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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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dass ich mich so großzügig gezeigt hatte. Bei der älteren Frau wären es nur achtzehn Pfennig gewesen, und die hätte ich garantiert zurückbekommen, die Frau war Stammkundin.
    Béla dagegen war zum ersten Mal im Geschäft gewesen und draußen in einen schicken BMW mit Kölner Kennzeichen gestiegen. Am Steuer saß ein ebenfalls sehr gut aussehender junger Mann mit blonden Haaren. Sabine stand bei der Eingangstür und schaute hinaus, während sie mit mir flachste. Sie lachte.
    »Im Prinzip hast du Recht. Was sind schon neunzehn Pfennig? Eine Sünde mit dem wäre wohl viel mehr wert. Nur glaube ich, bei ihm würde unsereins vergebens auf die Sünde warten.«
    Ich begriff nicht auf Anhieb, was sie meinte. Sabine zeigte nach draußen. Der BMW stand noch. Béla unterhielt sich mit dem Fahrer, erklärte vielleicht, warum es so lange gedauert hatte.
    »Schau dir doch an, wie der Jüngling ihn betrachtet.«
    Sabine meinte den Blonden und seufzte theatralisch.
    »Schade, sieht so aus, als wären die Jungs vom anderen Ufer.«
    Diese Bemerkung ließ mich den ganzen Abend nicht los. Ich kam an dem Tag kurz nach sieben heim, machte für mich Abendbrot. Sonja hatte bereits bei den Böhrings gegessen. Sie erzählte von der Schule, wie sie den Nachmittag verbracht hatte, und versuchte wieder einmal, mit mir zu verhandeln. Das tat sie seit einiger Zeit und mit wachsender Hartnäckigkeit. Sie wollte nach der Schule nicht mehr zu Meta gehen und kam mit allerlei phantasievollen Argumenten. Sie sei alt genug, um nachmittags allein zu bleiben. Sie versprach mir einen Berg von Annehmlichkeiten. Staub wischen, Wäsche waschen, Fenster putzen. Alles nach den Hausaufgaben selbstverständlich. Einkäufe machen! Das war unser wunder Punkt, sie wusste das genau, damit hätte sie mich beinahe weich geklopft. Wenn man von morgens bis abends in einem Drogeriemarkt an der Kasse sitzt und nur einen freien Tag in der Woche hat, ist nicht viel Zeit für den Bäcker, den Metzger und den Supermarkt, ganz zu schweigen von der Bank, der Post, dem Zahnarzt, dem Friseur und dem Gynäkologen. Aber trotzdem, ich war der Meinung, dass eine Elfjährige am Nachmittag noch Aufsicht braucht. Auch wenn sie ein vernünftiges Mädchen ist.
    Ich sagte erst einmal nein zu allem und setzte mich nach dem Essen an die Schreibmaschine. Dann schrieb ich auf, was alles hätte geschehen können, wenn es Béla mit mir ebenso ergangen wäre wie mir mit ihm. Einladung zum Abendessen, romantisches Lokal, Kerzenschein und so weiter. Zärtliche Blicke und der erste Kuss. Ein paar Verwirrungen, das immer gleiche Wechselspiel, kriegen sie sich nun, oder kriegen sie sich nicht. Schließlich steht er mit Rosen vor der Tür. Noch ein Kuss. Darunter das Wort Ende. Zwölf Seiten waren es geworden, das entsprach der Norm.
    Ich legte die beschriebenen Blätter zur Seite und fing noch einmal von vorne an. Diesmal nur für mich, ganz privat. Was Sabine angedeutet hatte, erschien mir an den Haaren herbeigezogen. Dass ein Mann wie Béla schwul sein könnte, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen und hämmerte drauflos. Es kam wie ein Anfall von Schüttelfrost. Erst viel später merkte ich, dass ich einen erotischen Drahtseilakt veranstaltete.
    Um neun kam Sonja in die Küche. Bis dahin hatte sie vor dem Fernseher gesessen. Neun Uhr war ihre Schlafenszeit, ich musste sie nie daran erinnern. Sie stand ein paar Minuten lang neben mir, schaute zu, wie sich das Blatt Zeile um Zeile nach oben schob. Sie fragte nicht, was ich schrieb, das tat sie nie. Sie wollte nur wissen:
    »Willst du noch lange machen?«
    »Weiß ich nicht«, antwortete ich, nicht einmal dabei hörte ich auf zu tippen.
    »Dann mache ich lieber die Tür zu«, sagte Sonja,
    »sonst kann ich nicht einschlafen. Du solltest dir eine neue Maschine kaufen. Es gibt so tolle elektronische, da hört man kaum was.«
    »Mach ich bei Gelegenheit«, erwiderte ich. Sonja seufzte nachhaltig, erkundigte sich zögernd:
    »Willst du es dir nicht nochmal überlegen? Ich meine, dass ich nicht mehr zu Meta gehen muss. Ich finde das doof, ehrlich. Sie war heute Nachmittag in der Stadt, ich musste auf die Kinder aufpassen. Heinz war auch da.«
    Ich hörte ihr gar nicht richtig zu. Sie erzählte mir nichts Neues. Meta musste halt manchmal am Nachmittag Einkäufe machen. Und Sonja war so vernünftig, dass man ihr ohne weiteres drei jüngere Mädchen für ein oder zwei Stunden anvertrauen konnte. Darüber hatte sie sich bisher nie

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