Belgarath der Zauberer
war. Hinzu kam noch, daß Polgara mir alles berichtete, was Kal Torak und Zedar als Gegenmaßnahmen zu unseren Aktionen planten. Genaugenommen gewannen wir die Schlacht an der kaiserlichen Militärakademie zu Tol Honeth, lange bevor unsere Truppen sich marschbereit machten. Planung – darauf kam es an. Das solltet ihr euch gut merken, ehe ihr jemandem den Krieg erklärt. Ich verbrachte Jahrhunderte damit, den dickköpfigen Alornern diesen Gedanken in die Schädel zu hämmern.
Der Sturm der mimbratischen Ritter hatte seine Wucht verloren. Nachdem sich die anfängliche Verzweiflung der Malloreaner gelegt hatte, wurde ihr Widerstand stärker. Sie drangen auf die Ritter ein. Das Blatt wendete sich. Die Mimbrater waren nun eingeschlossen, und ihre Pferde befanden sich am Rand der Erschöpfung. Ihre Lanzen waren längst geborsten; sie kämpften mit Breitschwertern und Streitäxten und mußten hohe Verluste hinnehmen. Mandor sah sich gezwungen, seine Leute zu einem Kreis zu sammeln, um für den Endkampf Aufstellung zu nehmen, den arendische Dichter gern ebenso inbrünstig wie romantisch besingen. Es ermöglicht ihnen, ausschweifend edles Heldentum zu preisen und schwülstig die Großtaten einzelner Ritter zu übertreiben. Der Ausgang dieser letzten Gefechte ist jedoch stets derselbe. Die Ritter erliegen der Überzahl ihrer Gegner. Es ist großartiger Stoff für Heldensagen, doch vom taktischen Standpunkt ist es eine nutz- und sinnlose Verschwendung menschlichen Lebens.
»Beldin!« rief ich. »Ich brauche die Legionen! Jetzt! Die Mimbrater sind eingekreist! Wenn sie unterliegen, stehst du bis zum Hals in Malloreanern!«
»Wir kommen, Belgarath! Halt deine Federn steif!«
Die Bedeutung einiger Taktiken der tolnedrischen Legionen habe ich nie gänzlich begriffen. Häufig erscheint es mir, als wären ihre Formationsänderungen zwar auf dem Paradeplatz angemessen, nicht aber auf dem Schlachtfeld.
Cerran war mit etwa vierzig Legionen auf breiter Front angerückt Er rief einige knappe Befehle, die von stimmgewaltigen Unteroffizieren weitergegeben wurden, und seine Streitmacht verschmolz zu einem kompakten Keil. Die Nadraker waren ausgeschwärmt, um einem Angriff auf breiterer Ebene zu begegnen, und konnten diesen plötzlichen Formationswechsel nicht so rasch nachvollziehen. Die Legion, die ihre Schilde als Schutzwall dicht an dicht trug, näherte sich im Trab und schnitt durch die nadrakischen Reihen wie ein Messer durch Butter. Als sie sich eine Schneise durch die nadrakischen Kämpfer gebahnt hatten, fielen sie den Malloreanern in den Rücken, die mit Mandors Rittern kämpften. Es dauerte nur wenige Minuten, bis Legion und Ritter eine Streitmacht bildeten.
An diesem Tag gab es kein Gefecht bis zum bitteren Ende.
Toraks Situation wurde noch auswegloser, als die Chereker sich in die von Cerran geschlagene Bresche warfen und dadurch die Streitmacht stärkten, die sich inmitten der malloreanischen Armee gebildet hatte. Langsam lösten sich auch die murgosischen Linien an Toraks linker Flanke auf.
Nun blieb Zedar keine Wahl, als die Reserven einzusetzen – und darauf hatte ich gehofft. Ich wartete etwa eine halbe Stunde, um den angarakanischen Reservetruppen Zeit zu geben, ihre Stellung nördlich des Schlachtfeldes einzunehmen. Ich wollte Toraks Nachhut nur beiläufig verteidigt wissen und auch Rhodars Lanzenträgern Zeit geben, durch die sich auflösenden murgosischen Linien zu stoßen, um sich mit der Hauptstreitmacht zu vereinen. Der Tod Ad Rak Cthoros hatte den Kampfgeist der Murgos gebrochen, und ihr Widerstand wurde immer schwächer. Schließlich brachen die Drasnier durch, und die algarische Kavallerie verhinderte, daß sich die murgosischen Linien hinter ihnen schlossen.
»Jetzt, Belkira«, sandte ich meinen Gedanken aus. »Du kannst dich uns jetzt anschließen.«
Ein einzelner, langgezogener Ton erscholl aus Brands Horn, und ich wartete – ein wenig angespannt, das muß ich zugeben. Dann spien die Wälder an der Nordseite der Ebene plötzlich Rivaner, Sendarier und asturische Bogenschützen aus. Sie näherten sich sehr rasch, und keine angarakanischen Truppen versperrten ihnen den Weg.
»Vater!« Polgaras Stimme klang ein wenig schrill. »Torak verläßt seinen Pavillon!«
»Aber ja, Pol«, erwiderte ich. »Das soll er auch.« Ich sagte es ganz ruhig, als hätte ich nie daran gezweifelt. Damit hatte ich natürlich geschickt meine wahren Gefühle verborgen. Ich befand mich sehr hoch über dem Schlachtfeld, so
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