Belial
schon lautlos, und dem Lachen folgten Worte.
»He, was bist du denn für eine komische Gestalt? Willst du zum Karneval gehen? So wie du läuft doch nur jemand rum, der sich verkleidet. Spielst du hier den Engel?«
Belial sagte nichts.
»Ich habe übrigens eine Kanone, du Engel. Damit schieße ich auch auf dich. Die Hügel helfen dir nichts. Also nimm schön die Hände hoch, tritt von der Tür weg und lehne dich gegen die Wand. Wir lassen uns in unseren Geschäften nicht stören, das kann ich dir versichern, du Lumpenhund.«
Belial hatte zugehört.
Er wußte genau, was der andere von ihm wollte, nur störte er sich nicht daran. Sehr langsam drehte er sich um und hob sogar die Arme an.
»Gut, das machst du gut, aber du sollst dich…« Die Stimme verstummte, denn plötzlich stand der Lügenengel vor ihm. Trotz der Dunkelheit bekam der Typ mit der Ledermütze und der Kanone in der Hand seinen Mund nicht mehr zu. Seine dunkle Hautfarbe schien bleich zu werden.
Schweiß perlte auf seiner Stirn, er saugte die Luft ein, und der Mund verbreiterte sich zu einem Grinsen. Es war nicht ernst gemeint, denn es spiegelte nur die Angst wider, die der junge Mann fühlte. Nicht so Belial!
Er schüttelte leicht den Kopf. Dann packte er zu. Und er griff die rechte Hand des anderen. Die Waffe störte ihn nicht. Seine Hand war so groß, um sie beinahe ganz zu greifen. Mit einer nahezu locker anmutenden Bewegung bog er den Lauf in die Höhe, und der dunkelhäutige Aufpasser tat nichts, um sich zu wehren. Er stand einfach nur da, ohne den Mund zu schließen.
Es knackte, als irgend etwas in der Waffe brach. Noch ein Knacken. Das war schon der Handknochen des Mannes. Glühender Schmerz fraß sich seinen Arm hoch.
Schreien konnte der Aufpasser nicht. Alles ging zu schnell. Zudem stand er unter Schock.
Belial riß den Menschen in die Höhe.
Und wie er das tat, deutete darauf hin, daß ein Mensch für ihn eigentlich nicht mehr war als eine Puppe. Ein zischender Laut drang dem Engel entgegen, das war alles.
Belial schmetterte den anderen zu Boden. Es gelang ihm noch, den Menschen zu drehen, so daß er mit dem Kopf zuerst gegen die Steine prallte. Ein dumpfer Laut erklang, und Belial ließ seinen Feind los. Er brauchte sich um ihn nicht mehr zu kümmern, jetzt waren die anderen an der Reihe. Sein Instinkt hatte ihn hergeführt, er hörte das Lachen der weiblichen Stimme, und er nickte vor sich hin. Für ihn stand fest, daß sie so bald nicht mehr lachen würde.
Die Tür war kein Hindernis.
Er hob ein Bein an und rammte es vor.
Das Krachen war noch nicht verklungen, als die Tür bereits auf dem Boden lag und er die Laube betreten hatte.
Belial sah sich um. Seine Augen saugten in Sekundenbruchteilen auf, was sich in seiner Umgebung befand.
Auf dem Boden hockten eine Frau und ein Mann. Beide waren noch jünger.
Zwischen ihnen stand ein oben offener Rucksack, der mit Geldscheinbündeln gefüllt war. Sie waren dabei, das Geld nachzuzählen, das sicherlich von einem Raub stammte.
Beleuchtet wurde die Szene von dem Licht mehrerer Kerzen, die im Raum verteilt standen.
Belial hatte sie aus ihrer Beschäftigung hervorgerissen. Beide schauten ihn aus schockweiten Augen an. Zuerst reagierte der Mann.
Er sprang in die Höhe, griff unter seine schwarze Jacke, um dort eine Waffe hervorzuholen.
Der Tritt erwischte ihn, als er noch nicht richtig stand. Er schrie nicht einmal, als er gegen die Wand klatschte, daran herabrutschte und dort liegenblieb.
Die Frau oder das Mädchen hatte es mit ansehen müssen. Sie wußte nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie konnte auch nichts tun, der andere war zu schnell.
Bevor sie sich noch zur Seite bewegen und die Flucht ergreifen konnte, hatte eine Hand sie erwischt. Die Finger griffen in ihren Nacken, sie drückten den Kopf nach unten, und dann tat Belial etwas Schreckliches.
Für ihn waren die Menschen Gewürm, nicht mehr als Gewürm.
Er ließ die Frau auf dem Bauch liegen und kümmerte sich um das Geld.
Sollte er es mitnehmen?
Er hatte sich noch nicht entschieden. Zuerst schaute er sich in dem kleinen Raum um und fand eine schmale Tür, die in eine Abstellkammer führte.
Dort standen einige Gartengeräte, aber er sah auch zwei graue Kittel unterschiedlicher Länge.
Belial entschied sich für den längsten. Er streifte ihn über, und der Kittel war weit genug geschnitten, um auch seine Flügel zu verdecken. Nur ein kleiner Buckel zeichnete sich unter dem Stoff an seinem Rücken ab. Er war
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