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Belial

Belial

Titel: Belial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nickte. Dann sagte er leise:
    »Irgendwo war der Heilige toll. Ich habe ihn gesehen; er ist aus dem Himmel gekommen, zusammen mit Donner, Blitz und Regen. Es war einfach grandios.«
    Bevor sich ihr Sohn in Schwärmereien verlor, kam seine Mutter zur Sache. Sehr detailliert stellte sie ihre Fragen und erhielt Antworten. Aus ihnen ergab sich ein Bild, das sie kaum glauben konnte. Es war einfach zuviel für sie und unglaublich. So etwas konnte es nicht geben, das hatte sich der Junge ausgedacht, aber er war glücklich, wie Dana seinem Gesicht ansah. Wahrscheinlich dachte er über den komischen Heiligen nach.
    Sie wollte ihn nicht noch einmal auf den Toten ansprechen, sondern sicherheitshalber dem Konstabler Bescheid sagen. Der Mann gehörte zu einem Revier, das für mehrere Dörfer zuständig war. Hin und wieder ließen sich die Beamten bei den Bewohnern blicken, um sich zu erkundigen, ob alles in Ordnung war.
    Billy blieb in der Küche zurück und trank seine Milch. Dana verschwand im Flur, wo das Telefon auf einem Regalbrett seinen Platz gefunden hatte. Wichtige Nummern waren auf einem Zettel notiert worden, unter anderem auch die der Polizei.
    Die Frau wählte. Es war nicht besetzt, deshalb atmete sie auf. Nach dem plötzlichen Unwetter riefen sicherlich zahlreiche Leute bei der Polizei an, um das eine oder andere zu melden. Auch Dana gab die Meldung durch, und sie erlebte einen Beamten, der verdattert war. »Tot, haben Sie gesagt, Madam?«
    »Ja, mein Sohn.«
    »Und wo genau soll das gewesen sein?«
    Sie beschrieb ihm die Stelle so gut wie möglich, gab noch ihren Namen und die Anschrift durch, bevor sie um einen Rückruf bat, weil sie schließlich selbst Bescheid wissen wollte. Man versprach ihr, sich darum zu kümmern, und Dana kehrte wieder zurück in die Küche, wo ihr Sohn saß und Milch trank.
    »Wo bist du gewesen, Mum?«
    »Ich habe telefoniert.«
    »Mit der Polizei?«
    »Richtig.«
    Billy lächelte versonnen. »Ich glaube nicht, daß sie den Heiligen finden wird. Er ist toll. Er ist den Menschen bestimmt überlegen.«
    »Das kann sein.«
    Bill wies gegen die Decke. »Und er kam wirklich aus dem Himmel oder den Wolken, das habe ich gesehen. Ich stand im Regen, auf der anderen Straßenseite. Es war toll!«
    »Sicher.«
    »Er hatte nichts an, Mum. Trotzdem kam er mir kaum nackt vor. Der war einfach anders, obwohl er aussah wie ein Mensch. Das alles muß ich dem Pastor erzählen. Der wird sich wundern, wenn er hört, daß ich einen Heiligen gesehen habe.«
    Dana Wilson schüttelte den Kopf. »Mein lieber Junge, du solltest dich nicht zu weit nach vorn wagen. Ob Heilige oder Scharlatane, es gibt da immer wieder Menschen, die versuchen werden, andere auszunutzen, wenn du verstehst…«
    »Nein.«
    »Du willst es nicht.«
    »Du hältst den Heiligen für einen Lügner?«
    »Nicht direkt, aber…«
    »Wenn du ihn gesehen hättest, Mum, würdest du ganz anders darüber reden.«
    »Kann sein, aber ich habe ihn nun mal nicht gesehen, und ich weiß auch nicht, ob Heilige töten, und der, den du gesehen hast, der hat ja wohl einen Mord begangen – oder?«
    »Weiß nicht so recht.«
    »Bitte, Billy, jetzt mach aber halblang!«
    Dana Wilson hatte beschlossen, das Thema zu wechseln. »Möchtest du etwas essen?«
    »Hunger habe ich nicht. Ich wollte eigentlich fernsehen. Ich kann ja später Cornflakes essen.«
    »Okay, wenn du willst.«
    »Muß ich mich noch mal anziehen?«
    »Sicherlich nicht.«
    »Danke, toll…« Billy rutschte vom Stuhl und verließ die Küche. Sein Ziel war das eigene Zimmer, in dem auch eine Glotze stand. Alle Kinder aus seiner Klasse besaßen einen eigenen Fernseher. So hatten sich auch die Wilsons dazu entschlossen, ihm einen Apparat zu kaufen. Allerdings bestimmte Dana, wann ihr Sohn davor sitzen durfte und wann nicht.
    Sie blieb in der Küche zurück, grübelnd und nachdenklich. Sie rauchte wieder eine Zigarette und nahm noch einen kräftigen Schluck Gin.
    Manchmal war es verdammt mies, als Frau allein in einem Dorf zu hängen, auch wenn sie auf ihren Sohn achtgeben mußte. Fünf Tage in der Woche war ihr Mann weg von Zuhause. Da schuftete er als Vorarbeiter auf der Baustelle. Okay, er verdiente gut, und Miete brauchten sie hier auch nicht zu zahlen, sie hatten den Bau des Hauses durch ein Erbe finanzieren können, aber dieses Kaff Ronston machte sie noch verrückt.
    Dana befürchtete, hier zu versauern, einzugehen, zu vertrocknen und mit vierzig schon auszusehen wie andere mit sechzig. So konnte

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