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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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beschwert.
    Metas Älteste war sieben, ging ins erste Schuljahr, da half Sonja regelmäßig bei den Hausaufgaben. Das tat sie gerne. Sie fühlte sich fast erwachsen, wenn sie Marion die Buchstaben erklärte. Susanne und Anika waren sechs und fünf, stille Kinder, die normalerweise an Metas Rockzipfel hingen. Auch mit ihnen verstand Sonja sich sehr gut, weil sie sich ihr völlig unterordneten.
    Und Heinz hatte zwei Jahre zuvor seine Arbeit in dem kleinen Betrieb gekündigt. Er machte seitdem Schichtarbeit bei Rheinbraun, weil er dort mehr verdiente und mehr Freizeit hatte. Alle drei Wochen war er schon am frühen Nachmittag daheim. Bisher hatte Sonja ihn witzig gefunden, weil er den Kindern oft seine Karateübungen vorführte.
    Hin und wieder erzählte er ihnen auch von seinem Motorrad, obwohl das längst nicht mehr existierte. Er hatte es nach Anikas Geburt abgeschafft. Bei drei kleinen Kindern war es vorbei mit Freiheit und Abenteuer, da brauchte ein Mann einen Familienwagen. Aber träumen durfte er noch. Träumen durften wir alle, von Motorrädern und Helden, von Leidenschaft und heißen Nächten. Sonja bemerkte, dass ich nicht bei der Sache war. Sie ging mit einem resignierenden Achselzucken auf die Tür zu. Doch bevor sie die Küche verließ, drehte sie sich noch einmal um.
    »Sie zanken sich immer so furchtbar«, sagte sie.
    »Heinz hat sich ins Bett gelegt, als er von der Arbeit kam. Als Meta vom Einkaufen zurückkam, hat er gesagt, ihm tut das Bein weh, sie soll ihn massieren. Und sie hat gesagt, sein Bedarf für diese Woche müsste doch eigentlich gedeckt sein. Er wäre ja zweimal bei dir gewesen.« Sonja machte eine Pause, um festzustellen, ob sie mit ihrer zarten Andeutung meine Aufmerksamkeit erregt hatte.
    Ich habe mir später ein paar Mal eingeredet, dieses Gespräch zwischen Mutter und Tochter sei ausschlaggebend gewesen, das Verhältnis mit Heinz abrupt und diesmal endgültig zu beenden. Sonja war eben schon zu alt, um noch an das Märchen vom Film zu glauben, den Heinz sich bei mir anschauen wollte, weil Meta sich für einen anderen Kanal entschieden hatte. Heinz war montags bei mir gewesen und mittwochs. Er war an beiden Abenden kurz nach neun gekommen, da hatte Sonja bereits im Bett gelegen, aber vermutlich noch nicht geschlafen.
    Wie sie da bei der Tür stand, die Peinlichkeit ins Gesicht geschrieben, wie sie mich anschaute, direkt vorwurfsvoll: Wie kannst du nur, Mutti!? Sie seufzte noch einmal nachdrücklich.
    »Er hat ganz gemeine Sachen zu Meta gesagt. Sie soll sich bloß nicht künstlich aufregen, es wäre nur ein Scherz gewesen. Von mir aus, hat er gesagt, kannst du dir deine Fischdose zunähen lassen. Ich will da bestimmt nicht mehr rein.«
    »Was?« Also in dem Moment war ich voll bei der Sache. Sonja kaute auf ihrer Unterlippe, ihr Gesicht war gerötet.
    »Das sage ich nicht nochmal. Du weißt genau, was er gemeint hat. Er wollte nämlich gar nicht, dass sie ihm das Bein massiert. Gestern hat er sich auch ins Bett gelegt und sie gerufen. Da ist sie auch nicht gegangen. Da haben sie sich auch ganz furchtbar gezankt. Die Kinder haben geweint. Sie zanken sich nur noch, ehrlich, Mutti. Du hörst es ja nicht, du bist nicht da, aber ich bin immer dabei.« Dann zählte sie auf.
    »Am Montag haben sie sich gezankt, weil sonntags der Opa da war. Heinz hat gesagt, wenn Meta den Alten nochmal reinlässt, schlägt er sie windelweich.«
    Mit dem Alten war Metas Vater gemeint. Die regelmäßigen Besuche bei ihm hatte Meta irgendwann eingestellt. Angeblich mochte sie mir nicht länger zumuten, an meinem freien Tag vier Kinder zu betreuen.
    »Du hast ja ohnehin nur den einen Tag in der Woche für den Haushalt«, hatte sie gesagt. Mitnehmen wollte sie ihre Kinder auch nicht.
    »Mit dem Bus ist das zu umständlich.«
    Seitdem war der »Opa«, wie Sonja ihn nannte, regelmäßig zu Meta gekommen, bis vor gut sechs Monaten. Da hatte Heinz ihn regelrecht aus der Wohnung geprügelt. Ich wusste nicht, was geschehen war. Heinz mochte nicht darüber reden. Natürlich hatte ich ihn gefragt. Und er hatte geantwortet:
    »Lass mich wenigstens zwei Stunden lang so tun, als ob alles in Ordnung sei, Lisa.«
    Nichts war in Ordnung. Meine Vermutung, Meta habe sich bei ihrem Vater beschwert – seit Jahren Tür an Tür mit der Geliebten des Mannes und keine Aussicht auf ein Ende der Beziehung –, wäre kein ausreichender Grund gewesen, den alten Mann rückwärts die Treppe hinunter zu prügeln und Meta jeden weiteren Umgang

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