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Bekentnisse eines möblierten Herren

Bekentnisse eines möblierten Herren

Titel: Bekentnisse eines möblierten Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Gefahr.
    »Zwei Kenner scherzen«, meinte sie verbindlich, »das ist mal ein ganz anderer Abschluß.«
    Sie stand auf und holte die Vina aus dem Nebenzimmer. Hubert lächelte ihr zu.
    »Sei barmherzig mit der nackten Welt, hülle sie in Musik, sagt Hrabanus. Das wird den offenen Seelen guttun.«
    Der Molch versuchte zu lächeln, Gustl griff in die Saiten und sang ein sicherlich indisches Lied.
    Das hat diese Sprache dem Französischen voraus, dachte Lukas, hier kann kein Snob sagen: Was spricht sie doch für ein wundervolles Indisch!
    Und so endete die Tortur in einem schlichten eurasischen Hausmusikabend.

    »Dieser Mode-Buddha mit seiner handgestrickten Psychologie!« wetterte Hubert, »Kathi, bring mir einen Wein.«
    »Und mir noch ein Bier.«
    Kathi lächelte stumm und ging. Lukas überlegte. Ob er Marie-Luise noch anrufen sollte? Doch da fiel ihm die herrische Stimme ihrer Tante ein — nein, es war schon zu spät.
    »Sei froh, daß du das erleben durftest. Das war ja ein gemeingefährlicher Abend!«
    Lukas sah ihn an.
    »Ich fand es eher komisch. Bis auf die Mandalas.«
    »Jawohl, bis auf die Mandalas. Magische Praktik in schmutzigen Händen! Und damit holt er dich!«
    »Ich muß schon bitten!« tönte Lukas mit ironischer Strenge, »du unterstellst mir da eine Labilität...«
    »Lieber Lukas, sei zehn Jahre jünger oder sei in Not, in seelischer Not...«
    Er unterbrach. Die Zigarre drohte auszugehen, und die Zigarre ging vor.
    »Ich verstehe nur Peter und Ines nicht«, fuhr Lukas nach einer Pause fort. Hubert zerteilte seine Rauchwolke mit der Weinkarte.
    »Peter ist weich, Medium. Was er malt, ist sie. Aber das darf er nicht merken, sonst läuft er weg — fürchtet sie, als die Ältere. Also schleppt sie ihn zu diesen Yogagouvernanten, um ihn glauben zu machen, er beziehe seine schöpferische Kraft aus dem Versenkungszirkus.«
    Kathi brachte die Getränke.
    »Verstehst du jetzt den Zusammenhang? Diese Heilspraktiken werden von der Torschlußangst der Frau importiert. Was haben sie verloren in unserer Landschaft? Lies C. G. Jung, lies Richard Wilhelm, da erfährst du, was es heißt, asiatisches Geistesgut für uns schwachsinnige Logiker narrensicher zu übersetzen! Den Erfolg siehst du ja! Die Damen nehmen Yoga und Zen wie Hautcreme oder Nagellack.«
    »Wenn sie daran glauben?«
    »Wenn sie es nur könnten! Aber kaum, daß sie meinen, einen Halt gefunden zu haben, kommt so ein Halbdoktor daher, legt ihre Seelen frei und projiziert seine eigene Minderwertigkeit hinein. Und schon segeln sie auf der Ratio in die nächste Krise. Die Wertung von außen! Das ist die Gefahr bei der Hausmacher-Psychologie.«
    »Gewiß, aber an etwas muß der Mensch ja glauben!« Hubert nickte und streifte die Asche ab.
    »Wir sitzen in der vollautomatischen Religionsebbe. Das Elektronengehim tritt Jesus auf den Fuß. Hier beginnt die Lebensangst des Mannes. Unfähig, allein mit dem Kopf zu leben, ist er froh, wenn Mutti endlich das Alter erreicht hat, daß sie nach Buddha ruft, nach Kung-fu- und Lao-tse. Er klammert sich an sie — das Matriarchat ist fertig!«
    Lukas mußte lachen.
    »Wie ich dich kenne, weißt du bestimmt eine Patentlösung.«
    Ohne auf seinen Ton einzugehen, schüttelte Hubert den Kopf.
    »Ich kenne nur die Konsequenz.«
    »Und die wäre?«
    »Die Leere ertragen. Ohne Hinzuziehung eines schlitzäugigen Heilands. Das ist das Glaubensproblem der Gegenwart.«

    »Sehr reizend von Ihnen«, sagte die gräfliche Tante, »daß Sie sich meiner Nichte so annehmen, Herr »Dornberg.«
    »Herr Dornberg, richtig. — Marie-Luise hat mir schon von dem Buch erzählt, und ich muß sagen, ich halte sie für wirklich begabt.«
    Im grauen Flanell saß Lukas korrekt auf einem Regencestuhl und hielt ein Glas Sherry in der Hand. Es war neun Uhr früh.
    »Weiß der Himmel, wo sie das herhat. Kein Reiffenstein hat je gezeichnet. Aber in der heutigen Zeit ist mir eine Begabung, die sie zu Hause ausüben kann, immer noch lieber als eine andere... nehmen Sie noch einen Sherry, Herr...?«
    »Dornberg. — Nein danke, Gräfin. Ich glaube, es wird Zeit.«
    »Ich kann mir doch einfach keine Namen merken. Schon als Kind nicht. Und das bei der riesigen Verwandtschaft! — Aber Sie müssen jetzt fahren, sonst versäumt Marie-Luise noch den Zug.«
    Sie ging zur Tür.
    »Marilou, bist du fertig?«
    »Gleich, Tante«, zwitscherte es vom anderen Ende des Ganges.
    »Babette, bringen Sie den Koffer zum Wagen.«
    »Jawohl, Frau Gräfin!«
    Lukas sah

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