Belial
wäre es zu einem Kampf zwischen ihm und dem Engel der Lügen gekommen.
Die Zeit war noch nicht reif, es mußte dauern, er mußte sich erst auf die Begegnung vorbereiten und…
Aus seinem Mund drang ein Schrei der Wut. Er hielt die Arme ausgebreitet und die Hände zu Fäusten geballt.
Dann drehte er sich um und ging weg.
Es wurde Zeit.
Es war nicht nur zwölf, es war bereits fünf Minuten später…
***
Billy Wilson nickte uns zu, als wollte er von uns eine Bestätigung seiner Antwort erhalten, doch wir hielten uns zurück und kamen auf ein anderes Thema zu sprechen.
»Du hast die Stimme tatsächlich gehört?« fragte ich den Jungen.
Er antwortete mit einem ernsten Nicken.
»Und du bist dir sicher, daß sie vom Sterben gesprochen hat? Daß viele Menschen sterben werden?«
»Ja, das bin ich.«
»Wo? Weißt du denn, wo die Menschen sterben sollen?«
»In der Stadt, John.«
»Die ist groß.«
Billy hob die Schultern und schloß den Mund. Er wollte nichts mehr sagen.
Seine Mutter stand neben ihm und rang nach Luft. »Sie… Sie werden ihm doch nicht glauben – oder?«
Suko antwortete ihr. »Auch wenn es Ihnen schwerfallen wird, Mrs. Wilson, aber Sie müssen akzeptieren, was da geschehen ist. Ihr Sohn hat sich zwar von heute auf morgen äußerlich nicht verändert, aber er ist Zeuge eines Vorfalls geworden, der uns noch unerklärlich erscheint, den wir aber akzeptieren müssen.«
»Das sehe ich nicht ein, Mr. Sinclair.« Sie strich ihrem Sohn über den Kopf. »Auch wenn Billy beinahe so groß wie seine Mutter ist, aber er ist noch ein Kind. Sie können ihm nicht so viel zumuten.«
»Das stimmt, Mrs. Wilson. Wir muten ihm auch nicht zuviel zu. Es sind andere Kräfte.«
»Wieso Kräfte?«
»Belial.«
»Dieser komische Heilige!?«
»Es ist kein komischer Heiliger, Mum!« widersprach der Junge energisch. »Nein, das ist er nicht. Ich habe ihn doch gespürt!« Billy deutete wieder auf seinen Kopf. »Er war hier, er war hier drin. Dort hat er gedanklich getobt.«
»Sicher.«
»Mehr sagst du nicht?«
Sie hob die Schultern. »Ich weiß nicht, was mit dir los ist, Billy. Ich kann dir auch nicht helfen.« Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit. »Ich weiß nicht, was ich da tun soll.«
»Sie nichts, Mrs. Wilson«, erklärte ich. »Wenn etwas getan wird, dann übernehmen wir das.«
Die Frau überlegte, bevor sie mich mit stumpfem Blick anschaute. »Sie sind Menschen – Polizisten! Nichts gegen Sie, ich bin Ihnen auch dankbar, und ich weiß, daß Sie an gewisse Dinge glauben, die ich mir nicht vorstellen kann. Aber meinen Sie denn im Ernst, daß Sie gegen eine Gestalt wie diesen… na ja, diesen Heiligen überhaupt ankommen? Glauben Sie das?«
»Es wird für uns schwer werden«, gab ich zu, »sogar sehr schwer. Aber wir werden uns stellen. Zu Ihrer Beruhigung kann ich Ihnen versichern, daß mein Freund und ich auf keinen Fall so blauäugig sind, wie es vielleicht scheint. Wir haben Erfahrungen sammeln können. Wir werden nicht unvorbereitet in diesen Kampf hineingehen, das steht fest. Auch wenn es Ihnen schwerfällt, sie sollten versuchen, uns zu vertrauen. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
Nach einer Weile des Nachdenkens nickte Mrs. Wilson. »Sicher, ich muß Ihnen sogar vertrauen. Aber tun Sie mir einen Gefallen, lassen Sie meinen Sohn aus dem Spiel.«
»Ich weiß nicht, ob das machbar ist.«
»Warum nicht?«
»Schauen Sie, Mrs. Wilson«, sagte Suko. »Ihr Sohn ist unsere Spur zu dieser Person. Er hat mit ihr Kontakt. Er weiß möglicherweise, wo wir ihn finden können. Ich kenne den Grund nicht, weshalb sich Belial mit ihm in Verbindung gesetzt hat. Vielleicht will er auch, daß Billy uns zu ihm führt. Er räumt uns die Steine aus dem Weg, die zu Stolperfallen werden können. Daran sollten Sie denken, und mein Freund und ich werden alles daransetzen, um Ihren Sohn zu schützen. Wir sind sogar davon überzeugt, daß dieser angebliche Heilige Ihrem Sohn nichts antun wird. Er braucht ihn. Hätte er ihm etwas antun wollen, dann wäre es schon längst passiert.«
Dana Wilson schauderte zusammen. »Ich weiß nicht, ob ich das alles glauben soll. Ob Sie überhaupt recht haben. Niemand kann mir das bestätigen.«
»Das stimmt, doch manchmal entstehen Konstellationen, die man einfach akzeptieren muß, Mrs. Wilson, und man muß versuchen, das Beste aus derartigen Situationen zu machen. Wir sind ja auch nicht unerfahren. Ihr Sohn soll uns nur hinführen, wir werden ihn aus der eigentlichen
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