Belial
über den Schreibtisch hinweg an, seine Augen zeigten sich erstaunt. »Den habe ich doch auch gelesen«, sagte er, »aber als so interessant habe ich ihn nicht angesehen.«
»Bei meinem Blatt stand er auf der ersten Seite.«
Suko ließ seinen Blick über die anderen Gazetten schweifen. »Was ist daran so besonders?«
»Er war sehr modifiziert. Hier wurde über ein plötzliches Unwetter am vergangenen Abend geschrieben, das über zwei Orte unweit Londons hinweggebraust ist. Es hat sogar einen Toten gegeben.«
»Vom Blitz erschlagen?« fragte Suko.
»Das steht dort nicht.«
»Gib mal her.«
Ich reichte Suko die Zeitung, und Glenda stellte sich neben ihn, um mitzulesen. Sie wunderte sich lautstark darüber, daß ich mich dafür so interessierte, und sie fragte nach den Gründen.
»Laß Suko erst mal lesen.«
Der Inspektor senkte das Blatt sehr schnell. Glenda und ich warteten auf seinen Kommentar. Er enttäuschte uns nicht, aber er stellte dabei eine Frage. »Und? Glaubst du wirklich, daß es das Ereignis ist, auf das wir gewartet haben?«
»Ich kann es dir nicht sagen. Es ist zumindest ungewöhnlich. Ein plötzliches Unwetter, nur auf zwei Orte begrenzt, das paßt einfach nicht in die Wetterregel hinein. Zumindest nicht in unseren Breiten. Das wurde auch geschrieben.«
»Anomalien gibt es immer!« meldete sich Glenda.
»Mich stört der Tote.«
»Ein Toter stört immer«, erklärte Suko. »Aber warum störte er dich in diesem Fall?«
»Weil nicht dabei gestanden hat, wie er genau ums Leben kam. Oft wird geschrieben, daß bei einem Unwetter ein Mensch vom Blitz erschlagen wurde, das aber ist hier nicht zu lesen, und da könnte ich mir schon meine Gedanken machen.«
»Ich nicht«, gab Glenda zu.
Mein Lächeln war wissend. »Das kannst du auch nicht, Glenda, denn du weißt nicht, was wir wissen.«
»Aha, dann informiert mich mal.«
Glenda Perkins gehörte zu den Vertrauenspersonen, die wir ohne weiteres einweihen konnten. So erfuhr sie von dem abendlichen Besuch des Gerechten in meiner Wohnung, und ich berichtete von seinen Warnungen vor Belial.
Glenda nickte langsam. »Verstehe«, murmelte sie und setzte sich auf die Schreibtischkante zwischen uns. »Ihr denkt also jetzt, daß dieser Belial die Verantwortung für das Unwetter trägt?«
»Genau darauf laufen meine Gedanken hinaus.«
»Was ist mit dir, Suko?«
»Ich stimme John zu!«
»Soll ich nachhaken?«
»Laß mal. Das werden wir schon machen.« Ich räusperte mich. »Es hat einen Toten gegeben, und mich würde wirklich interessieren, wie er ums Leben gekommen ist. Die Dörfer heißen Cockfield und Ranston, Suko. Es muß doch herauszufinden sein, welche Kollegen sich um den Fall gekümmert haben, falls er überhaupt einer ist.«
»Ich hole erst mal Kaffee«, sagte Glenda und verschwand in ihrem Büro.
Suko und ich machten uns an die Arbeit. Die Kollegen aus London waren für den Fall nicht zuständig. Wir erfuhren, daß wir uns mit denen aus High Wycombe in Verbindung setzen sollten, da würde man uns mehr sagen können.
Glenda kam mit dem Kaffee und blieb bei uns. Ich wählte die Nummer, die man mir gegeben hatte, und ich dachte daran, daß ein großer Teil der Polizeiarbeit aus telefonieren bestand.
Es wurde abgehoben, und eine forsche Stimme meldete sich. Ich brachte meine Wünsche vor und wurde weiter verbunden. Diesmal hörte ich eine andere Stimme, müde und mürrisch. Der Kollege hieß Bexhill und stand im Range eines Chief Inspectors.
»Ich rufe wegen des Unwetters von gestern abend an«, sagte ich, nachdem ich mich vorgestellt hatte. »Darüber las ich in der Zeitung. Ich erfuhr auch, daß es einen Toten gegeben hat.«
»Das stimmt, Mr. Sinclair.«
»Gut oder nicht gut. Es kommt darauf an, wie man es sieht. Können Sie mir mehr über den Toten sagen? Wissen Sie, wie er umkam? Durch einen Blitzschlag oder…«
»Nein, das wäre normal gewesen, obwohl das verdammte Unwetter schon unnormal und unerklärbar ist. Aber der Mann wurde ermordet. Man hat ihm den Kopf zertreten.«
Ich schluckte und war stumm.
»He, haben Sie gehört?«
»Ja, das habe ich. Wie sieht es mit Spuren aus?«
Der Kollege lachte. »Wir haben sogar einen Zeugen, einen zwölfjährigen Jungen. Er hat den Killer gesehen. Sie werden es kaum glauben, aber er sprach von einem Heiligen.«
»Wovon, bitte?«
»Von einem Heiligen. Das können Sie glauben oder nicht. Der Junge jedenfalls war nicht davon abzubringen, daß es ein Heiliger gewesen ist, der plötzlich
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