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Bekentnisse eines möblierten Herren

Bekentnisse eines möblierten Herren

Titel: Bekentnisse eines möblierten Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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verdirbt sie ihre erfreulichsten Konturen mit der gerade gängigen Mode. Es ist wie beim Kunsthandel: Die besten Stücke sind hinter lauter modischem Tinnef versteckt.«
    Lukas konnte sich die Bissigkeit nicht verkneifen: »Sprichst du von dem Frankfurter Schrank drinnen?« Ines und Daniela lachten schallend. Doch Pauli überhörte die Spitze gegen seinen Freund und Gönner.
    »Genau. Der wird auch fast erdrückt. Aber er ist von mir und war nicht billig.«
    Und männlich kippte er sein Glas.
    »Was ist eigentlich unser großzügiger Herr Gastgeber?« fragte Ines.
    »Plastikverschlüsse! Millionenschwer! Hat ganz klein angefangen, ist aber das Großzügigste, was ich kenne. Im Herbst veranstaltet er eine Safari, mit Chartermaschine. Wenn ihr Lust habt »Übernimm dich nicht!« bremste Sylvia, worauf Gracia einen Hustenanfall bekam. Sie stand auf und schlenkerte gesäßbewußt ins Haus.
    »Der nimmt uns bestimmt mit. Ich brauche nur mit ihm zu reden«, erläuterte Pauli bescheiden.
    Gracia kehrte zurück, ein Kofferradio in der Hand schwenkend. Langsam schlingerte sie zu ihrem Platz, schaltete ein und reckte den Busen. Ein perfider Jüngling jaulte in die junge Nacht.
    »Komm Püppi, stell ab!« sagte Pauli. Als sie nicht reagierte, stand er auf.
    »Ich glaube, wir gehen jetzt schlafen.« Er legte dem Fleisch seine Pranke auf die Schulter und schob sie ins Haus.
    »Gute Nacht allerseits!«
    Endlich war es still und drohte gerade gemütlich zu werden, doch da gähnte Peter, die Wolfgänge klagten über Sonnenbrand und Muskelkater. Stuhlrücken, mürrische Gutenachtwünsche — ein verlorener Sommerabend.

    Lukas saß an dem kleinen Tisch neben dem Bett und begann einen Brief an Marie-Luise. Es klopfte. Daniela steckte ihr stark eingecremtes Gesicht herein. »Möchtest du nicht ein bißchen ‘rüberkommen? Wir haben den Kognak mit, es ist ja noch viel zu früh zum Schlafen.« Lukas bedeckte den Briefbogen mit der Tageszeitung und ging hinüber. Im Pyjama, wie er war, ließ er sich am Fußende des Doppelbettes nieder. Daniela legte ihren Morgenrock ab und kroch nylonverschämt unter die Decke.
    »Wie findest du sie denn?« fragte Sylvia direkt.
    »Wen?«
    »Meine Nachfolgerin!«
    »Ach so, ja. Entschuldige! Ohne Busen eine Katastrophe.«
    »Wenigstens einer, der so denkt.« Sie griff zur Flasche. Es ging ihr doch nah, bei aller Toleranz.
    »Was tut sie eigentlich?« fragte Lukas.
    Daniela antwortete: »Sie ist Hausmannequin bei Woll-Glöckler, jetzt geht sie aber auf die Dolmetscherschule.«
    Lukas lachte in sich hinein.
    »Nun liegen mir diese jungen Dinger sowieso nicht.« Doch Marie-Luise fiel ihm ein, und er wunderte sich über seinen Satz.
    »Und Ingrid?« fragte Sylvia.
    »Die war immerhin fünfundzwanzig.«
    Belustigt sah sie ihn an.
    »Und Fräulein Zierholt fällt unter Notstand«, verteidigte er sich unaufgefordert. »Bei der Frage, ob einem ein Mensch entspricht, ist schließlich auch der Tag inbegriffen.«
    »Weiß Gott!« seufzte Daniela, frisch mit Kognak gestärkt, »wenn ich an Patrick denke! Immer korrekt, immer Gentleman, und dabei kam es mir vor, als habe das Jahr 999 Tage.«
    Sie war mit einem Engländer verheiratet gewesen, seit einem Jahr geschieden und lebte davon, die Silberrahmen auf den Flügeln und Cembali der Society mit weichen fotografischen Konterfeis zu füllen.
    »Bei dir kam noch die fremde Sprache dazu«, beschwichtigte Lukas.
    »Ach, die Sprache wäre nicht das schlimmste. — Wir hatten zweierlei Humor.«
    Sylvia starrte an die Decke. Es entstand eine Pause. Eine Geschiedene und eine Verlassene. Das kann ja ein heiterer Abend werden! dachte Lukas und sagte direkt: »Wo wir gerade davon reden: Wie ist das eigentlich gekommen Sylvia?«
    Sie holte tief Luft.
    »Erinnerst du dich, was ich dir damals sagte? >Er schickt mich weg, weil er etwas anderes vorhat!< — Und ich Schaf ließ mich wegschicken! Da hat er sie kennengelernt.« Lukas schwieg betroffen. Fast fühlte er sich mitschuldig. »Nun hör aber auf!« rief Daniela energisch. Und zu Sylvia gewandt: »Du warst viel zu schade für ihn. Du siehst es doch jetzt täglich.«
    »Denk an die Quitten!« tröstete Lukas.
    Sylvias Züge erhellten sich. »Eine Wahnsinnsnacht!« murmelte sie kopfschüttelnd.
    Daniela setzte sich auf.
    »Also so war das nicht gemeint, daß ihr euch im Beisein einer alleinstehenden Frau über eure Wahnsinnsnächte unterhaltet.«
    »Was können wir für deine Phantasie? — Gib mir die Flasche!« erwiderte

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