Belgarath der Zauberer
vergeben, und du kannst mir vergeben, und du kannst eine Bittschrift einreichen, die jeder in der bekannten Welt unterzeichnet hat – trotzdem würde ich mir nicht vergeben. Warum können wir nicht über etwas anderes reden?«
Durnik kehrte aus dem Schlafgemach zurück. »Sie ist eingeschlafen«, sagte er leise. Dann ging er zum Kamin und legte neue Scheite auf die Glut. »Die Nacht draußen ist kalt«, meinte er. »Wir sollten darauf achten, daß das Feuer nicht verlöscht.«
»Ich hätte daran denken sollen«, entschuldigte sich Garion.
»Schlafen die Säuglinge noch?« fragte Belgarath den Schmied.
Durnik nickte.
»Genieß es, solange du kannst Sie sammeln Kraft.«
Durnik lächelte. Dann zog auch er sich einen Stuhl ans Feuer. »Erinnerst du dich, worüber wir zuvor gesprochen haben?« fragte er und griff nach dem dritten Becher auf dem Tisch.
»Wir haben über vieles gesprochen«, erwiderte Belgarath.
»Ich meine, über die Dinge, die sich ständig wiederholen. Was heute nacht geschehen ist, gehört doch auch dazu, nicht wahr?«
»Würde es dich überraschen, wenn ich dir erzählte, daß Pol nicht die erste Frau ist, die Zwillingen das Leben schenkt?«
»Das weiß ich, Belgarath, aber irgendwie kommt es mir anders vor. Dies alles ist zuvor noch nicht geschehen; das kann ich fühlen. Es kommt mir neu vor. Das war eine ganz besondere Nacht. UL selbst gab ihr seinen Segen. Geschieht so etwas zu besonderen Zeiten?«
»Nicht daß ich wüßte«, räumte der alte Zauberer ein. »Vielleicht ist dies etwas Neues. Wenn ja, wird es uns die Dinge ein wenig seltsam erscheinen lassen.«
»Warum?« fragte Garion.
»Das Schöne an Wiederholungen ist, daß man ungefähr weiß, was man zu erwarten hat. Wenn aber alles zum Stillstand gekommen ist, als der ›Unfall‹ passierte, und sich nun alles wieder bewegt stoßen wir auf neues Gebiet vor.«
»Geben die Prophezeiungen denn keine Hinweise?«
Belgarath schüttelte den Kopf. »Nein. Der letzte Absatz im Mrin-Kodex lautet folgendermaßen: ›Und es wird ein großes Licht kommen, und in diesem Licht wird heilen, was gebrochen war, und was begonnen ward, wird zu Ende gebrachte All die anderen Prophezeiungen besagen in etwa dasselbe, sogar die Ashabiner Orakel. Als das Licht Korim erreichte, waren wir auf uns selbst gestellt.«
»Wird es denn jetzt neue Prophezeiungen geben?« wollte Durnik wissen.
»Frag Eriond, wenn du ihn das nächstemal triffst Er ist jetzt dafür verantwortlich.« Belgarath seufzte. »Ich glaube aber nicht daß wir in irgendwelche neue Prophezeiungen verwickelt werden. Wir haben getan, was erwartet wurde.« Er lächelte ein wenig schief. »Offen gesagt bin ich froh, das Amt weitergegeben zu haben. Ich werde ein bißchen zu alt, immer unterwegs zu sein und die Welt zu retten. Zuerst waren es interessante Aufgaben, aber nach dem sechsten oder achten Mal wird es ziemlich anstrengend.«
»Das wäre eine erzählenswerte Geschichte«, sagte Durnik.
»Was?«
»Alles, was du erlebt hast – die Welt retten, Dämonen bekämpfen, die Götter herumschubsen und ähnliches.«
»Ermüdend, Durnik. Sehr, sehr ermüdend«, widersprach Belgarath. »Es gab auch lange Zeiten, in denen gar nichts geschah. Von vielen Leuten, die nur herumsitzen und warten, kannst du keine große Geschichte erzählen.«
»Oh, da gibt es sicher einige bewegte Abschnitte, die dafür sorgen, daß die Geschichte interessant bleibt. Ich würde wirklich gern alles hören – du weißt schon, wie du Aldur getroffen hast wie die Welt war, ehe Torak sie zerbrach, und wie du und Cherek Bärenschulter den Orb zurückerobert habt – einfach alles.«
Belgarath lachte. »Würde ich anfangen, diese Geschichte zu erzählen, säßen wir in einem Jahr immer noch hier, und wir hätten nicht einmal die Hälfte gehört. Wir alle haben Besseres zu tun.«
»Haben wir das, Großvater?« fragte Garion. »Eben noch hast du gesagt, wir hätten unseren Teil erledigt. Wäre das nicht ein günstiger Zeitpunkt, alles zusammenzufassen?«
»Was soll das schon nutzen? Du mußt dich um dein Königreich kümmern, Durnik um seinen Hof. Ihr habt beide wichtigere Dinge zu tun, als hier zu sitzen und mir beim Geschichtenerzählen zuzuhören.«
»Dann schreib die Geschichten auf.« Dieser Gedanke schien Garion plötzlich zu beflügeln. »Weißt du, Großvater, je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr bin ich der Meinung, du solltest das wirklich tun. Du hast alles von Anfang an miterlebt. Du bist der einzige,
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