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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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unausgesprochener Vereinbarung unter uns Brüdern, daß die Zwillinge stets in der Nähe Aldurs blieben. Diese Gewohnheit nahm ihren Anfang, als Torak den Orb unseres Meisters stahl. Ich jedoch zog während der nächsten paar Jahrhunderte durch die Lande. Es gab noch einige Hochzeiten zu arrangieren – und gelegentlich den einen oder anderen Mord.
    Schockiert euch das? Ich habe nie behauptet, ein Heiliger zu sein, und es gab einige Leute auf der Welt, die lästig waren. Ich erzählte meinem Meister nicht, was ich tat – aber er fragte auch nicht. Ich werde weder meine noch eure Zeit mit lahmen Entschuldigungen verschwenden. Ich tat, was getan werden mußte.
    Die Jahre zogen dahin. Ich hätte sogar meinen dreitausendsten Geburtstag vergessen, doch meine Gefährtin wies mich darauf hin. Aus irgendeinem Grund erinnerte sie sich immer an meinen Geburtstag. Das fand ich seltsam. Wölfe befassen sich mit den Jahreszeiten, nicht mit den Jahren, aber sie vergaß nicht ein einziges Mal den Tag, der für mich längst keine Bedeutung mehr hatte.
    Ich stolperte an diesem Morgen mit leicht verquollenen Augen aus dem Bett. Die Zwillinge und ich hatten am Vorabend irgend etwas gefeiert. Sie saß da und beobachtete mich, und ihre alberne Zunge hing ihr aus dem Maul. Ausgelacht zu werden ist nicht die schönste Art, den Tag zu beginnen. »Du riechst nicht gut«, stellte sie fest.
    »Bitte, erspar mir das«, sagte ich. »Ich fühle mich heute morgen nicht wohl.«
    »Bemerkenswert. Letzte Nacht hast du dich sehr wohl gefühlt.«
    »Gestern war gestern. Heute ist heute.«
    »Warum tust du dir das an? Du weißt doch, daß du dich am nächsten Morgen schlecht fühlst.«
    »Es ist ein Brauch.« Im Laufe der Jahre mit der Wölfin hatte ich herausgefunden, daß man ihr die Dinge am besten als Brauchtum erklärte.
    »Oh. Ich verstehe. Nun, wenn es Brauch ist dann wird es schon in Ordnung sein. Du bist heute älter, weißt du das?«
    »Ich fühle mich viel älter heute.«
    »Du wurdest vor langer Zeit an diesem Tag geworfen.«
    »Hab’ ich schon wieder Geburtstag? Schon wieder? Wo geht denn die Zeit hin?«
    »Sie liegt hinter uns oder vor uns. Das hängt davon ab, von welcher Warte aus du sie betrachtest.« Könnt ihr euch vorstellen, daß die Komplexizität dieses Gedankens von einem Wolf kam?
    »Du bist nun schon lange bei mir.«
    »Einem Wolf bedeutet die Zeit nichts. Die Tage gleichen sich doch alle sehr, nicht wahr?«
    »Wenn ich mich recht entsinne, haben wir uns auf den Grasebenen im Norden getroffen, ehe die Welt zerbrach.«
    »Ja, das war ungefähr zu dieser Zeit.«
    Ich rechnete kurz in Gedanken nach. »Etwa eintausend meiner Geburtstage sind inzwischen vergangen.«
    »Und?«
    »Leben Wölfe normalerweise so lange?«
    »Du bist ein Wolf – manchmal –, und du hast so lange gelebt.«
    »Das ist bei mir anders. Du bist ein sehr ungewöhnlicher Wolf.«
    »Danke. Ich hatte schon geglaubt, du würdest es nie bemerken.«
    »Das ist wirklich erstaunlich. Ich kann nicht glauben, daß ein Wolf so lange leben kann.«
    »Wölfe leben, solange sie wollen.« Sie rümpfte die Nase. »Ich wäre zufriedener, wenn du etwas gegen deinen schlechten Geruch unternehmen würdest«, fügte sie hinzu.
    Siehst du, Polgara? Du warst nicht die erste, die diese Bemerkung gemacht hat.
    Einige Jahre später wechselte ich wieder meine Gestalt. Den Grund dafür habe ich längst vergessen. Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, welche Gestalt ich annahm, aber ich weiß noch, daß es früh im Sommer war und die Sonne golden durch das offene Fenster meines Turms schien und all das Gerümpel halb vergessener Experimente und die Berge von Büchern und Schriftrollen, die sich an den Wänden auftürmten, in das klare Licht dieser Jahreszeit tauchte. Ich dachte, die Wölfin schliefe, als ich mich verwandelte, aber ich hätte es besser wissen sollen. Nichts, was ich tat, entging ihr.
    Sie setzte sich auf, und ihre goldenen Augen glühten im Sonnenlicht. »Ah, so machst du das also«, sagte sie zu mir. »Wie einfach.«
    Und prompt verwandelte sie sich in eine schneeweiße Eule.

9. KAPITEL

    anach hatte ich kaum mehr Frieden. Sobald ich mich umdrehte, wußte ich nie, was mich anstarrte – Wolf oder Eule, Bär oder Schmetterling. Es schien ihr Vergnügen zu bereiten, mich zu erschrecken, doch im Laufe der Zeit zeigte sie sich mir immer öfter in der Gestalt der Eule.
    »Hast du eine besondere Vorliebe für Eulen?« knurrte ich eines Tages.
    »Ich mag Eulen«,

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