    »Hm, Grete, was meinst du?«
    »Passen gut zusammen. Ist auch ein besonders netter Mann, der Herr Dornberg. Er hat so was Vornehmes, gell? Man merkt gleich, daß er aus gutem Hause kommt!«
    »Ist eigentlich unser Bester bis jetzt.«
    »Schau, da sind sie! Da hinten! Ich finde sie auch in der Größe so nett zusammen. Und farblich... Renates Schwarz zu seinem Dunkelblond. Ja, ja, die Jugend!«
    »Jedenfalls: Mit dem können wir uns sehen lassen. Feuchthaber war auch sehr angetan.«

    »Noch mal!«
    Bei einem Griffwechsel stellte Lukas fest, daß Renatchen keinen Büstenhalter trug. Sein manuelles Erstaunen entging dem Kinde nicht. Sie lächelte und antwortete, indem sie mit dem Oberkörper eine drehende Bewegung gegen seine Brust ausführte, um ihn von der natürlichen Festigkeit zu überzeugen.
    »Noch mal!«
    So endete der Abend in allgemeiner Zufriedenheit. Die Eltern freudig bewegt, die Jugend ebenso erregt. Die Rechnung für drei Flaschen Sekt — eine hatte Zierholt übernommen — schob Lukas wie ein Souvenir in seine Brieftasche.

    Als souveräner Untermieter wartete er bis zuletzt. Während um ihn herum das Wasser rauschte, die Türen knallten und Zierholts Stimme mehrfach nach Natron verlangte, lag er im Bademantel auf seinem Bett und rauchte.
    Was für ein Abend! Die Schuhbeutel, die einexerzierte Grazie, Meister Feuchthaber! Er lächelte vor sich hin. Frau Plötzl mit ihrer schiefen Kopfhaltung! Und die abgespreizten Finger der Damen! Hubert hätte das sehen müssen. Ingrid hatte auch so etwas in der Kopfhaltung beim Tanzen!
    Endlich beruhigte sich der Wasserfall nebenan.
    Und Renatchen, das naive Kind!
    Trippel, Trappel, Klapperschläppchen vom Bad her.
    Das ist sie! Peng. Zu.
    Diese fanatischen Augen, die die Burschen hatten! Samstag: Trainingsabend, Sonntag: Fußballplatz und zwei- bis dreimal im Leben Krieg. Bewältigung der Freizeit auf Vereinsebene! Hubert hat recht: »Die Turnhalle ist die Keimzelle der Nation.«
    »Haben Sie »herein« gesagt, oder habe ich mich geirrt?« Renate stand im Zimmer.
    Er sprang auf und zog seinen Bademantel zurecht.
    »Ich wollte nur eine Zigarette von Ihnen. Ich kann nicht einschlafen.«
    »Moment, wo... ah, hier, bitte!«
    Sie trug einen grellbunten Morgenrock. Wahrscheinlich auch selbst geschneidert, dachte Lukas, während er ihr Feuer gab.
    »Danke!« Sie setzte sich auf sein Bett.
    »Kann ich die hier rauchen?«
    »Und Ihre Eltern?«
    »Die hören uns nicht. Mutti tut sich immer was in die Ohren, und Vater hat einen kleinen Schwips. Ich übrigens auch. Außerdem, was sollten sie dagegen haben, wenn wir uns nach einem so netten Abend noch ein bißchen unterhalten?«
    »Ist eigentlich wahr!«
    Die Spannung löste sich; sie mußten beide lachen. »Dann werde ich mir auch eine Zigarette anzünden.« Renate lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Lukas setzte sich neben sie, und jeder rauchte mit erhöhtem Puls still vor sich hin.
    »Was tanzen Sie lieber, schnell oder langsam?« fragte sie unvermittelt. Lukas zögerte.
    »Was tanzen Sie lieber?«
    »Ich? Die Langsamen natürlich.«
    »Wieso natürlich?«
    »Tun Sie doch nicht so!« Sie lachte.
    »Wie tu’ ich denn?«
    »So, als ob Sie’s nicht wüßten.«
    Er war entschlossen, dieses Spiel zu Ende zu spielen, auch wenn er die Pointe längst ahnte. Renate begann ihn — neben anderen Regungen — als psychologischer Fall zu interessieren. Wie weit würde sie unter der Maske des Schwipses bereit sein, ihm noch entgegenzukommen? Also fragte er: »Und wenn ich es wirklich nicht wüßte?«
    Sie kicherte und ließ ihren Kopf, gleichsam nur im Scherz, auf seine Schulter fallen.
    »Was haben Sie denn auf einmal?« erkundigte er sich scheinheilig.
    »Mm mmm m!« Der Kopf blieb.
    »Ist Ihnen nicht gut?«
    »Swips«, antwortete sie in Babysprache, »Swips... Topfweh... müde.«
    »Müde« war taktisch falsch. Damit konnte er sie wegschicken. Vorsichtig schälte er seine linke Schulter unter ihrem Kopf heraus und rückte vor an die Bettkante. Als er sich umdrehte, lag sie bereits, mit angezogenen Beinen, auf der Seite. Das »Kind«.
    »Wenn Sie so müde sind, dann gehen Sie doch schlafen.«
    Doch Renate wußte immer noch eine Antwort. Halb auf dem Gesicht liegend, schüttelte sie

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