Belgarath der Zauberer
Torak verrückt Er hätte die Welt nicht zerbrochen und die vielen Menschen im Wasser ertränkt hätte ich ihn nicht dazu getrieben.«
»Wir alle haben Dinge getan, die ihm nicht gefielen, Belsambar. Es ist nicht allein deine Schuld.«
»Du willst mich nicht verstehen, Belgarath. Die Ereignisse haben uns alle verdorben. Die Welt wurde grausam, und wir mit ihr. Es geht nicht mehr gerecht zu in der Welt Sie ist nur noch die verrottende, wurmzerfressene Hülle von dem, was sie einst war. Ewige Nacht wird kommen, und wir können nichts tun, um sie aufzuhalten.«
Wir waren an seinem Turm angelangt Ich legte meine Hand auf seine Schulter. »Geh zu Bett, Belsambar«, riet ich ihm. »Wenn am Morgen die Sonne aufgeht, werden dir die Dinge nicht mehr so schlimm erscheinen.«
Er schenkte mir ein schwaches, melancholisches Lächeln. »Falls sie aufgeht.« Dann nahm er mich in die Arme. »Lebe wohl, Belgarath«, sagte er.
»Meinst du nicht gute Nacht?«
»Vielleicht« Dann drehte er sich um und verschwand in seinem Turm.
Es war kurz nach Mitternacht, als eine donnernde Explosion mich weckte. Ein gewaltiger, greller Feuerschein folgte ihr. Ich sprang aus dem Bett und rannte zum Fenster – und starrte von dort aus fassungslos auf die Ruine von Belsambars Turm. Dort stand nicht viel mehr als ein Stumpf, von dem eine große, rußige Feuersäule in die Höhe stieg. Das Geräusch und das Feuer waren schlimm genug, aber ich empfand eine schreckliche Leere, als wäre mir etwas aus der Seele gerissen worden. Ich wußte, was es war. Ich konnte Belsambars Gegenwart nicht mehr fühlen.
Ich kann wirklich nicht sagen, wie lange ich regungslos am Fenster stand und auf das grausige Bild starrte, das sich meinen Augen bot.
»Belgarath! Komm herunter!« Es war Beldin. Ich konnte ihn deutlich sehen, wie er am Fuß meines Turmes stand.
»Was ist geschehen?« rief ich ihm zu.
»Ich sagte dir doch, daß du auf Belsambar achten solltest! Er hat sich selbst vernichtet! Er ist nicht mehr bei uns, Belgarath! Er ist nicht mehr!«
Die Welt um mich schien zusammenzustürzen. Belsambar war stets ein wenig seltsam gewesen, aber er war trotzdem mein Bruder. Durchschnittliche Menschen, die ein durchschnittliches Leben führen, könnten meine Empfindungen nicht einmal andeutungsweise verstehen. Ich glaube, ich hätte lieber einen Arm oder ein Bein verloren als meinen ein wenig verrückten, mystischen angarakanischen Bruder, und ich wußte, daß meine anderen Brüder ganz ähnlich empfanden. Beldin weinte tagelang, und die Zwillinge waren schlicht untröstlich.
Dieses Gefühl der Leere, das ich empfunden hatte, als Belsambar sein Leben beendete, hallte durch die ganze Welt. Selbst Belzedar und Belmakor, die beide in Mallorea weilten, als es geschah, fühlten es und kamen etwa eine Woche später angeflogen, obwohl mir nicht klar war, wie sie helfen wollten. Belsambar war tot, und nichts konnte ihn zurückbringen.
Wir trösteten unseren Meister, so gut wir konnten, doch nichts vermochte sein Leid und seine Sorgen wirklich zu lindern.
Ich hatte es Beldin zwar nicht zugetraut, aber er besaß doch ein gewisses Zartgefühl. Er wartete, bis er Belzedar aus dem Turm unseres Meisters geschafft hatte, ehe er damit begann, ihn seines Verhaltens in Mallorea wegen zur Rede zu stellen. Belmakor und ich waren zugegen, und wir waren von der Wortgewandtheit unseres häßlichen Bruders äußerst beeindruckt »Unverantwortlich« war gewiß das freundlichste Wort, das er verwendete. Von da an ging es nur noch bergab.
Belzedar nahm die Beschimpfungen stumm entgegen, was gar nicht typisch für ihn war. Aus irgendeinem Grund schien der Tod Belsambars ihn härter getroffen zu haben als uns andere. Damit will ich nicht sagen, daß wir nicht alle trauerten, doch Belzedars Trauer erschien irgendwie über- trieben. Mit ungewohnter Demut entschuldigte er sich bei Beldin – nicht daß dies in irgendeiner Weise geholfen hätte. Beldin war in Fahrt gekommen, und er hatte nicht die Absicht innezuhalten, nur weil Belzedar seine Fehler zugab. Schließlich fing er an, sich zu wiederholen, und an dieser Stelle brachte Belmakor den Redeschwall seines Bruders geschickt zum Stillstand. »Was hast du denn in Mallorea getan, alter Junge?« fragte er Belzedar.
Belzedar zuckte die Achseln. »Was schon? Ich habe versucht, den Orb unseres Meisters zurückzuerobern.«
»Ist das nicht ein bißchen gefährlich, alter Knabe? Torak ist noch immer ein Gott, und wenn er dich fängt, verspeist er
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