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Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlef Uhlmann
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gehässig an, »wenn du sie dann noch haben willst!«
    Ich wusste doch, wie die Dinge liefen. Ich drehte mich um und ging.
    Zumindest auf meine Mey konnte ich mich verlassen. Sie hatte sich einen hübschen Italiener geschnappt, der, wie ich vermutete, gerade seine Vorliebe für Jasmin entdeckte. Langsam füllte sich die Bar, und das Stimmengewirr nahm zu. Englisch, Italienisch, Holländisch, noch mehr Italienisch. Ich betrachtete meine Gäste genauer. Nico öffnete die Tür und noch eine Männergruppe betrat meinen Club. Wieder Italiener! Ich mochte keine Italiener. Nicht, weil ich ausländerfeindlich gewesen wäre. Das wäre ja fatal in meinem Beruf. Aber Italiener vögeln viel und lange, feilschen immer um die Preise und nehmen fast nie Champagner mit aufs Zimmer. Wo blieben bloß die Stammgäste? Immer wieder ging die Tür auf. Hatte ich mir doch gedacht: Wer den ganzen Tag Business machte, wollte in der Nacht Lust ein bisschen Spaß. Allerdings kannte ich niemanden. Es schien für alle das erste Mal zu sein. Immer wieder die Frage nach den Preisen. Meine Mädchen waren gut und sehr professionell. Die Zimmerschlüssel wanderten von Hand zu Hand, und ich musste höllisch aufpassen, nicht den Überblick zu verlieren. Eines aber war offensichtlich: Es gab zu viele Männer und zu wenige Mädchen. Ich telefonierte. Vier erreichte ich nicht, drei hatten zu tun, zwei versprachen vorbeizukommen – sobald es ging.
    »Daddy, die Sieben ist belegt!«
    Damit wollte die Aushilfsbarfrau eigentlich an mir vorbeihetzen, aber ich erwischte sie noch rechtzeitig am Arm.
    »Von wem und wie lange?«
    »Der 24-Stunden-Typ ist grade raus. Hat gesagt, Sylvie ist total hinüber. Kriegt keiner mehr wach vor morgen früh!«
    »Besoffen?«
    »Sieht so aus!«
    Ich ließ sie los, und sie hechtete weiter zu Tisch vier, an dem sich vier schwarzhaarige Herren mit einem Glas Bier über die fehlende weibliche Unterhaltung hinwegtrösten wollten.
    Mist! Jetzt betrat auch noch Hartmut die Bar und schien mich zu suchen.
    »Hey, Großer! Ist ja mächtig was los bei dir. Hab ich mich in der Adresse geirrt oder ist das jetzt ’n Gay Club geworden?«
    »Komm, trink erst mal was. Hier ist die Hölle los, wie du siehst. Alle Zimmer belegt, selbst Schwimmbad und Sauna dürften ihre Grenzen erreicht haben. Ein paar Leute sind schon auf den Klos verschwunden. Aber erzähl mal, wie läuft’s denn so, mein Freund?«
    »Mann, Detlef, ich hab den ganzen Tag gequatscht. Nicht auch noch hier. Hast du denn echt nichts mehr übrig?«
    Da kam mir die rettende Idee.
    »Hör zu, Hartmut, ist ein bisschen speziell«, flüsterte ich und hatte damit sofort seine ganze Aufmerksamkeit.
    »Ich würde dir den Schlüssel für die Sieben geben, aber du musst mir vorher was versprechen!«
    »Klar doch. Ich sag keinem was!«
    »Das auch. Aber noch was: Sei vorsichtig!«
    »Mann, Detlef, was soll das? Ist sie noch Jungfrau, oder was?«
    »Das ganz bestimmt nicht. Aber sie ist bewusstlos.«
    »Du meinst …?«
    »Genau das! 24-Stundendienst und dabei etwas zu tief in die Flasche geguckt. Soll wohl schlafen wie ein Stein.«
    »Mann, du bist echt der Größte! Genau das, was ich brauche. Ein stilles Weibchen. Sie schnarcht doch nicht, oder?« Hartmut lachte. »Gib schon her, Mann!« Gierig streckte er mir die Hand entgegen. Mit einem letzten mahnenden Blick gab ich ihm den Schlüssel, und dann war er fort.
    Mey, frisch wie der Morgentau, kam um die Ecke, lächelte und kniff mir in den Hintern. Unglaublich, dieses Weib. Aber heute hatte das Geschäft Vorrang. Ich nickte zu Tisch vier, sie lächelte und ging. Wie viele Stunden würde die Nacht noch haben? Wo war die kleine Dose mit dem Muntermacher?
    14 (oder 14   ½ ) Mädchen waren am Start gewesen, zum Schluss 16. Sechs Stunden Hochbetrieb, aber die Summe unterm Strich war trotzdem mager. Ich war extrem unzufrieden. Zu viel gerammelt, zu wenig gesoffen oder wenn, dann nur Bier. Was war aus den schönen Festen geworden, die über zwei Tage gingen und bei denen Badewannen mit Champagner gefüllt und nicht nur ans Geschäft gedacht wurde. Meine schöne Villa war jahrelang der Treffpunkt für jeden gewesen, der etwas erleben und Spaß haben wollte, und für die Mädchen war sie nicht nur eine Arbeitsstelle, sondern auch Heimat gewesen. Jetzt rannten sie mir zwar die Bude ein, aber genauso schnell gingen sie auch wieder raus. Ich fühlte mich wie auf einem Bahnhof. Alle winkten mir freundlich zu und fragten dann gleich nach dem

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